In Israel hat sich eine Welle des Protests entfaltet, die tief in der Gesellschaft verwurzelt ist. Ausgelöst wurde sie durch den tragischen Fund der Leichen von sechs Geiseln im Gazastreifen, was zu einem landesweiten Proteststreik führte. Die Geschehnisse bewegen die Menschen und werfen schockierende Fragen über den Umgang mit den leidtragenden humanitären Konsequenzen des langwierigen Konflikts auf. Am Sonntag, als die Entdeckung der Leichen publik wurde, fanden in vielen Städten und Gemeinden Demonstrationen statt, während nicht alle Orte dem Aufruf zur Schließung folgten. Besonders jene, die der rechtsreligiösen Regierung von Benjamin Netanjahu nahe stehen, distanzierten sich teilweise von den Protesten.
Gewerkschaften, angeführt von einem Dachverband, hatten den Streik initiiert, um Druck auf die Regierung auszuüben und die Freilassung der noch verbliebenen Geiseln zu erzwingen. Betroffen von den Aktionen waren zahlreiche Einrichtungen: Kindergärten, Banken und öffentliche Behörden hatten ihre Türen geschlossen, auch der öffentliche Verkehr kam an vielen Orten zum Erliegen. Zehntausende Menschen gingen auf die Straßen, um auf die katastrophalen Zustände und die Notwendigkeit eines dringend erforderlichen Abkommens mit der Hamas hinzuweisen. Dies waren die größten Massenproteste seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast elf Monaten.
Reaktion der Regierung auf den Streik
Trotz der weitreichenden Maßnahmen, die am Montag in Israel umgesetzt wurden, verlief der Flugverkehr am internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv im Großen und Ganzen normal. Finanzminister Bezalel Smotrich versuchte, den Generalstreik mithilfe einer einstweiligen Verfügung zu unterbinden. Er bezeichnete den Streik als «politisch» und wandte sich gegen jegliche Zugeständnisse an die Hamas. Diese Haltung wird von anderen hochrangigen Regierungsmitgliedern, wie dem rechtsextremen Polizeiminister Itamar Ben Gvir, geteilt. Laut Berichten hat Ben Gvir mehrfach mit dem Zerfall der Koalitionsregierung gedroht, sollte Netanjahu sich auf einen Deal mit der Hamas einlassen.
Die israelische Armee hatte den Tag des Streiks mit der schmerzlichen Ankündigung eingeläutet, dass die Leichen der Geiseln in einem unterirdischen Tunnel im Gazastreifen entdeckt worden waren. Informationen aus dem Gesundheitsministerium reportieren, dass die Geiseln, die etwa 48 bis 72 Stunden vor der Autopsie getötet wurden, aus nächster Nähe erschossen worden sind. Im Gegensatz dazu behauptet Hamas, die Opfer seien durch israelisches Bombardement ums Leben gekommen, was erneut die Verwirrung und tragischen Fehlinterpretationen der Geschehnisse offenbart.
Inmitten dieser angespannten Situation ist es nicht nur der Protest, der die Menschen vereint, sondern auch die kollektive Trauer und das Verlangen nach Klarheit über die Umstände dieser Tragödien. Die Ereignisse offenbaren die tiefen Risse in der israelischen Gesellschaft und der Politik und hinterlassen Fragen über die humanitäre Verantwortung in Kriegszeiten. Die Menschen fordern endlich Lösungen, die über den politischen Kategorien und Streitigkeiten hinausgehen. Es ist eine Zeit in der Geschichte, in der Ruhe und Frieden für alle über ideologischen Differenzen stehen sollten.