Coesfeld

„Alltagsrassismus im Blick: Kathrin Schrockes eindrucksvolle Lesung“

Kathrin Schrocke stellte am Dienstagnachmittag in der Stiftsbuchhandlung Esplör ihr Jugendbuch „Weiße Tränen“ vor, das 56 Schülerinnen und Schüler der Münsterlandschule Tilbeck für das Thema Alltagsrassismus sensibilisiert, indem es eigene Erfahrungen mit Mikroaggressionen und Diskriminierung thematisiert.

In der Stiftsbuchhandlung Esplör fand am Dienstagnachmittag eine spannende Jugendlesung mit der Autorin Kathrin Schrocke statt, die ihr Buch „Weiße Tränen“ vorstellte. Dieses Buch thematisiert Alltagsrassismus und ist im vergangenen Jahr erschienen. Schrocke betonte, dass die Jugend eine entscheidende Phase ist, in der junge Menschen ihre eigene Haltung entwickeln und reflektieren. „In der Jugend lernen wir uns selbst kennen“, bemerkte sie und führte weiter aus, dass es darum gehe, was im Alltag oft unbewusst geschieht.

Die Lesung wurde von Buchhändlerin Jacqueline Esplör organisiert, die eine Förderung beim Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen beantragte. Dies zeigte schon das große Interesse und die Relevanz des Themas für die Jugendlichen. Insgesamt 56 Schüler der Jahrgangsstufen 8 und 9 der Münsterlandschule Tilbeck nahmen an der Veranstaltung teil, begleitet von ihren Lehrpersonen. Bereits am Vormittag hatten die Jugendlichen ihre eigenen Exemplare des Buches erhalten und sich intensiv mit dem Cover auseinandergesetzt, was darauf hindeutet, dass das Buch Teil ihrer kommenden Unterrichtsstunden sein soll. Hierbei soll es nicht nur um das Lesen gehen, sondern auch um das Bewusstsein für Rassismus zu schärfen.

Einblick in die Geschichte

Die Geschichte im Buch spielt bewusst im Jahr 2016, einer Zeit, in der das Thema Rassismus noch nicht so intensiv diskutiert wurde wie heute. In einem eindrücklichen ersten Kapitel lernen die Leser den 16-jährigen Lenni und seinen besten Freund Serkan kennen, die als Beobachter der Schulkultur dienen. Bei der Begrüßung des neuen Mitschülers Benjamin Schneidmüller wird deutlich, wie subtile, aber schmerzhafte Mikroaggressionen im Alltag auftreten. Als Benjamin erklärt, dass er in Deutschland geboren ist, stellt der Lehrer die Frage: „Ich meine, wo kommst du wirklich her?“ Dies führt zu einer tiefen Erklärung von Schrocke über Mikroaggressionen, die übergriffige Äußerungen in der alltäglichen Kommunikation beschreiben und oft unbewusst Rassismus verstärken.

In einer weiteren bemerkenswerten Passage, die Schrocke in Nottuln vorlas, wird das Thema Diskriminierung und Ausgrenzung konkret, als es um die Rollenvergabe für ein neues Musical in der Theater-AG geht. Hier zeigt sich die Problematik besonders gut: Der Lehrer gibt Serkan, dem einzigen nicht-weißen Schüler in der AG, die Rolle des Affens King Kong, eine Rolle ohne Text, obwohl bekannt ist, dass Serkan gut singen kann. Diese Entscheidung löst Debatten über Vorurteile und das Fehlen von Repräsentation aus, wodurch die Schüler gezwungen werden, sich mit den Themen Diskriminierung und Identität auseinanderzusetzen.

Durch ihre bewegenden Passagen und das Gespräch mit den Jugendlichen schaffte es Kathrin Schrocke, das Publikum für das Buch und die wichtigen Themen, die es anspricht, zu sensibilisieren. Es wurde deutlich, dass Alltagsrassismus nicht nur ein Thema für Experten ist, sondern dass jeder etwas dazu beitragen kann, diese gesellschaftlichen Probleme anzugehen und sich den eigenen Vorurteilen zu stellen.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"