Brisanter Vorschlag vom Kassenärzte-Chef: Dreistellige Prämie pro Jahr für Kassenpatienten! | Politik
Akteure im deutschen Gesundheitssystem stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen: Von langen Wartezeiten über volle Wartezimmer bis hin zu ständig steigenden Kosten. Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), äußerte sich in einem Interview mit BILD am SONNTAG zu diesen Themen und brachte einige interessante Vorschläge ein, die das System revolutionieren könnten.
Mehr Eigenverantwortung für Patienten
Im Interview betonte Gassen die Notwendigkeit einer größeren Eigenverantwortung der Patienten. Der Gedanke dahinter ist simpel: Patienten sollen sich zunächst einmal auf eine Arztpraxis festlegen – in der Regel die hausärztliche Praxis –, die als erste Anlaufstelle dient. Dort könnten medizinische Probleme erst einmal grundlegend untersucht und entsprechende Behandlungspfade festgelegt werden. Gassen ist überzeugt davon, dass durch diesen Ansatz unnötige Arztbesuche und Untersuchungen vermieden werden könnten, was letztlich sowohl Kosten senken als auch die Versorgung verbessern würde.
Kassen-Bonusmodell: Ein Anreiz zur Steuerung
Einen besonders interessanten Vorschlag machte Gassen in Bezug auf ein Bonusmodell für gesetzlich versicherte Patienten. Patienten könnten durch die Wahl bestimmter Steuerungstarife finanziell belohnt werden, wenn sie sich an vorgeschlagene Behandlungspfade halten und damit das Gesundheitssystem entlasten. Solche Maßnahmen könnten, wenn sie verantwortlich umgesetzt werden, sogar zu einer jährlichen Prämie im dreistelligen Bereich führen.
Die Praxisgebühr und andere Steuerungsinstrumente
Obwohl Gassen die Praxisgebühr nicht für besonders intelligent hält, erkennt er an, dass sie eine gewisse Steuerungswirkung entfaltet hat. Laut Gassen haben die meisten Gesundheitssysteme weltweit eine Form der Eigenbeteiligung. Dies könnte ein Ansatzpunkt sein, um auch in Deutschland ein System zu etablieren, in dem die Patienten stärker zu einer bewussten Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen ermutigt werden.
Ein kritisches Auge auf politische Maßnahmen und Kosten
Gassen äußerte sich auch kritisch zu diversen politischen Maßnahmen, wie beispielsweise dem Plan der Ampelkoalition, hoch qualifizierte ausländische Arbeitskräfte durch Steuervergünstigungen nach Deutschland zu locken. Er bezweifelt, dass solche Maßnahmen ausreichen werden, um Deutschland als attraktives Arbeitsland zu positionieren, da die sozio-politischen Herausforderungen oft abschreckend wirken.
Darüber hinaus betonte Gassen die Notwendigkeit einer transparenten Kommunikation bezüglich der Kosten im Gesundheitswesen. Eine qualitativ hochwertige Medizin für alle wird nicht zum Nulltarif zu haben sein, und Reformen allein werden die Kosten nicht senken.
Kritik an der Cannabis-Legalisierung und Verhalten bei Erkältungen
In Bezug auf die Legalisierung von Cannabis zeigte sich Gassen skeptisch. Er ist der Meinung, dass das Gesetz, wie es verabschiedet wurde, bei Ärzten höchstens Stirnrunzeln auslöse und vermutlich zu einer größeren Verbreitung des Konsums führen werde.
Als persönlichen Tipp rät Gassen bei Erkältungen zur symptomatischen Behandlung. Mittel wie Nasentropfen und fiebersenkende Präparate könnten helfen, aber oft würde eine Erkältung auch ohne ärztlichen Besuch schnell wieder abklingen.
Dieses Interview zeigt deutlich, dass im deutschen Gesundheitssystem zahlreiche Baustellen existieren, aber auch innovative Lösungsansätze diskutiert werden. Es bleibt abzuwarten, welche der Vorschläge von Andreas Gassen letztlich umgesetzt werden und wie sie sich auf das System auswirken werden.
– NAG