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Zukunft des Porzellans: Wasserstoff als potenzielle Brenntechnologie

BHS Tabletop hat im Juni 2023 in Selb erstmals nachgewiesen, dass Porzellan mit Wasserstoff statt Erdgas gebrannt werden kann, was für die energieintensive deutsche Wirtschaft als zukunftsweisend gilt, doch die Umstellung hängt entscheidend von der Schaffung einer zuverlässigen Wasserstoff-Pipeline ab, deren Planung bis 2030/2032 notwendig ist, um Planungssicherheit zu gewährleisten und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Im deutschen Mittelstand wird eine bedeutende Entwicklung in der Porzellanindustrie beobachtet, die über den Rahmen der Branche hinausgeht. BHS Tabletop hat unlängst bewiesen, dass der Herstellungsprozess von Porzellan statt mit traditionellem Erdgas auch mit Wasserstoff durchführbar ist. Diese Umstellung ist nicht nur ein Meilenstein für die Firma selbst, sondern könnte auch als Vorbild für andere energieintensive Sektoren der deutschen Wirtschaft dienen.

Herausforderungen der Infrastruktur

Der Vorstandsvorsitzende von BHS Tabletop, Phillip Diekmann, erläutert, dass die Umstellung auf Wasserstoff seine eigenen Herausforderungen mit sich bringt. Eine funktionierende Infrastruktur ist essenziell: „Ohne eine Pipeline, die bezahlbaren Wasserstoff transportiert, können wir unsere Pläne nicht verwirklichen“, sagt er. Der Testbrand, für den insgesamt 130 Wasserstoffflaschen verwendet wurden, war ein wichtiger Schritt, jedoch bleibt die Frage der langfristigen Beschaffung offen. Würde das Unternehmen alle Öfen in seinen deutschen Werken umstellen, wären täglich 50 Lkw-Lieferungen notwendig. Diese Abhängigkeit von der Pipelineinfrastruktur macht die Zukunft von BHS Tabletop und anderen Unternehmen, die auf Wasserstoff setzen wollen, ungewiss.

Marktbedingungen und Wettbewerbsfähigkeit

Diekmann hebt zudem hervor, dass die Politik gefordert ist, geeignete Marktbedingungen zu schaffen. „Wir haben bereits in nachhaltige Prozesse investiert, doch es kann nicht allein unsere Aufgabe sein, die Kosten der Transformation zu tragen“, erklärt er. Die momentanen Preise für Wasserstoff bringen die Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr. Aktuell könnten Porzellanprodukte um bis zu 30 Prozent teurer werden, wenn die Kosten auf die Verbraucher umgelegt werden. Hier fragt sich Diekmann, ob die Kunden bereit wären, diese Preiserhöhung zu akzeptieren, wenn gleichzeitig günstigere Produkte aus Ländern wie China oder der Türkei auf den deutschen Markt drängen.

Unaufhaltsame Notwendigkeit der Nachhaltigkeit

Die Umstellung auf Wasserstoff könnte einen entscheidenden Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen in der Porzellanproduktion leisten. Der Prozess verursacht keine CO2-Emissionen, sondern nur Wasserdampf. BHS Tabletop sieht darin die Möglichkeit, ein umweltfreundlicheres Produkt zu entwickeln. „Wäre es möglich, Porzellan in Deutschland vollständig nachhaltig zu produzieren, wäre das ein großer Gewinn für uns alle“, unterstreicht Diekmann. Die Unternehmen der Region stehen vor der Herausforderung, sowohl wirtschaftlich nachhaltig als auch umweltfreundlich zu agieren.

Politische Entscheidungsträger und deren Einfluss

Die Abhängigkeit von politischen Entscheidungen ist für Unternehmen wie BHS Tabletop von zentraler Bedeutung. Diekmann geht davon aus, dass eine grundlegende Neugestaltung der Pipeline aufgrund der langen Planungszeiträume und Unsicherheiten in der Genehmigungspraxis bis 2030 nicht möglich ist. „Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, um rechtzeitig Entscheidungen treffen zu können“, sagt er besorgt. Es ist ein Gefühl der Isolation, das ihn und andere Unternehmer plagt, da sie das Gefühl haben, alleine für die Umstellung auf nachhaltige Prozesse verantwortlich gemacht zu werden.

Zukunftsausblick und Fazit

Die jüngsten Entwicklungen in der Porzellanindustrie sind ein deutliches Signal für andere Branchen, die ebenfalls vor der Herausforderung stehen, sich nachhaltiger aufzustellen. Die Erkenntnisse aus den Tests bei BHS Tabletop könnten als Grundlage für Innovationsprozesse in anderen energieintensiven Sektoren dienen. Abschließend bleibt abzuwarten, wie schnell die nötige Infrastruktur zur Verfügung stehen wird und inwiefern die Politik die Rahmenbedingungen anpassen kann, damit Unternehmen wie BHS Tabletop in Deutschland wettbewerbsfähig bleiben. Die Reise hin zu nachhaltigen Produktionsmethoden hat gerade erst begonnen, der Weg könnte jedoch holprig werden.

Hintergrundinformationen zum Wasserstoffbrand

  • Beim Porzellanbrand erfolgt eine chemische Reaktion, bei der Sauerstoff-Atome aus dem Porzellan entzogen werden. Dies beeinflusst die Molekularstruktur des Materials.
  • Der Testbrand fand in einem geschlossenen Ofen statt; die Serienproduktion umfasst jedoch andere Öfen, deren Luftzirkulation ebenfalls angepasst werden müsste.
  • Wasserstoff birgt im Vergleich zu Gas eine höhere Explosionsgefahr, was eine spezielle Zulassung der Öfen erforderlich macht.
  • Der Test zeigte, dass das Porzellan unabhängig von der Art des Brandes die gleichen Eigenschaften beibehält und weiterhin weiß bleibt.

NAG

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