Im Kreis Gotha sind noch zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt. Während das neue Ausbildungsjahr im August beginnt, stehen allein 404 freie Plätze zur Verfügung, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) berichtet. Diese Situation stellt nicht nur eine Herausforderungen für die Unternehmen dar, sondern bietet auch Jugendlichen die Chance, zukunftsträchtige Berufe zu ergreifen. Die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften ist hoch und die Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft sind erheblich.
„Wirtschaft braucht neuen ‚Azubi-Mut‘“, so Jens Löbel, Geschäftsführer der NGG Thüringen. Die Gewerkschaft betont die Notwendigkeit, junge Menschen dazu zu ermutigen, eine Ausbildung zu beginnen, anstatt stets den akademischen Weg zu wählen. „Die duale Ausbildung wird oft unter Wert gehandelt“, führt Löbel weiter aus. Die Vorstellung, dass nur ein Studium zu einem überdurchschnittlichen Einkommen führt, ist längst veraltet. Vielmehr bieten Betriebe in der Region zahlreiche Möglichkeiten zur absolvierten Ausbildung, die nicht nur sichere berufliche Perspektiven, sondern auch Aufstiegschancen ermöglichen. Chancen auf eine berufliche Karriere bestehen in Bereichen wie der Lebensmittelindustrie und der Gastronomie, die für zahlreiche Jugendliche angesprochen werden sollten.
Insbesondere in der Gastronomie und Hotellerie, einem traditionellen Berufsfeld im Kreis Gotha, warten noch 36 Ausbildungsplätze auf Bewerber, die Freude am kreativen Kochen oder an der Gästebetreuung haben. Ein attraktives Startgehalt von 1.000 Euro pro Monat zieht viele an, wobei die Voraussetzung ist, dass die Betriebe tariflich zahlen. Dennoch zeigt die Situation, dass die Zahl der Ausbildungsplätze nicht immer mit den Bewerbungen übereinstimmt. „Wir müssen auf den Wert der Ausbildung hinweisen, insbesondere unter den Jugendlichen, die oft mit dem Wunsch nach einem Studium in die Berufswelt drücken“, empfindet Löbel.
Die NGG kritisiert die passive Haltung vieler Betriebe in Bezug auf die Azubisuche. Viele Unternehmen haben begonnen, eigene Initiativen zu starten, um Azubis durch digitale Kanäle zu finden. „Es ist wichtig, dass Betriebe bei der Suche aktiv werden. Oft kann durch ein persönliches Gespräch schnell ein Ausbildungsplatz geschaffen werden“, so Löbel. Die direkte Ansprache von Unternehmen wird empfohlen, damit Jugendliche nicht nur auf Stellenangebote reagieren, sondern auch selbst aktiv unterwegs sind.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Gewerkschaft ist die Notwendigkeit, die Arbeitsbedingungen für Azubis zu verbessern. „Es fehlt oft an sozialer Anerkennung, Wertschätzung und einer guten Betreuung“, erklärt Löbel. Dies gilt sowohl für die Ausbildung im Betrieb als auch in der Berufsschule, wo viele Azubis Unterstützung benötigen. Die NGG setzt sich für mehr „Azubi-Komfort“ ein, einschließlich der Forderung nach einem Azubi-Ticket und freien Tagen zur Prüfungsvorbereitung.
Der Fachkräftemangel stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Wirtschaft im Kreis Gotha dar. „Der Azubi von heute ist die Fachkraft von morgen“, betont Löbel. Die fortschreitende wirtschaftliche Entwicklung hängt von der Qualität und Anzahl der Ausgebildeten in der Region ab. Betriebe sind aufgefordert, eine proaktive Haltung einzunehmen, um die Attraktivität ihrer Ausbildungsplätze zu steigern und damit den Kreislauf für die zukünftige Fachkräftesicherung zu schließen.
– NAG