Herrnhut in Sachsen als neues Welterbe anerkannt
Die Unesco hat in einem bedeutenden Schritt die sächsische Stadt Herrnhut in die Liste des Welterbes aufgenommen. Dies geschah während der 46. Sitzung des UNESCO-Komitees in Neu-Delhi, Indien, wo die Entscheidung am Freitag offiziell bekanntgegeben wurde. Die internationale Anerkennung würdigt nicht nur die historische Relevanz von Herrnhut, sondern auch die weltweite Ausbreitung des evangelischen Glaubens, die von dieser kleinen Gemeinde ausging.
Historische Wurzeln der Brüdergemeine
Herrnhut ist die Wiege der Evangelischen Brüdergemeine, die im Jahr 1722 von Glaubensflüchtlingen aus Mähren gegründet wurde. Diese Menschen suchten einen Ort, an dem sie ihren Glauben frei ausüben konnten. Besonders prägnant ist die Abweichung im Namen der Gemeinde: Das fehlende „d“ in „Brüdergemeine“ ist eine sprachhistorische Eigenheit aus jener Zeit, als der Begriff „Gemeine“ gängiger war.
Transnationale Einreichung für Welterberstatus
Die Aufnahme Herrnhuts in die Liste des Weltkulturerbes erfolgte im Rahmen eines transnationalen Erweiterungsantrags. Diese Initiative wurde nicht nur von der Stadt Herrnhut, sondern auch von den Partnerstandorten Bethlehem in Pennsylvania, USA, und Gracehill in Nordirland unterstützt. Solche internationalen Kooperationen sind zunehmend wichtig, um kulturelle Verbindungen über Grenzen hinweg zu stärken.
Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf und die Ansiedlung
Ein zentraler Akteur in der Gründung Herrnhuts war Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, der den Glaubensflüchtlingen Land zur Verfügung stellte. Am 17. Juni 1722 fällte der Zimmermann Christian David den ersten Baum, was den symbolischen Beginn des Aufbaus von Herrnhut unter dem „Herrn Hut“ markierte. Diese Gründungsgeschichte ist nicht nur für die Region, sondern für die weltweite Geschichte der Brüdergemeine von zentraler Bedeutung.
Auswirkungen auf die Region und das Erbe
Die neu gewonnene Anerkennung als Welterbestätte hat bereits jetzt positive Auswirkungen auf die Stadt Herrnhut. Die lokale Gemeinschaft sowie Kulturschaffende sehen darin eine Chance, das kulturelle Erbe der Stadt weiter auszubauen und international sichtbar zu werden. In Deutschland gibt es bereits über 50 Welterbe-Stätten, und die Entscheidung der Unesco könnte auch als Vorbild für andere Städte dienen, die ähnliche Auszeichnungen anstreben.
Blick in die Zukunft
Am Samstag wird zudem eine weitere Entscheidung zur Anerkennung von Schwerin und seinem Schloss auf einer Insel im See erwartet. Diese potenziellen Ergänzungen zur Liste des Weltkulturerbes zeigen, wie wichtig die Erhaltung und Würdigung von kulturellem Erbe für künftige Generationen ist.
Die Auszeichnung Herrnhuts stellt somit nicht nur einen Erfolg für die Stadt dar, sondern auch einen wichtigen Schritt zum Verständnis der globalen religiösen und kulturellen Entwicklung, die ihren Ursprung in dieser kleinen Gemeinde hat.
– NAG