Die Aschaffenburger Bachtage sind ein Highlight für Liebhaber alter Musik, und das Ensemble Michaelis Consort bot am Samstagabend in der Stiftskirche ein bemerkenswertes Konzert, das die Zuhörer in vergangene Klangwelten entführte.
Ein Fest für die Ohren
Mit historischem Instrumentarium, darunter die beeindruckenden Naturtrompeten, hat das Ensemble eine musikalische Darbietung präsentiert, die sowohl festlich als auch lyrisch war. Die Naturtrompeten, 2,40 Meter lange Instrumente ohne Ventile, bilden den Kern des Programms und sorgen für einen reichen, facettenreichen Klang.
Traditionelle Klänge mit zeitgenössischem Flair
Leiter und Trompeter Moritz Görg, selbst ein Spezialist auf dem Gebiet der Naturtrompete, wusste geschickt das Publikum durch das Programm zu führen. Während er die Musikauswahl erläuterte, stellte er die besondere Qualität der historischen Instrumente heraus. Die Tatsache, dass die Trompeten über keine Ventile verfügen, macht das Spiel auf ihnen zu einer Kunst, die nicht nur Geschicklichkeit, sondern auch Verständnis für die musikalischen Traditionen erfordert.
Musik der Höfen
Das Ensemble nahm die Zuhörer mit auf eine Reise durch drei bedeutende Höfe des 17. und 18. Jahrhunderts: Wien, Kremsier und Versailles. Jede Komposition spiegelte die kulturelle Pracht und den Prunk der damaligen Zeit wider. Werke von Komponisten wie Johann Heinrich Schmelzer und Heinrich Ignaz Franz Biber wurden eindrucksvoll dargeboten.
Der historische Kontext
Am Hof von Versailles, der Sitz des Sonnenkönigs Ludwig XIV., wurde die Musik als Ausdruck von Macht und Reichtum angesehen. Die heutige Aufführung vermittelte die Atmosphäre dieser Festlichkeiten eindrucksvoll. Dank der breiten Klangpalette und des gewissenhaften Spiels der Musiker konnten die Gäste das Gefühl erleben, tatsächlich Teil einer historischen Feier zu sein.
Blockbuster-Klang mit Tradition
Das Konzert zeigte, wie alte Musik auch heute noch lebendig bleibt. Der klangliche Gegensatz zwischen den verschiedenen Höfen brachte die Dynamik der Kompositionen zum Vorschein. Die warme, satte Klangfarbe der Naturtrompeten harmonierte wunderbar mit den kraftvollen Pauken und der Orgel. Zudem wurden akustische Effekte eingesetzt, indem einige Trompeten aus dem Hintergrund spielten, was eine beeindruckende Echo-Wirkung erzeugte.
Ein tiefes Verständnis für die Kunst
Die Zuschauer waren fasziniert von der Komplexität und der Schönheit der dargebotenen Musik. Moritz Görg und sein Ensemble bewiesen einmal mehr, dass das Beherrschen der Naturtrompete weit über technisches Können hinausgeht – es erfordert auch ein tiefes Verständnis für die musikalischen Traditionen und deren Bedeutung. Die Aschaffenburger Bachtage bleiben ein wichtiger Ort, um diese Kunst zu zelebrieren und weiterzugeben.
Ein Blick in die Geschichte der Trompeter
Die Rolle der Trompeter in der Gesellschaft war schon immer herausragend. Im Programmheft wird erwähnt, dass Trompeter als die „Adeligen“ unter den Musikern galten. Sie begleiteten nicht nur militärische Zeremonien, sondern waren auch bei feierlichen Anlässen ein fester Bestandteil. Diese Tradition hat bis heute Bestand, und Ensembles wie das Michaelis Consort tragen dazu bei, das Erbe der Trompete lebendig zu halten.
Insgesamt war das Konzert nicht nur eine Aufführung, sondern ein Fenster zur Vergangenheit, das den Zuhörern die Möglichkeit bot, die Schönheit und den Reichtum der alten Musik zu erleben und zu verstehen.
– NAG