Münster

Hanau kämpft um genaue Zensuszahlen: Seitens der Stadt droht Finanzverlust

Hanau wehrt sich gegen die vom Zensus 2022 ermittelten Einwohnerzahlen und holt den Sozialwissenschaftler Rainer Schnell zurate, um in einem Gespräch mit dem Statistischen Landesamt im August eine Korrektur der als ungenau empfundenen Zahl von 93.632 Einwohnern zu erreichen, die für die Stadt bedeutende finanzielle Auswirkungen hat.

Die Stadt Hanau steht im Mittelpunkt eines ernsten Disputs über ihre aktuelle Einwohnerzahl, die durch den Zensus 2022 ermittelt wurde. Während die offiziellen Zahlen belegen, dass Hanau am Stichtag 15. Mai 2022 nur 93.632 Einwohner hatte, sieht die Stadt in dieser Zahl mehr als nur ein statistisches Problem.

Auswirkungen auf die Stadtfinanzen

Der Streit über die Einwohnerzahl hat weitreichende Folgen, insbesondere in finanzieller Hinsicht. Die Ergebnisse des Zensus sind entscheidend für den kommunalen Finanzausgleich, der darüber bestimmt, welche Mittel Hanau von den Ländern und der EU erhält. Ein Unterschied von wenigen Tausend Einwohnern kann hierbei erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge haben, die wiederum die Entwicklung der Stadt beeinträchtigen könnten.

Zusammenarbeit mit Experten

Um die eigenen Argumente zu untermauern, hat Hanau den Sozialwissenschaftler Rainer Schnell engagiert. Er ist Professor an der City University London sowie an der Universität Duisburg-Essen und hat bereits an der Analyse des Zensus 2011 mitgewirkt. Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) äußerte Bedenken über die Methodik des Zensus, insbesondere die Tatsache, dass die Hochrechnung auf Basis von nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung beruht. Dies wirft die Frage auf, ob diese Zahlen tatsächlich repräsentativ sind.

Bedeutsame historische Perspektive

Für die Bürger von Hanau stellt sich zudem die Frage nach der Identität. Ein Rückgang unter die 100.000-Einwohner-Marke könnte die Stadt von ihrem Großstadtstatus abgrenzen. Es ist nicht nur eine Frage der Zahlen, sondern auch eine der Wahrnehmung und des Selbstverständnisses der Hanauer Bürger.

Vergleich mit anderen Städten

Die Problematik der unterschiedlich ermittelten Einwohnerzahlen beschränkt sich nicht nur auf Hanau. In anderen Städten wie Frankfurt, Kassel und Darmstadt kam es ebenfalls zu Abweichungen zwischen den Zensuszahlen und den bisherigen Schätzungen. In einem Vergleich ergab sich, dass Hanau mit einem Rückgang von 6,7 Prozent die größte Abweichung aufwies, während nur Wiesbaden einen milden Anstieg verzeichnete.

Ein Treffen zur Klärung der Situation

Um die Angelegenheit weiter zu klären, ist ein Treffen mit dem Statistischen Landesamt im August geplant, an dem neben Rainer Schnell auch Jürgen Dieter vom Hessischen Städtetag teilnehmen wird. Hanau hofft, dass diese Zusammenkunft zu einer Neubewertung der Einwohnerzahlen führt.

NAG

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