Larissa Kühl, die aus Hildesheim stammende Schiedsrichterin, hat sich in der Welt des Frauenfußballs einen Namen gemacht. In einem Interview erzählt sie von ihrer Karriere und den Herausforderungen, die sie als Schiedsrichterin bewältigen muss.
Der Beginn einer Leidenschaft
Larissa Kühl kämpfte sich im männerdominierten Sport durch. Ihr Wunsch nach einem Perspektivwechsel führte sie 2010 dazu, den Schiedsrichter-Schein zu machen. Zuvor hatte sie selbst Fußball gespielt und erkannte, dass das Schiedsrichterdasein ihr neue Einsichten in das Spiel geben würde. Trotz anfänglicher Nervosität bei ihrem ersten Spiel, das sie spontan anpfeifen musste, entpuppte sich diese Erfahrung als prägend für ihre Schiedsrichterkarriere.
Karrierehöhen und Herausforderungen
Ein bedeutender Meilenstein für Kühl war der Aufstieg auf die DFB-Ebene. Ihre bisherigen Einsätze in der 2. Frauen-Bundesliga und ihr aktueller Aufstieg in die Herren-Landesliga sind Beweise für ihren Erfolg. Doch wie bei vielen Schiedsrichtern gibt es auch für sie Herausforderungen: „Das schnelle Treffen von Entscheidungen und die körperliche sowie regeltechnische Fitness sind unumgänglich. Zudem ist es entscheidend, das Verhalten der Spieler zu erfassen“, erläutert sie.
Diskriminierung im Sport
Trotz ihrer Erfolge sieht sich Kühl wiederholt diskriminierenden Kommentaren ausgesetzt. „In manchen Spielen höre ich immer wieder, ich solle doch an meinen Herd zurückkehren. Es ist überraschend, wie oft solche Bemerkungen gerade von Zuschauern kommen“, sagt sie. Dennoch hat sie im Laufe der Zeit gelernt, über solche Angriffe hinwegzusehen. „Es ist traurig, dass wir Schiedsrichter oft die negativen Seiten des Fußballs hören müssen, aber der Austausch mit den Spielern bleibt wichtig,“ ergänzt sie.
Die Rolle der Kommunikation
Eine Schlüsselkompetenz für Kühl ist die Kommunikationsfähigkeit. Sie betrachtet es als ihre Aufgabe, sowohl objektive Entscheidungen als auch deren Begründungen für die Spieler nachvollziehbar zu gestalten. Bei kritischen Entscheidungen ist es wichtig, klare Signale an die Spieler zu senden, um die Kommunikation effektiv zu gestalten. „Je nach Situation ist es notwendig, Empathie oder Autorität zu zeigen. Manchmal muss ich lauter werden, um die Situation zu entschärfen“, erklärt sie.
Traumatische Erinnerungen und positive Ausblicke
Kühl hebt hervor, dass Emotionen und Aufregung für den Fußball dazugehören, aber der respektvolle Umgang auf dem Platz sollte nicht verloren gehen. Ihre Hoffnung auf die neue Kapitäns-Regelung könnte dazu beitragen, kritische Situationen besser zu kontrollieren und eine positive Kommunikation zwischen Schiedsrichtern und Spielern zu fördern.
Blicke in die Zukunft
Abschließend erklärt Kühl, dass sie die Verbindung zwischen Spielern und dem Schiedsrichterteam als essenziell erachtet. Ein respektvoller Umgang und offene Kommunikation sind der Schlüssel zu einer harmonischen Zusammenarbeit auf dem Platz. „Wir sollten uns darauf konzentrieren, wie wir miteinander umgehen, sowohl im Park als auch im Alltag“, reflektiert sie.
Mit ihrem Engagement verstärkt Larissa Kühl die Sichtbarkeit von Schiedsrichterinnen im Fußball und setzt sich gleichzeitig für eine respektvolle Kultur auf dem Spielfeld ein. Ihre Erfahrungen könnten nicht nur andere Schiedsrichterinnen, sondern auch potenzielle Spielerinnen inspirieren, den Weg in diesen oft herausfordernden Bereich zu wagen.
– NAG