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Von der Schur zum Trend: Heidschnuckenwolle erobert die Region

In einem überzeugenden Schritt zur Wiederbelebung der Heidschnuckenwolle hat der Schäfer Steffen Schmidt aus der Lüneburger Heide im August 2024 mit Unterstützung einer Spinnerei im Wendland begonnen, dieses vermeintliche Abfallprodukt in hochwertige, nachhaltige Kleidung umzuwandeln, um nicht nur die lokale Schafhaltung zu fördern, sondern auch einen Beitrag zum Artenschutz zu leisten.

Stand: 06.08.2024 20:09 Uhr

Die Heidschnuckenwolle gilt als ungenügend und wird häufig als Abfall betrachtet. Ein innovativer Schäfer aus der Lüneburger Heide möchte dieses Image ändern und zeigt, dass die Wolle eine wertvolle Ressource sein kann.

von Marie Schiller

Wolle von der Heidschnucke: Ein Überbleibsel mit Potenzial

Schäfer Steffen Schmidt aus Schneverdingen, gelegen im malerischen Landkreis Heidekreis, hat seinen Fokus auf die Nutzung der Heidschnuckenwolle gelegt. Jedes Jahr schert er etwa zwei Tonnen Wolle von seiner Schafherde, die aus 1.000 Heidschnucken besteht. Viele Menschen glauben, dass die Wolle unbrauchbar ist, da sie aus verschiedenen Faserarten besteht – groben und feinen. Doch Schmidt ist anderer Meinung: „Es ist mein Grundsatz, möglichst alles vom Schaf zu verwerten“, betont er.

Rückgang der Wollverarbeitung in Deutschland

Die Infrastruktur zur Wollverarbeitung in Deutschland ist stark zurückgegangen. Durch die Globalisierung wurde die Wolle häufig exportiert, anstatt vor Ort verarbeitet zu werden. Schmidt verbrachte drei Jahre damit, Spinnereien und Webereien zu finden, die bereit wären, mit Heidschnuckenwolle zu arbeiten. „Es ist schwierig, Betriebe zu finden, die an unserer Wolle interessiert sind“, erläutert er und schildert die Herausforderungen, die ihm begegneten.

Wendemarke für regionale Textilien

Es gibt jedoch einen Lichtblick: Eine kleine Spinnerei im Wendland hat begonnen, Heidschnuckenwolle zu verarbeiten. Dort wird alten Maschinen aus den 1960er-Jahren genutzt, um die Wollsorten effizient zu bearbeiten. Hannah Wilimzig, die dort arbeitet, hebt hervor: „Wir möchten Wolle nutzen, die gleichzeitig zur Pflege unserer Landschaft beiträgt.“ Dies zeigt, dass der lokale Einsatz von Wolle auch positiven Einfluss auf den Artenschutz hat.

Qualität über Quantität: Die Philosophie von Fair Fashion

Wiebke Schmidt-Kochan, die ebenfalls als Schäferin tätig ist und die Arbeit ihres Mannes unterstützt, betont die Notwendigkeit eines Umdenkens in der Modeindustrie. Sie wünscht sich, dass die Kundinnen und Kunden bereit sind, für regionale Wolle und deren Produkte einen fairen Preis zu zahlen. „Das sind Produkte, die man über Jahre hinweg nutzen kann, nicht einfach ‚Fast Fashion‘,“ sagt sie. Der Gedanke dahinter ist, dass qualitativ hochwertige Kleidung nicht nur nachhaltig, sondern auch langfristig genutzt werden sollte.

Zukunftsperspektiven für die Heidschnuckenwolle

Die ersten Versuche in der Spinnerei zeigen vielversprechende Ergebnisse mit Strickwolle und feinen Garnen. Steffen Schmidt blickt optimistisch in die Zukunft: „Ich habe das Gefühl, dass sich die Dinge ändern. Es gibt diverse Schafrassen in Deutschland, die darauf warten, sinnvoll genutzt zu werden.“ Seine Vision ist es, nicht nur Strickwolle zu produzieren, sondern auch modische Kleidungsstücke, die die Schönheit der Heidschnuckenwolle widerspiegeln.

Diese Entwicklungen in der Wollverarbeitung könnten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der regionalen Wirtschaft leisten und gleichzeitig umweltgerechte Praktiken fördern. Die Rückbesinnung auf lokale Produkte wird zunehmend als Antwort auf die Herausforderungen der Massenproduktion betrachtet.

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