Die Tradition des Kräuterbuschbindens am Frauentag gewinnt nicht nur in der Gemeinde Wörth an Bedeutung, sondern ist auch ein Spiegelbild des Wandelns in der Gesellschaft. Obgleich viele junge Frauen von den überlieferten Brauchtümern wenig wissen, setzen die erfahrenen Mitglieder der Wörther Frauengemeinschaft ihre jahrzehntelange Praktik fort.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt durch Tradition
In einer großen Halle, ausgestattet mit Biertischen, 15 engagierten Frauen und einer Vielfalt an Kräutern und Blumen aus lokalen Gärten, fand am 13. August 2024 das traditionelle Kräuterbuschbinden statt. Die Veranstaltung erinnert nicht nur an die Kultur, sondern stärkt auch den Gemeinschaftsgeist. „Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft mit unserer eigenen Geschichte“, erklärt Roswitha Mayer, ein langjähriges Mitglied der Frauengemeinschaft. Diese Tradition hilft dabei, soziale Kontakte zu pflegen und das kulturelle Erbe weiterzugeben.
Die Bedeutung des Kräuterbusches in der Göttlichen Feier
Die Kräuterbuschen, die am 15. August, dem Tag von Mariä Himmelfahrt, geweiht werden, haben ihre Wurzeln in biblischen Geschichten. Historisch geht die Tradition auf die Öffnung des Mariengrabes zurück, wo anstelle des erwarteten Leichnams duftende Kräuter und Blumen gefunden wurden, die mit Reinheit und bedingungsloser Liebe assoziiert werden. In den darauf folgenden Gottesdiensten spielen diese Sträuße eine unentbehrliche Rolle und bereichern das Ambiente der Feierlichkeiten.
Kultureller Wandel und Nachwuchsproblematik
Trotz des traditionellen Erfolgs zeigt sich bei der Wörther Frauengemeinschaft ein besorgniserregender Trend: Der Mangel an jüngeren Mitgliedern. Anneliese Huber bringt es auf den Punkt: „Die Pflege des Brauchtums hat leider nicht mehr den Stellenwert wie früher.“ Viele jüngere Frauen haben andere Prioritäten und Interessen, die auf das moderne Leben abgestimmt sind. Dennoch hegen die älteren Mitglieder die Hoffnung, dass sich eine neue Generation findet, die Interesse an der Fortführung solcher Traditionen zeigt.
Soziale Verantwortung durch Spenden
Die geweihten Kräuterbuschen werden in der Gemeinde nicht nur als Teil des Brauchtums geschätzt, sondern auch als Möglichkeit zur Unterstützung sozialer Projekte. Die Einnahmen aus Spenden für die Sträuße fließen in Einrichtungen wie das Erdinger Sophienhospiz, was den Frauen zusätzliche Motivation gibt, ihre Tradition fortzuführen und gleichzeitig Gutes zu tun. Judith Mayr erklärt: „Wir schauen uns erst einmal um und entscheiden dann, wem wir die Spende zukommen lassen.“ So bleibt die Verbindung zur Gemeinschaft auch über den Brauch hinaus bestehen.
In Wörth werden die Wurzeln der Tradition lebendig gehalten, während gleichzeitig die Herausforderung einer abnehmenden Beteiligung durch die junge Generation spürbar ist. Die Frauengemeinschaft hat die Möglichkeit, nicht nur ihre Traditionen zu bewahren, sondern auch die Plattform für den sozialen Zusammenhalt in der Gemeinde zu stärken.