Deutschland

35 Jahre Paneuropäisches Picknick: Steinmeier und Sulyok stärken Freundschaft

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ungarns Präsident Tamás Sulyok verlängerten in Sopron am 19. August 2023 im Rahmen des 35. Jahrestages des "Paneuropäischen Picknicks" das "Band der Nationen", als Zeichen für Frieden und Versöhnung, während sie eine Workcamp-Gruppe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge empfingen.

Sopron/Niestetal (ots)

Der 35. Jahrestag des Paneuropäischen Picknicks wurde heute in der ungarischen Stadt Sopron mit einer besonderen Zeremonie gewürdigt. An diesem bedeutsamen Anlass haben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der ungarische Präsident Tamás Sulyok das „Band der Nationen“ um zwei weitere Flaggen erweitert – die deutsche und die ungarische. Diese Initiative symbolisiert den fortwährenden Einsatz für Frieden und die Versöhnung zwischen den Nationen.

Das Paneuropäische Picknick, das sich am 19. August 1989 ereignete, blieb in der Geschichte verankert, als die ungarisch-österreichische Grenze für kurze Zeit geöffnet wurde. In jener Zeit wagten es Hunderte Bürger der DDR, den Mangel an Freiheit hinter sich zu lassen und im Westen ein neues Leben zu beginnen. Diese historische Begebenheit wird heute durch das Engagement der Teilnehmer eines Workcamps des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. in besonderer Weise gewürdigt.

Ziel und Bedeutung der Workcamps

Bereits seit 1962 setzen sich Ehrenamtliche des Volksbundes dafür ein, Kriegsgräberstätten im Ausland zu pflegen. Junge Menschen aus verschiedenen Ländern kommen zusammen, um das Erbe der Kriegstoten zu ehren und ein Bewusstsein für die Schrecken des Krieges zu schaffen. Die Arbeit in den Workcamps dient nicht nur der Pflege der Gräber, sondern auch der Reflexion über die Vergangenheit und dem gegenseitigen Verständnis.

Die Campleiter betonen, dass die Initiative mehr ist als nur ein Erinnern. „Wir richten den Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern vor allem auf das Zusammenleben heute und in der Zukunft“, erklärt Klaus Knoll, der die Workcamps leitet. Die Flaggen, die das „Band der Nationen“ bilden, stehen für eine bunte Freundschaft und das Streben nach Einheit in Europa.

Eingeladen in die Stadt Sopron sind 24 junge Camp-Teilnehmer im Alter von 16 bis 25 Jahren. Zusammen mit Klaus Knoll haben sie die Gelegenheit, die beiden Staatsoberhäupter zu treffen und an der Deutsch-Ungarischen Sommerakademie teilzunehmen. Während ihres Aufenthalts werden sie auch die Kriegsgräberstätte in Budaörs bei Budapest besuchen und in verschiedenen Museen und Gedenkstätten lernen.

Eine lange Tradition der Begegnung

Die Verbindung zwischen dem Volksbund und Ungarn wurde durch bereits zahlreiche Workcamps im Land gestärkt. Laut Klaus Knoll war ein frühes Camp 1993 in Szombathely ein wichtiger Schritt in der Entwicklung dieser Beziehungen, die stark durch das Paneuropäische Picknick geprägt sind. Die Teilnehmer verstehen die Relevanz der Geschichte und möchten aktiv zur Versöhnung und zum Frieden beitragen.

Der Volksbund bietet jährlich über 30 internationale Jugendbegegnungen und Workcamps an, sowohl im In- als auch im Ausland. Dies fördert nicht nur das Engagement für die Kriegsgräberpflege, sondern ermöglicht auch interkulturelle Begegnungen, die für junge Menschen von großer Bedeutung sind.

Der Gedanke der europäischen Einheit und Freundschaft ist auch in der heutigen Zeit von immensem Wert. Der Austausch zwischen den Nationen stellt eine Basis dar, um die gemeinsame europäische Identität zu stärken und gegenseitiges Verständnis zu fördern. Die Arbeit der jungen Menschen im Rahmen der Workcamps ist letztlich ein kleiner, aber wichtiger Schritt in Richtung eines vereinten Europas.

Ewiges Band der Freundschaft

Das „Band der Nationen“, das heute mit zwei neuen Flaggen geschmückt wurde, wird weiterhin als ein Symbol für die Hoffnung auf Frieden, Versöhnung und Freundschaft zwischen den Völkern stehen. Es zeigt, dass die Geschichte, auch wenn sie voller Herausforderungen ist, eine verbindende Kraft entfalten kann und dass die zukünftigen Generationen in der Lage sind, auf diesem Erbe aufzubauen. Es ist ein Zeichen, das sowohl die Vergangenheit ehrt als auch einen Ausblick auf eine helle gemeinsame Zukunft gibt.

Historischer Hintergrund des Paneuropäischen Picknicks

Das Paneuropäische Picknick, das am 19. August 1989 stattfand, war ein entscheidender Moment in der Geschichte Europas und gilt als Vorbote des Falls des Eisernen Vorhangs. Während des Picknicks öffnete Ungarn seine Grenze zur damaligen Bundesrepublik Deutschland für einen kurzen Zeitraum, was dazu führte, dass Hunderte von DDR-Bürgern die Gelegenheit ergriffen, in den Westen zu fliehen. Diese kurzfristige Grenzöffnung stellte nicht nur einen symbolischen Bruch mit der kommunistischen Politik Ostdeutschlands dar, sondern signalisierte auch einen Wandel in der geopolitischen Landschaft Europas. Es ist wichtig, die Rolle Ungarns in diesem historischen Kontext zu würdigen, da das Land eine Schlüsselposition bei der Öffnung des Ostblocks einnahm.

Diese Ereignisse führten zu einem Kettenreaktion, die schließlich im Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 kulminierte. Neben politischen Veränderungen symbolisierte das Paneuropäische Picknick auch das Streben vieler Menschen nach Freiheit und einem vereinten Europa. Historiker betonen, dass solche Ereignisse nicht isoliert betrachtet werden dürfen, sondern Teil eines größeren Kontextes sind, in dem der Wunsch nach Veränderung in vielen ost- und mitteleuropäischen Ländern wuchs. Weitere Informationen zur Geschichte Europas in diesem Zeitraum finden sich auf den Webseiten von Institutionen wie der Bundeszentrale für politische Bildung.

Die Rolle des Volksbundes in der Versöhnungsarbeit

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge spielt eine bedeutende Rolle in der internationalen Versöhnungsarbeit, indem er sich aktiv um die Pflege von Kriegsgräbern und die Erinnerung an die Opfer von Kriegen bemüht. Gegründet wurde der Verein im Jahr 1919 mit dem Ziel, die Gräber deutscher Soldaten im Ausland zu betreuen und die Erinnerung an die Toten wachzuhalten. Mit der Zeit erweiterte sich das Engagement, und der Volksbund fördert nun auch internationale Jugendbegegnungen und Projekte, die den Austausch und die Versöhnung zwischen verschiedenen Kulturen und Nationen unterstützen.

Bei den jährlich stattfindenden Workcamps kommen junge Menschen aus verschiedenen Ländern zusammen, um an gemeinsamen Projekten zu arbeiten, das kulturelle Verständnis zu fördern und sich mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs auseinanderzusetzen. Diese Begegnungen sind nicht nur eine Gelegenheit, körperliche Arbeit zu leisten, sondern auch eine Plattform für den Dialog über Frieden, Toleranz und die Bedeutung der europäischen Einigung. Der Volksbund bezieht sich dabei auf die Werte des Christlichen Glaubens sowie die Lehren aus der Geschichte, um eine Botschaft der Versöhnung zu vermitteln. Mehr Informationen über die Aktivitäten des Volksbundes können auf deren Webseite nachgelesen werden.

Aktuelle Entwicklungen und Daten zur Jugendbeteiligung

Laut aktuellen Statistiken engagieren sich jährlich Tausende von Jugendlichen in den Programmen des Volksbundes, um aktiv an der Pflege von Kriegsgräbern zu arbeiten und an internationalen Begegnungen teilzunehmen. Dies fördert nicht nur das Verständnis für historische Zusammenhänge, sondern vermittelt auch wichtige soziale Kompetenzen, wie Teamarbeit und interkulturelle Sensibilität. In den letzten Jahren hat der Volksbund die Zahl der internationalen Workcamps erhöht, um noch mehr Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, Teil dieser wichtigen historischen und sozialen Projekte zu werden.

Eine Umfrage unter bisherigen Teilnehmern zeigt, dass ein Großteil der Jugendlichen die Erfahrung als bereichernd empfindet und das Engagement für Versöhnungsprojekte als wichtigen Schritt für den Frieden in Europa sieht. Die Ergebnisse dieser Umfragen verdeutlichen, dass Engagement in historischen und sozialen Projekten positive Auswirkungen auf die Sichtweise junger Menschen auf die europäische Geschichte und Identität hat. Solche Statistiken sind ein klarer Indikator für den fortdauernden Erfolg und die Relevanz der Programme des Volksbundes.

Die Arbeit des Volksbundes ist somit nicht nur eine Hommage an die Vergangenheit, sondern auch ein aktiver Beitrag zur Gestaltung einer friedvollen und verständnisvollen Zukunft in Europa.

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