Dresden/Erfurt (dpa) – In den letzten Zügen des Wahlkampfs vor den Landtagswahlen am Sonntag zeigen aktuelle Umfragen überraschende Ergebnisse. Während in Thüringen die Alternative für Deutschland (AfD) laut ZDF-Politbarometer als stärkste politische Kraft hervorgeht, scheint die CDU in Sachsen auf einem soliden Kurs zum Wahlsieg zu sein. Diese Umfragen wurden von der Forschungsgruppe Wahlen erstellt und stehen im Mittelpunkt der politischen Diskussion.
Besonders spannend ist die aktuelle Situation in Thüringen. Hier liegt die AfD mit 29 Prozent vorne, gefolgt von der CDU, die bei 23 Prozent notiert. Die Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erreicht 18 Prozent, während die Linke, die im Land von Ministerpräsident Bodo Ramelow geführt wird, lediglich auf 13 Prozent kommt. Die SPD wird in den Umfragen mit 6 Prozent und die Grünen mit 4 Prozent angegeben – was ihre Wahrscheinlichkeit, in den Landtag einzuziehen, verringert. Es bleibt abzuwarten, welche Koalitionen nach der Wahl gebildet werden können, da trotz der aktuellen Zahlen 29 Prozent der Befragten noch unentschlossen sind.
CDU in Sachsen und die Auswirkungen der Ansichten der Wähler
In Sachsen präsentiert sich die Lage anders. Hier steht die CDU mit 33 Prozent an der Spitze, gefolgt von der AfD mit 30 Prozent. In der Umfrage werden die Linke und die Grünen auf 4 beziehungsweise 6 Prozent geschätzt, während die SPD ebenfalls bei 6 Prozent liegt. Das BSW hat sich den Umfragen zufolge auf 12 Prozent stabilisiert. Für die CDU gibt es gewisse Optionen zur Koalitionsbildung, jedoch bleibt die Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen.
Bezeichnend ist hierbei, dass trotz des katastrophalen Anschlags in Solingen, bei dem ein Angreifer mehrere Menschen getötet hat, sich die Werte der Parteien kaum verändert haben. Der mutmaßliche Täter, ein 26-jähriger Syrer, sitzt derzeit in Untersuchungshaft, und die politische Atmosphäre könnte stark angespannt sein. Meinungsforscher warnen jedoch, dass die Umfragen nur den aktuellen Meinungsstand reflektieren und keine zuverlässigen Prognosen für den Wahlausgang darstellen.
Ungewissheiten und strategisches Wählen
Die Wahlsituation in beiden Bundesländern ist aufgrund vieler Faktoren ungewiss. Manfred Güllner, Gründer des Instituts Forsa, weist darauf hin, dass verschiedene Unbekannte, wie die Reaktionen auf den Solingen-Anschlag und das allgemeine Stimmungsbild, die Wahlen beeinflussen könnten. Interessant ist die bevorzugte Strategie der Wähler: Es gibt Überlegungen zum strategischen Wählen, bei denen die Wähler sich entscheiden können, ob sie die CDU stärken oder anderen Parteien den Einzug in den Landtag ermöglichen, um mögliche zukünftige Koalitionen zwischen der CDU und BSW zu vermeiden.
Politologe Hans Vorländer äußert die Erwartung, dass die CDU von der aktuell geführten Migrationsdebatte profitieren könnte. Es bleibt jedoch die zentrale Frage, ob dies ausreicht, um die AfD in Sachsen zu übertreffen. Die hohe Anzahl unentschlossener Wähler macht die Situation besonders spannend und unberechenbar.