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Neue Stiftung für Rabbinerausbildung: Chancen und Herausforderungen in Berlin

Der Zentralrat der Juden hat am Freitag in Berlin mit der Nathan-Peter-Levinson-Stiftung eine neue Einrichtung für die Ausbildung liberaler und konservativer Rabbiner sowie Kantoren ins Leben gerufen, um die Ausbildung in Deutschland zu verbessern und mit internationalen Netzwerken zu verbinden.

In Berlin hat eine neue Initiative zur Rabbinerausbildung ihre Pforten geöffnet. Der Zentralrat der Juden in Deutschland gab bekannt, dass die Nathan-Peter-Levinson-Stiftung nun offiziell ihre Arbeit aufgenommen hat. Diese Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, eine qualitativ hochwertige und transparente Ausbildung für liberal orientierte sowie konservative Rabbinerinnen und Rabbiner sowie Kantorinnen und Kantoren anzubieten.

Mit der Gründung dieser Stiftung entsteht ein neues Umfeld für die Rabbinerausbildung, das in Konkurrenz zu bereits bestehenden Einrichtungen steht. Diese drei neuen Seminare treten in Wettbewerb mit dem Abraham-Geiger-Kolleg, das vor 25 Jahren gegründet wurde, und dem Zacharias-Frankel-College in Potsdam. Diese Konkurrenz könnte möglicherweise neue Impulse im Bildungsangebot für jüdische Geistliche setzen.

Die Vision der neuen Stiftung

Die Nathan-Peter-Levinson-Stiftung besteht aus drei verschiedenen Ausbildungsseminaren, die jeweils spezifische Schulungsbereiche abdecken. So übernimmt das »Regina Jonas Seminar« die Ausbildung von liberalen Rabbinerinnen, während das »Abraham J. Heschel Seminar« auf die konservative Masorti-Rabbinerausbildung fokussiert ist. Für die Ausbildung von Kantoren ist das »Louis Lewandowski Seminar« zuständig. Diese Struktur soll sicherstellen, dass die zukünftigen Rabbiner und Kantoren die vielfältigen Anforderungen ihrer Aufgaben erfüllen können.

Zentralratspräsident Josef Schuster äußerte sich zuversichtlich über die neue Ausbildungsstruktur. Er betont, dass die Akademie den Studierenden die Möglichkeit bietet, nicht nur eine fundierte Ausbildung zu erhalten, sondern auch internationale Netzwerke innerhalb des liberalen und konservativen Judentums zu knüpfen. Damit wird ein wichtiger Schritt in Richtung einer besseren Integration und Vernetzung innerhalb der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland unternommen.

Die Ausbildung an der Nathan-Peter-Levinson-Stiftung stellt sich zudem den Herausforderungen, die in den letzten Jahren auf die Aus- und Fortbildung von Rabbinerinnen und Rabbinern eingewirkt haben. Seit den Vorwürfen wegen Machtmissbrauchs im Mai 2022 ist die Diskussion über die Bildungsinstitutionen im Judentum in Deutschland und deren Vertrauenswürdigkeit angestoßen worden. Durch diese neue Stiftung soll eine Phase der Unsicherheit und der Turbulenzen beendet werden, die die Ausbildungslandschaft in Deutschland geprägt haben.

Das Abraham-Geiger-Kolleg, ein etablierter Akteur in diesem Bereich, hat in den vergangenen Jahren 55 Absolventen in den Dienst der jüdischen Gemeinden ordiniert. Kürzlich fand die zwölften Ordinationsfeier des Kollegs statt, bei der zwei Rabbinerinnen sowie drei Kantorinnen und Kantoren ordiniert wurden. Diese Erfolge stehen jedoch im Schatten finanzieller Unsicherheiten, da das Kolleg seit einiger Zeit keine öffentlichen Mittel mehr erhält. Der Zentralrat und die Zuwendungsgeber haben das Vertrauen in die Trägerschaft des Kollegs, die seit Anfang 2023 von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin übernommen wurde, ausgesetzt.

Im Rahmen eines Eilverfahrens vor dem Berliner Verwaltungsgericht setzt das Abraham-Geiger-Kolleg seine Bemühungen fort, eine institutionelle Förderung durch das Bundesinnenministerium für das Jahr 2024 in Höhe von rund 388.000 Euro zu erwirken. Die laufenden Verfahren erfordern Geduld, da die Entscheidung voraussichtlich erst Mitte September fallen wird.

Die Nathan-Peter-Levinson-Stiftung trägt auch den Namen eines bedeutenden liberalen Rabbiners. Nathan Peter Levinson (1921-2016) war ein Pionier in der Rabbinerausbildung. Er studierte an der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und gelangte erst 1941, kurz vor der Schoah, mit seiner Familie in die USA. Nach dem Holocaust kehrte er 1950 nach Deutschland zurück und setzte sich für die jüdische Gemeinde ein. Mit der Gründung dieser Stiftung wird sein Erbe, das eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft schafft, in Ehren gehalten.

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