Steigende Arbeitslosigkeit unter Schwerbehinderten im Landkreis Northeim
Im Landkreis Northeim ist ein besorgniserregender Trend zu beobachten: Die Zahl arbeitsloser Schwerbehinderter steigt kontinuierlich an. Im Juni wurden bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter 214 arbeitslose Personen mit einem Grad der Behinderung von mindestens 50 registriert. Ein Jahr zuvor waren es noch 194. Dieser Anstieg von 10,3 Prozent innerhalb eines Jahres zeigt eine besorgniserregende Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.
Inklusion in der Berufswelt: Ein gescheitertes Ziel?
Der Sozialverband Niedersachsen (SoVD) hat die geringe Bereitschaft von Unternehmen, Schwerbehinderte zu beschäftigen, scharf kritisiert. In Niedersachsen stellen mehr als 26 Prozent der Arbeitgeber keine Menschen mit Behinderung ein, obwohl dies gesetzlich vorgeschrieben ist. Dirk Swinke, der Vorstandsvorsitzende des SoVD Niedersachsen, bezeichnet die Situation als „Trauerspiel“ und warnt, dass hierdurch wertvolles Potenzial im Zuge des Fachkräftemangels verloren geht.
Pflichten der Arbeitgeber und die Realität
Nach dem Sozialgesetzbuch sind Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern verpflichtet, auch Schwerbehinderte anzustellen. Doch der Landkreis Northeim zeigt erhebliche Defizite. Im Jahr 2022 konnten von 280 Unternehmen, die verpflichtet sind, nur 120 dieser Verpflichtung nachkommen. Christine Gudd, Sprecherin der Arbeitsagentur Göttingen, berichtet von einer stagnierenden Beschäftigungsrate von Schwerbehinderten: Im Jahr 2022 waren 1423 Schwerbehinderte in diesen Firmen angestellt, was nur einen minimalen Anstieg im Vergleich zu 1417 im Jahr davor darstellt.
Wo sind die Schwerbehinderten beschäftigt?
Laut den Statistikdaten der Arbeitsagentur sind die meisten Schwerbehinderten im Landkreis Northeim im verarbeitenden Gewerbe tätig, gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen sowie öffentlichen Verwaltungen. Diese Verteilung weist auf eine potentielle Berührung mit dem Thema Inklusion in verschiedenen Wirtschaftssektoren hin. Es ist jedoch nicht klar, wie viele Schwerbehinderte in kleineren Unternehmen beschäftigt sind, da diese nicht zur verpflichtenden Erfassung gehören.
Unterstützung für Arbeitgeber ist notwendig
Die Arbeitsagentur Göttingen bietet Beratungsstellen für Unternehmen an, die an der Einstellung von Menschen mit Behinderung interessiert sind. Laut der Pressesprecherin Christine Gudd stehen zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung, um die Schaffung geeigneter Arbeitsplätze zu fördern. Diese Initiativen sind entscheidend, um die Inklusion voranzutreiben und den betroffenen Menschen zu helfen.
Fazit: Dringender Handlungsbedarf für die Inklusion
Die Probleme, die Schwerbehinderte auf dem Arbeitsmarkt erfahren, werfen Fragen über die Wirksamkeit der geltenden Gesetze und die gesellschaftliche Verantwortung auf. Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit und der ablehnenden Haltung vieler Unternehmen ist es unerlässlich, neue Strategien zu entwickeln, um die Inklusion nicht nur als gesetzliche Pflicht, sondern auch als gesellschaftliche Chance zu betrachten. Die Zusammenarbeit zwischen Arbeitsagentur, Unternehmen und Sozialverbänden könnte der Schlüssel zu einer besseren Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt sein.
– NAG