Russisches Gericht verurteilt bekannten Dramatiker und Theaterregisseur zu 6 Jahren Haft wegen eines Stücks, das Terrorismus rechtfertigt – JURIST
Ein russisches Militärgericht hat am Montag einen Dramatiker und Regisseur zu 6 Jahren Haft verurteilt, weil ihr Stück angeblich Terrorismus rechtfertigt.
Die Richterin befand die Regisseurin Yevgeniya Berkovich und die Schriftstellerin Svetlana Petriychuk, die seit Mai 2023 in Untersuchungshaft saßen, gemäß des Paragraphen 2 des Artikels 205.2 des russischen Strafgesetzbuches für schuldig. Diese Bestimmung macht die Straftat der „Rechtfertigung von Terrorismus“ mit bis zu sieben Jahren Gefängnis strafbar.
Die Grundlage für die Anklage war das Stück „Finist Der Tapfere Falke“. Die Handlung ist von russischen Frauen inspiriert, die in den mittleren 2010er Jahren nach Syrien gingen, um Islamistische Kämpfer zu heiraten und bei ihrer Rückkehr in ihr Heimatland verurteilt wurden. Berkovich und Petrychuk betonten mehrmals, dass ihr Stück dazu dienen soll, vor Terrorismus zu warnen und nicht ihn zu rechtfertigen.
Lokalen Medien zufolge stützten sich die Anklagen auf widersprüchliche Aussagen teilweise anonymer Zeugen. Nachdem der Staatsanwalt behauptete, die Zeugen seien in den sozialen Medien bedroht worden, führte der Richter die Befragung der Angeklagten durch und verkündete das Urteil hinter verschlossenen Türen. Journalisten wurden ab dem 13. Juni vom Gerichtssaal ausgeschlossen.
In den Augen der Verteidigung und der Menschenrechtsorganisationen war der eigentliche Grund für die Verfolgung eine Vergeltung für Berkovic, der Gedichte veröffentlicht hatte, in denen er den Krieg in der Ukraine kritisierte. Rachel Denber, stellvertretende Direktorin für Europa und Zentralasien bei Human Rights Watch, erklärte gegenüber X, dass das Duo wegen „völlig absurder Anschuldigungen in einem unfairen Prozess festgehalten wird, der eine offenkundige Vergeltung gegen Berkovich darstellt, weil er sich gegen Russlands Krieg in der Ukraine ausgesprochen hat.“ Der Verteidiger von Berkovich und Petriychuk wird das Urteil anfechten.
Das Urteil erfolgt im Zuge der zunehmenden Verfolgung kultureller Persönlichkeiten in Russland seit der Invasion des Landes in die Ukraine im Jahr 2022.
– NAG
