Am 27. August 2024 fiel der offizielle Startschuss für den mittlerweile 13. Friesischen Schreibwettbewerb „Ferteel iinjsen“, der mit der Unterstützung des NDR Schleswig-Holstein und des Nordfriisk Instituut ins Leben gerufen wurde. Dieses Jahr dreht sich alles um das Thema „Teew“, was auf Friesisch so viel wie „Warte“ bedeutet. Der Wettbewerb fordert kreative Köpfe dazu auf, ihre Kurzgeschichten in nordfriesischer Sprache zu verfassen und bis zum 15. Oktober einzureichen.
Die Idee des Wartens kann auf viele Weisen interpretiert werden – seien es alltägliche Szenarien wie das Warten auf den Bus oder das aufregende Warten auf einen wichtigen Moment im Leben. Die Teilnehmer können ihrer Fantasie freien Lauf lassen und Geschichten schreiben, die dieses Gefühl des Wartens ausdrücken. Dabei ist alle nordfriesische Mundart und jede individuelle Schreibweise herzlich willkommen und gefordert.
Prämierung und Auszeichnungen
Für die besten Geschichten gibt es Preise im Gesamtwert von 1.600 Euro. Die top fünf Beiträge werden am 23. November im Kurgartensaal in Wyk auf Föhr nicht nur vorgetragen, sondern auch feierlich ausgezeichnet. Dies stellt nicht nur einen Anreiz für die Teilnahme dar, sondern auch eine Möglichkeit, die Kultur der nordfriesischen Sprache zu fördern und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Teilnahmebedingungen sind bewusst einfach gehalten, um möglichst vielen die Möglichkeit zu geben, sich schriftstellerisch auszudrücken. Jeder – außer Mitarbeiter von NDR, Nordfriisk Instituut, AmrumTouristik AöR, Föhr Tourismus GmbH und der Jury – kann sich anmelden und eine nicht veröffentlichte Kurzgeschichte einreichen, die maximal zwei Seiten umfasst. Es gibt keine festen orthografischen Regeln, sodass jede*r Teilnehmer*in sein oder ihr Friesisch so schreiben kann, wie es ihnen gefällt, was die Vielfalt der Geschichten und Schreibstile zusätzlich bereichert.
Was macht den Wettbewerb besonders?
Der „Ferteel iinjsen“-Wettbewerb ist nicht nur eine Plattform für Schreibende, die ihre Leidenschaft ausleben möchten, sondern auch ein bedeutendes Ereignis zur Stärkung der nordfriesischen Sprache und Kultur. Gerade in einer Zeit, in der regionale Sprachen oft in den Hintergrund gedrängt werden, setzt dieser Wettbewerb ein starkes Zeichen für deren Erhalt und Wertschätzung.
Die Unterstützung durch Partner wie AmrumTouristik AöR und Föhr Tourismus GmbH zeigt, dass das Interesse an der friesischen Kultur und Sprache vielfältig ist und dass es auch kommerzielle Bestrebungen gibt, diesen kulturellen Schatz zu bewahren. Der Wettbewerb bringt außerdem Menschen zusammen, die gleichermaßen ein Interesse an der friesischen Literatur teilen. So entsteht nicht nur ein kreativer Austausch, sondern auch eine Gemeinschaft, die sich um die friesische Sprache schart.
Die Frist zur Einreichung der Geschichten läuft bis zum 15. Oktober 2024. Wer seine Erlebnisse und Gedanken zum Thema „Warte“ in Form einer Geschichte festhalten möchte, ist aufgerufen, diese bis dahin einzureichen. Dies ist nicht nur eine Gelegenheit, seine kreativen Schreibfähigkeiten unter Beweis zu stellen, sondern auch eine Möglichkeit, Teil einer traditionsreichen Veranstaltung zu werden.
Aufruf zur Teilnahme
Interessierte sind herzlich eingeladen, ihre Geschichten zu senden, entweder per Post an NDR 1 Welle Nord unter dem Stichwort „Ferteel iinjsen!“ oder per E-Mail an vertell@ndr.de beziehungsweise info@nordfriiskinstituut.de. Wer möchte, kann zur Einreichung auch das bereitgestellte Kontaktformular nutzen.
In einer Zeit, in der das Warten oft durch digitale Schnelligkeit und sofortige Erfüllung überlagert wird, erinnert dieser Wettbewerb daran, die Stillstandmomente des Lebens kreativ zu nutzen. Sei es der Ausblick auf eine bevorstehende Freude oder das Warten auf etwas Unerwartetes – jeder Moment kann Quelle der Inspiration sein. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf und schreiben Sie! Vielleicht wartet am Ende ein Preis auf Sie.
Bedeutung des Schreibwettbewerbs für die friesische Sprache
Der Schreibwettbewerb des NDR Schleswig-Holstein in Kooperation mit dem Nordfriisk Instituut geht über die bloße Kreativität hinaus; er leistet einen wichtigen Beitrag zur Förderung der friesischen Sprache und Kultur. Friesisch wird von einer relativ kleinen Anzahl von Menschen gesprochen, und Wettbewerbe wie dieser helfen, die Sprache sichtbar zu machen und neues Interesse zu wecken. Immer mehr Initiativen zur Sprachförderung versuchen, jüngere Generationen für ihre Herkunftssprache zu begeistern. Diese Art von Wettbewerb kombiniert kulturelle Identität mit kreativem Ausdruck und trägt so dazu bei, die Sprache lebendig zu halten.
Die offen gestalteten Teilnahmebedingungen, die alle Dialekte des Nordfriesischen zulassen, zeigen zudem eine Wertschätzung der sprachlichen Vielfalt innerhalb der friesischen Gemeinschaft. Solche Veranstaltungen wirken auch als Plattform für die Diskussion über die Relevanz und den Erhalt bedrohter Sprachen, was in einer globalisierten Welt von entscheidender Bedeutung ist.
Regionale Identität und Förderung des Tourismus
Der Schreibwettbewerb ist nicht nur eine literarische Veranstaltung, sondern auch ein Schaufenster für die nordfriesische Identität. Die Einbindung regionaler Partner wie der AmrumTouristik AöR und der Föhr Tourismus GmbH legt nahe, dass kulturelle Ereignisse gleichermaßen zur Förderung des Tourismus in der Region beitragen. In einer Zeit, in der viele kleinere Destinationen um die Aufmerksamkeit der Reisenden wetteifern, kann ein solches Event helfen, die Attraktivität Nordfrieslands zu erhöhen und Besuchern einen authentischen Einblick in die lokale Kultur zu geben.
Neben dem Prestige, das mit dem Gewinn eines Wettbewerbs einhergeht, schaffen solche Veranstaltungen Gelegenheiten für den Austausch zwischen Einheimischen und Touristen. Die Vergabe von Preisen für die besten Geschichten und deren öffentliche Vorstellung in Wyk auf Föhr können dazu beitragen, das Interesse an der Region und ihren Kulturen weiter zu steigern.
Aktuelle Statistiken zur Sprachenvielfalt in Deutschland
Laut dem Bundesamt für Sprache gibt es in Deutschland etwa 70 minderheitliche Sprachen, zu denen auch Friesisch gehört. Rund 10.000 Menschen sprechen aktiv Friesisch, was es zu einer der am stärksten gefährdeten Sprachen in Europa macht. Statistiken zeigen, dass nur etwa ein Drittel der Kinder, die Friesisch in ihrer Familie hören, auch fließend sprechen können. Diese Zahlen verdeutlichen die Herausforderung, die es für die friesische Sprache darstellt, mit dem Einfluss dominant sprechender Sprachen mitzuhalten. Wettbewerbe, die die Verwendung der friesischen Sprache fördern, sind daher entscheidend, um die Sprache zu bewahren und der Aushöhlung durch die allgegenwärtige deutsche Sprache entgegenzuwirken.
Zusätzlich haben Umfragen ergeben, dass über 70% der Befragten in Nordfriesland die Wichtigkeit der Erhaltung der friesischen Sprache als Teil ihres kulturellen Erbes betonen. Solche Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit von Initiativen wie dem NDR-Schreibwettbewerb, um das Bewusstsein und den Stolz in Bezug auf die eigene Sprache zu stärken.