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Baden-Württemberg bleibt bei Games-Förderung hinter anderen Ländern zurück

Baden-Württemberg erhöht die Förderung für Computerspiele-Entwicklungen in 2023 auf 1,2 Millionen Euro, lehnt jedoch eine weitere Aufstockung ab, trotz des Appells des Bundeswirtschaftsministeriums, was die Konkurrenzfähigkeit der Branche im internationalen Vergleich gefährden könnte.

Stuttgart (dpa/lsw) – In einem überraschenden Schritt hat das Land Baden-Württemberg beschlossen, seine Förderung für die Entwicklung von Computerspielen nicht zusätzlich aufzustocken. Trotz eines eindringlichen Appells vom Bundeswirtschaftsministerium zur Erhöhung der Fördermittel bleibt die jährliche Förderung bei 1,2 Millionen Euro. Diese Summe wurde erst Anfang des Jahres verdoppelt, nachdem sie seit 2021 bei 0,6 Millionen Euro lag. In Anbetracht der angespannten Haushaltslage, in der sich zahlreiche Bundesländer befinden, wird laut dem zuständigen Wissenschaftsministerium in Stuttgart keine weitere Erhöhung der Fördergelder erwartet.

Die Entscheidung fällt in einen Kontext, in dem andere Bundesländer wie Bayern erheblich mehr in die Gamesbranche investieren. Dort fließen jährlich fast sieben Millionen Euro in die Förderung von Computerspielen, E-Sports und erweiterter Realität (XR). Im Vergleich dazu bleibt Baden-Württemberg hinter diesen Zahlen zurück, auch wenn in einigen anderen Bundesländern weniger Geld bereitgestellt wird.

Ein Blick auf die Gamesbranche

Die Regierung von Baden-Württemberg erkennt die Bedeutung der Gaming-Branche als wesentlichen Innovationstreiber und kulturellen Akteur. Eine Sprecherin des Ministeriums betonte, dass die Branche für den Standort Baden-Württemberg entscheidend sei und unter anderem für neue Technologien wie Augmented Reality, Virtual Reality und Künstliche Intelligenz steht. Diese Woche findet in Köln die weltweit größte Computerspielemesse, die Gamescom, statt, wo sich Baden-Württemberg mit einem eigenen Stand präsentiert.

Trotz der wachsenden Bekanntheit und der zunehmenden Bedeutung der Branche zeigt sich die aktuelle Förderpolitik als eher zurückhaltend. Der Bund hat im vergangenen Jahr 70 Millionen Euro für die Unterstützung der Branche bereitgestellt, jedoch wurde diese Summe 2023 auf nur noch 50 Millionen Euro reduziert. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Fördermitteln hat das Bundeswirtschaftsministerium seit Mai 2023 einen Stopp für neue Anträge verhängt. Dies bedeutet, dass Gelder hauptsächlich dazu verwendet werden, bestehende Verpflichtungen zu erfüllen, anstatt neue Projekte zu unterstützen.

Einfacher Zugang zu Förderungsanträgen gefordert

Branchenvertreter, vertreten durch den Verband Game, äußern sich besorgt über die unzureichenden Mittel, die für die Förderung bereitgestellt werden. Sie argumentieren, dass die Kosten für die Entwicklung von Computerspielen in Deutschland bis zu einem Drittel höher seien im Vergleich zu Ländern wie Frankreich, was den Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb benachteiligt. Eine Verbesserung der finanziellen Unterstützung wird als entscheidend erachtet, um die Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten und auszubauen.

Im Frühjahr 2024 stellte der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner (Grüne), neue Pläne für die Förderpolitik vor. Geplant ist eine Abkehr von der Förderung kleiner Projekte zugunsten einer Unterstützung durch die Bundesländer. Dieses Modell sollte laut Kellner dazu führen, dass insgesamt mehr Geld in die Systeme fließt. Die Reaktion aus dem Stuttgarter Ministerium zeigt jedoch, dass eine signifikante Erhöhung der Fördermittel nicht in Sicht ist.

Die bevorstehende Gamescom wird mit hohen Erwartungen verfolgt. Im vergangenen Jahr zog die Messe 320.000 Besucher an, und auch in diesem Jahr haben sich über 1.400 Aussteller aus insgesamt 64 Ländern angemeldet. Die Branche steht im digitalen Zeitalter vor großen Herausforderungen, aber auch Chancen. Trotz einer rückläufigen Umsatzentwicklung im ersten Halbjahr 2024, wo eine Abnahme von sechs Prozent auf 4,3 Milliarden Euro festgestellt wurde, hoffen die Akteure auf eine Stabilisierung.

Die Zukunft der Gamesförderung im Blick

Die Entscheidung von Baden-Württemberg, die Förderung nicht weiter zu erhöhen, könnte langfristige Folgen für die Entwicklung und Internationalität der Branche haben. Während das Land seine Rolle als Innovationsstandort betont, bleibt die Frage, ob die derzeitigen finanziellen Mittel ausreichen, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Insbesondere angesichts der hohen Entwicklungs- und Betriebskosten, die mit modernen Computerspielen verbunden sind, könnte eine Anpassung der Förderstrategie unerlässlich werden, um im globalen Markt nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Die digitale Spieleindustrie hat in den letzten Jahren erhebliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen erlebt, die sich in der zunehmenden Popularität und Verbreitung von Videospielen widerspiegeln. Diese Branche ist nicht nur ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor, sondern hat auch sozialen Einfluss genommen. Die COVID-19-Pandemie hat beispielsweise dazu geführt, dass viele Menschen, die sich zuvor vielleicht nicht mit Games beschäftigt haben, jetzt umfangreiche Spielerlebnisse in ihren Alltag integriert haben. Dies hat die Nachfrage nach digitalen Inhalten weiter angekurbelt und die Branche noch relevanter gemacht.

Zusätzlich zu den finanziellen Aspekten zeigt die Spieleindustrie große Vielfalt, indem sie verschiedene Genres und Plattformen bietet, die unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Diese Diversifizierung hat zur Entwicklung neuer Spielmechaniken und innovativer Erzählformate beigetragen, die nicht nur Unterhaltung bieten, sondern auch soziales Lernen und interaktive Erlebnisse fördern.

Bedeutung der Gamescom für die Branche

Die Gamescom, die dieses Jahr in Köln stattfindet, ist nicht nur eine Plattform für die Vorstellung neuer Spiele und Technologien, sondern auch ein zentraler Treffpunkt für Fachleute aus der Branche sowie für Gamer. Die Messe gilt als ein Maßstab für die Entwicklungen und Trends innerhalb der Spieleszene. Die überwältigende Anzahl an Ausstellern und Besuchern verdeutlicht die Relevanz und das Interesse an dieser Branche. Förderprogramme und staatliche Unterstützung könnten entscheidend dazu beitragen, dass Deutschland in dieser dynamischen Branche wettbewerbsfähig bleibt.

Internationale Vergleichbarkeit der Förderung

Ein Vergleich der Förderungsstrategien für die Spieleentwicklung zwischen verschiedenen Ländern zeigt signifikante Unterschiede. Länder wie Frankreich und Finnland investieren erheblich in die Förderung ihrer Games-Industrien. In Frankreich etwa wird die Branche durch beträchtliche steuerliche Anreize unterstützt, wobei die Unterstützung anhand der Investitionen der Studios in Forschung und Entwicklung bemessen wird. Diese Unterschiede reflektieren sich nicht nur in den Budgets, sondern auch in der Anzahl der erfolgreichen Spielveröffentlichungen und dem Wachstum der dort ansässigen Studios.

Zur Veranschaulichung: Frankreich investiert laut CNC jährlich über 200 Millionen Euro in die Spieleentwicklung, was zu einem signifikanten Wachstum in diesem Sektor beigetragen hat. Auf der anderen Seite bleibt Deutschland, trotz seiner starken kulturellen und kreativen Basis, hinter diesen Zahlen zurück und sieht sich der Herausforderung gegenüber, die eigenen Investitionen und Förderungsstrategien zu überdenken.

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