In Gummersbach ist eine hitzige Auseinandersetzung zwischen der Feuerwehrführung und dem Unterbrandmeister Sören Lasch im Gange. Lasch, der 25 Jahre lang in der Feuerwehr aktiv war, sieht sich durch die Entscheidung der Stadt Gummersbach, ihn im Juni 2023 in die Ehrenabteilung zu versetzen, ungerecht behandelt. Diese Versetzung erfolgte nach einem Vorfall bei einer Feier des Löschzugs Hülsbach, zu dem es am 2. Oktober 2022 gekommen war.
Der 44-jährige Lasch war vor Gericht erschienen, um gegen diese Entscheidung zu kämpfen und seinen Anspruch auf eine Rückkehr in den aktiven Dienst geltend zu machen. Seinen Job als Feuerwehrmann hat er seitdem als enttäuschend empfunden, insbesondere da er seine Karriere als engagierter und erfahrener Feuerwehrler, der an über 600 Einsätzen teilgenommen hat, betrachtet. „Ich habe nichts mehr von der Feuerwehr gehört“, erklärte Lasch, was seine Frustration über die gesamte Situation verdeutlicht.
Der Vorfall bei der Feier
Der Grund für die Versetzung ist ein Vorfall, der während einer Feier im Gerätehaus stattgefunden hat. Fotos, die Lasch dem Gericht vorlegte, zeigen blaue Flecken an seinen Oberarmen, die auf „Kabbeleien“ hindeuten. Laut seiner Aussage endete dieser Abend für ihn im Krankenhaus, nachdem er sich während einer Flucht vor seinen Feuerwehrkameraden einen schweren Knochenbruch zugezogen hatte. Diese Verletzung musste mehrfach chirurgisch behandelt werden, die Schuldfrage jedoch steht nicht im Zentrum des Gerichtsverfahrens.
Die Einsicht des Gerichts, dass die Versetzung Laschs möglicherweise rechtswidrig war, bietet dem Feuerwehrmann einen Hoffnungsschimmer. Ein Richter wies darauf hin, dass eine solche Entscheidung üblicherweise nur bei Altersgrenzen oder gesundheitlichen Gründen rechtmäßig ist. Nach dem geltenden Gesetz müsste eine Versetzung in eine Unterstützungseinheit erfolgen, was sowohl Lasch als auch die Feuerwehr jedoch abgelehnt hatten.
Der Verwaltungsakt und seine Folgen
Im Prozess wird auch diskutiert, wie die Stadt Gummersbach den Vorfall handhabte. Lasch erhielt am 14. Juni 2023 mündlich die Mitteilung über seine Versetzung, gefolgt von einer offiziellen Bestätigung am 19. Juni durch Wehrführer Frank Raupach. Dieser Berichten zufolge wurde die Versetzung aufgrund eines „stark zerrütteten Vertrauensverhältnisses“ erforderlich. Während des Verfahrens wurde auch eine Abstimmung innerhalb der Löschgruppe thematisiert, bei der eine große Mehrheit der aktiven Mitglieder gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Lasch gestimmt hatte.
Der Vertreter der Stadt führte aus, dass es darum gehe, die Funktionsfähigkeit der Feuerwehr zu sichern. Richter Pesch brachte zum Ausdruck, dass es für die Feuerwehr entscheidend sei, dass alle Mitglieder sich aufeinander verlassen können. „Jeder muss sich auf die Verlässlichkeit des Kameraden verlassen können“, stellte er fest und betonte die Notwendigkeit, mögliche Gefahren für die Einsatzfähigkeit der Löschgruppe abzuwehren.
Trotz der Tatsache, dass die Ansichten innerhalb der Feuerwehr weit auseinandergehen, betonte der Richter die Verantwortung der Feuerwehrführung, die Geschehnisse rund um den Vorfall sorgfältig zu überprüfen. „Die Leitung wird sich Gedanken machen müssen, was in dem Gebäude im Anschluss an eine Feier passiert ist“, gab Pesch zu bedenken.
Ein offenes Ende
Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein gab auf eine Anfrage zu dem laufenden Verfahren keine Auskunft. Das Verfahren wirft grundlegende Fragen über die Handhabung von Konflikten innerhalb der Feuerwehr auf und könnte weitreichende Auswirkungen auf das Vertrauen und die Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe haben. Ein Urteil wird innerhalb der nächsten zwei Wochen erwartet.
Relevante rechtliche Rahmenbedingungen
Die rechtlichen Grundlagen für die Versetzung von Feuerwehrangehörigen in die Ehrenabteilung sind in der Landesverordnung Freiwillige Feuerwehr (VOFF NRW) festgelegt. Nach Land Nordrhein-Westfalen darf eine Versetzung nur aus bestimmten Gründen erfolgen, beispielsweise beim Erreichen der Altersgrenze oder aus gesundheitlichen Gründen. In diesem Fall argumentiert Sören Lasch, dass seine Versetzung ohne rechtlich bindende Grundlage erfolgte, da er weder aufgrund seines Alters noch wegen gesundheitlicher Probleme in die Ehrenabteilung überführt wurde.
Eine solche Entscheidung muss den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit und des fairen Verfahrens respektieren. Insbesondere muss der betroffene Feuerwehrmann die Möglichkeit haben, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, was Lasch hier als nicht gegeben sieht. Die Herausforderungen bei der Beziehung und Kommunikation innerhalb der Feuerwehr bringen zudem die Frage auf, wie künftige Vorfälle dieser Art vermieden werden können.
Psychosoziale Auswirkungen auf die Beteiligten
Die Situation um Sören Lasch geht über rechtliche Belange hinaus und betrifft auch die psychosozialen Auswirkungen auf die Beteiligten. Die Feuerwehr ist eine Gemeinschaft, in der Vertrauen und Kameradschaft eine zentrale Rolle spielen. Der Vorfall und die darauffolgende Versetzung haben sowohl bei Lasch als auch bei seinen Kameraden zu Unruhe geführt. Der Verlust von Vertrauen kann nicht nur die Motivation und die Einsatzbereitschaft der Feuerwehrleute beeinträchtigen, sondern auch tiefgreifende psychologische Effekte nach sich ziehen.
Die Feuerwehrführung steht deshalb in der Verantwortung, durch Schulungen und Team-Building-Maßnahmen die Gemeinschaft zu stärken und derartige Vorfälle in Zukunft zu vermeiden. Kommunikation und Transparenz sind essenziell, um sicherzustellen, dass alle Mitglieder das Gefühl haben, gehört zu werden und dass ihr Beitrag zur Gemeinschaft geschätzt wird.
Aktuelle Entwicklungen in der Feuerwehrpolitik
Die Diskussion um den Vorfall in Gummersbach findet im Kontext einer breiteren Debatte über die Reform der Feuerwehrstrukturen in Deutschland statt. Die Notwendigkeit für Veränderungen wird häufig durch den demografischen Wandel und die zunehmende Komplexität bei Einsätzen gerechtfertigt. Mehrere Landesfeuerwehrverbände diskutieren aktuell neue Strategien, um die Rekrutierung und Bindung von Ehrenamtlichen zu verbessern und gleichzeitig die Integration von Vielfalt innerhalb der Feuerwehr zu fördern. Diese Maßnahmen könnten längerfristig dazu beitragen, Konflikte wie die zwischen Sören Lasch und der Feuerwehrführung zu minimieren.
Ein Beispiel dafür ist die Initiative für ein besseres Mentoring der Neueinsteiger, die darauf abzielt, den Zusammenhalt innerhalb der Einsatzgruppen zu stärken. Diese Initiativen sind darauf ausgerichtet, nicht nur die praktische Einsatzfähigkeit, sondern auch das soziale Miteinander zu fördern, was wiederum das Vertrauen in der Gruppe stärken dürfte.