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Neuer Wohnraum für Potsdam-Mittelmark: 1.570 Wohnungen bis 2028 nötig

Bis 2028 muss der Landkreis Potsdam-Mittelmark jährlich etwa 1.570 neue Wohnungen bauen, um das bestehende Defizit von rund 2.860 fehlenden Wohnungen zu beheben, zeigt eine Analyse des Pestel-Instituts, da der Wohnungsbau dringend nötig ist, um soziale Spannungen zu vermeiden und die Lebensqualität der Bürger zu sichern.

Baujahr 2028 – das ist das Ziel, das sich der Landkreis Potsdam-Mittelmark gesetzt hat, um eine erhebliche Wohnungsknappheit zu lindern. Der Bedarf zeigt sich dramatisch: Rund 1.570 neue Wohnungen müssen jedes Jahr entstehen, damit das bestehende Defizit von etwa 2.860 Wohnungen abgebaut werden kann. Dies wurde in einer aktuellen Regional-Analyse des Pestel-Instituts festgestellt.

Matthias Günther vom Pestel-Institut betont, dass dieser Neubau nicht nur notwendig ist, um den Mangel zu bekämpfen, sondern auch um alte, unrenovierbare Gebäude zu ersetzen. Besonders betroffen sind Nachkriegsbauten, bei denen eine Sanierung oft nicht mehr wirtschaftlich ist.

Der Leerstand als Trugbild

Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass die Zahl der leerstehenden Wohnungen den Wohnungsbedarf ausgleichen kann. In Potsdam-Mittelmark stehen derzeit rund 3.040 Wohnungen leer, was 2,9 Prozent des gesamten Wohnungsbestands im Kreis entspricht. Aber ein Großteil dieser Wohnungen, etwa 1.850, steht seit über einem Jahr leer. Günther erläutert, dass viele dieser Immobilien aufgrund ihres Zustands nicht mehr bewohnbar sind und bevor sie vermietet werden können, erst umfassend saniert werden müssten.

Dabei ist ein gewisser Leerstand oft nötig, um Umzüge zu erleichtern und Renovierungen durchzuführen. Dennoch zeigt die Realität, dass es sich bei vielen leerstehenden Wohnungen schlichtweg um unattraktive Optionen handelt. Die meisten Eigentümer scheuen sich, in eine Sanierung zu investieren, da sie unsicher sind, welche gesetzlichen Anforderungen auf sie zukommen werden. Politische Unsicherheiten, wie beispielsweise die Diskussion um das Heizungsgesetz, erschweren den Instinkt zur Sanierung zusätzlich.

Wachsender Druck auf die Bauindustrie

Katharina Metzger, Präsidentin des Deutschen Baustoff-Fachhandels, spricht von einer dramatischen Situation für die Bauwirtschaft. Sie sieht das Problem nicht nur in den hohen Standards, die gegenwärtig den Neubau bestimmen, sondern auch in der mangelnden politischen Verlässlichkeit. „Die Baustandards müssen gesenkt werden, um den Wohnungsbau zu fördern. Hochgeschraubte Auflagen bremsen die notwendigen Bauvorhaben,“ erklärt sie. Weiterhin fordert sie eine deutliche Erhöhung der Bauförderung durch Bund und Länder, da der derzeitige Betrag von 3,5 Milliarden Euro für 2025 nicht ansatzweise ausreiche.

Der Präsidentin zufolge hat die Branche zuletzt eine Krise durchlebt, die in einem Rückgang der Neubautätigkeit resultiert hat. „Die Mauerstein-Hersteller schließen ihre Werke, während viele Unternehmen gezwungen sind, Personal abzubauen.“ Diese Entwicklung ist besorgniserregend, denn in Anbetracht des akuten Wohnungsmangels in Deutschland, ist jeder Verlust an Fachkräften ein weiterer Rückschlag.

Politische Verantwortung und gesellschaftliche Spannungen

Metzger kritisiert zudem die langsame Reaktion der Politik auf das wachsende Wohnungsproblem. „Die Bundesregierung muss die Situation ernster nehmen und nicht erst kurz vor den Wahlen aktiv werden,“ fordert sie. Ohne massiven Druck der Bevölkerung könne es schwierig werden, die notwendigen Verbesserungen zur Wohnraumschaffung durchzusetzen.

Deshalb richtet sie einen eindringlichen Appell an die Bürger, sich bei ihren Bundestagsabgeordneten für eine nachhaltige Unterstützung zu stark zu machen. Der Vorschlag, in ländliche Gebiete zu ziehen, den Klara Geywitz, die Bundesbauministerin, unterbreitet hat, mag nicht die Lösung sein, die so viele Menschen anstreben. Wenngleich die Absicht hinter dem Vorschlag positiv ist, sind die bestehenden Verhältnisse und die Anforderungen an Wohnraum komplexer als einfach nur ein Umzug ins Grüne.

Ein notwendiger Neubau

Die Fakten der momentanen Situation in Potsdam-Mittelmark sind eindeutig: Ein Neubau von 1.570 Wohnungen pro Jahr ist unverzichtbar, um den bestehenden Bedarf zu decken und eine weitere Verschärfung des Wohnungsmangels zu vermeiden. Der Diskurs um nachhaltige Bauweisen und Eigenheimförderungen muss zu einem zentralen Thema werden, egal auf welcher politischen Ebene. Es liegt an den Verantwortlichen, aus Worten Taten folgen zu lassen, damit die Bürger nicht weiter in der Warteschlange für eine geeignete Wohnung stehen müssen.

Politische Rahmenbedingungen

Die aktuellen Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt in Deutschland sind stark von politischen Rahmenbedingungen beeinflusst. Der Wohnungsbau ist im Wesentlichen von staatlichen Anreizen und Auflagen abhängig. Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag festgelegt, dass 400.000 neue Wohnungen jährlich bis zu einer bestimmten Frist gebaut werden sollen, wobei der Anteil an Sozialwohnungen besonders hervorgehoben wird. Allerdings gibt es Bedenken, dass die bereitgestellten Mittel für den sozialen Wohnungsbau nicht ausreichen, um diese Ziele zu erreichen. Der Bundesverband der Deutschen Baustoff-Fachhandel (BDB) kritisiert, dass die Mittel pro Jahr von 12 Milliarden Euro auf lediglich 3,5 Milliarden Euro für 2025 sinken – eine Entscheidung, die laut BDB und Wissenschaftlern vom Pestel-Institut die Notlage im sozialen Wohnungsbau weiter verschärfen wird.

Zudem wird die Komplexität der Bauvorschriften immer wieder thematisiert. Die strengen Auflagen in Bezug auf Klimaschutz und Energieeffizienz werden von vielen als Hindernis für den Neubau betrachtet. Es gibt Forderungen, diese Vorschriften zu überarbeiten, um den Bau von Wohnungen zu erleichtern und zu beschleunigen. Planer und Bauträger äußern in Umfragen, dass übermäßige Bürokratie und unklare Vorgaben vonseiten der politischen Entscheidungsträger den Wohnungsbau erheblich behindern.

Ökonomische Implikationen des Wohnungsnotstands

Die gegenwärtige Wohnungsnot hat nicht nur soziale, sondern auch erheblich ökonomische Auswirkungen. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum fördert eine Erhöhung der Mietpreise, was für viele Haushalte zur finanziellen Belastung werden kann. Nach den Analysen des Pestel-Instituts steigen die Wohnkosten in den letzten Jahren kontinuierlich, während die Einkommen nicht im gleichen Maße wachsen. Diese Entwicklung führt zu einer Kaufkraftverschiebung, die vor allem einkommensschwache Familien und Alleinerziehende betrifft.

Die Krise im Wohnungsbau hat ebenfalls Auswirkungen auf die Bauwirtschaft selbst. Unternehmen müssen Kapazitäten abbauen, und Fachkräfte verlassen die Branche aufgrund der ungewissen wirtschaftlichen Lage. Dies kann langfristig nicht nur zu einem Rückgang der Bauleistung führen, sondern auch dazu, dass weniger qualifizierte Arbeitskräfte in der Branche verbleiben. Solche strukturellen Veränderungen stellen eine bedrohliche Perspektive für die gesamte Bauindustrie und die deutsche Wirtschaft dar.

Künftige Herausforderungen und Lösungen

Die zukünftigen Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt sind vielfältig. Neben dem akuten Mangel an Wohnraum müssen auch die Anforderungen an nachhaltigen und energieeffizienten Bau berücksichtigt werden. Die Bundesregierung und die Bauindustrien stehen vor der Aufgabe, innovative, kostengünstige und nachhaltige Bauansätze zu fördern. Eine Möglichkeit zur Bewältigung dieser Herausforderungen könnte die Förderung von modularen Bauweisen oder die Nutzung von Bauressourcen aus Recyclingmaterialien sein.

Darüber hinaus ist eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Ländern und dem Bund nötig, um ein effektives Wohnungsbauprogramm zu entwickeln, das sowohl den sozialen Wohnungsbau als auch die Antwort auf die Klimakrise integriert. Gerade in Zeiten globaler Entwicklungen wie dem Klimawandel ist es entscheidend, dass nachhaltige Baupraktiken und die Schaffung von Wohnraum nicht als separate Herausforderungen, sondern als zu vereinigende Ziele betrachtet werden.

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