Magdeburg

Studie zeigt: Hohe Spätfolgen bei Krebserkrankungen im Kindesalter

Eine Studie der Universitätsmedizin Magdeburg zeigt, dass Überlebende von Krebserkrankungen im Kindes- und Jugendalter ein signifikant erhöhtes Risiko für Herz- und Hörprobleme haben, was auf die Notwendigkeit gezielter Nachsorge hinweist, um die Lebensqualität dieser Betroffenen nachhaltig zu verbessern.

Die Fortschritte in der Krebsmedizin ermöglichen es immer mehr Kindern und Jugendlichen, eine Krebserkrankung zu überstehen. Mit einer Überlebensrate von über 85 Prozent ist es wichtig, die Herausforderungen zu erkennen, die diese Betroffenen nach der Behandlung erwarten. Eine Studie unter der Leitung der Universitätsmedizin Magdeburg hat nun herausgefunden, dass Überlebende von Krebs in ihrer Jugend einem signifikant erhöhten Risiko für Herz- und Hörprobleme ausgesetzt sind. Diese Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die Notwendigkeit von langfristiger Nachsorge und spezialisierten Unterstützungsangeboten.

Die Studie, die über einen Zeitraum von vier Jahren durchgeführt wurde, analysierte die Nachsorgebedürfnisse von etwa 27.000 krebserkrankten Kindern und Jugendlichen. Ein zentrales Ergebnis zeigt, dass fast zwei Drittel der Überlebenden im Laufe ihres Lebens an Spätfolgen der Krankheit oder deren Behandlung leiden. Insbesondere Herzklappenveränderungen und Kardiomyopathien wurden häufig festgestellt. Auch der Hörverlust stellte sich als gravierendes Problem heraus. „Es ist entscheidend, diese gesundheitlichen Herausforderungen frühzeitig zu identifizieren, damit geeignete Maßnahmen getroffen werden können“, betont Prof. Dr. Enno Swart, der die Forschung leitet.

Wichtigkeit der Nachsorge

In der Studie wurde auch der Übergang von der Kinder- zur Erwachsenenmedizin beleuchtet, der für viele Betroffene eine komplizierte Phase darstellt. Interviews mit Patienten und deren Angehörigen ergaben, dass hier gezielte Unterstützung notwendig ist, um die medizinische Versorgungsqualität zu verbessern. Diese Einsichten fließen in die Aktualisierung bestehender Nachsorgeleitlinien ein, was einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität der Überlebenden leisten kann.

Die Notwendigkeit einer sorgfältigen Nachsorge wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass jährlich rund 1.800 Kinder in Deutschland an Krebs erkranken. Das Forschungsteam hat eine umfassende Datenbasis gebaut, die es erlaubt, ein klareres Bild von den Langzeitfolgen zu zeichnen. Die Hohe Anzahl anonymisierter Teilnehmender und die Verknüpfung von klinischen Informationen aus verschiedenen Quellen erlauben eine differenzierte Analyse der gesundheitlichen Risiken, die aus Krebsbehandlungen resultieren können. „Durch diesen systematischen Ansatz ist es uns gelungen, die gesundheitlichen Belastungen von Überlebenden zu erkennen“, erklärt Professor Swart.

Ein zentraler Aspekt der Studie war die Analyse der Inanspruchnahme ärztlicher Kontrolluntersuchungen, die für die Nachsorge empfohlen werden. Es zeigte sich, dass viele Überlebende nicht regelmäßig zu diesen Terminen erscheinen, was bedeutsame Risiken mit sich bringt. Hierzu werden nun in enger Zusammenarbeit mit Fachleuten aus medizinischen Fachgesellschaften und Krankenkassen Strategien entwickelt, um diese Herausforderungen anzugehen.

Zusammenarbeit und Förderung

Das Projekt „VersKiK“ wird mit rund 2,3 Millionen Euro vom Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert. Es geht um die Analyse der Versorgungsbedürfnisse von Personen, die eine Krebserkrankung im Kindes- oder Jugendalter überstanden haben. Kooperationspartner sind unter anderem das Deutsche Kinderkrebsregister sowie verschiedene Universitätskliniken und Krankenkassen. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ist entscheidend, um die gewonnenen Erkenntnisse zeitnah in die Versorgungspraktiken zu integrieren.

Durch die Zusammenarbeit mit Klinikern, Epidemiologen und Fachgesellschaften soll ein optimales Versorgungssystem geschaffen werden, das den besonderen Bedürfnissen derjenigen gerecht wird, die als Kinder oder Jugendliche Krebs überstanden haben. Der Austausch über die Daten und Erfahrungen wird dazu beitragen, künftige Therapien und Nachsorgemaßnahmen weiter zu verbessern.

Ein neuer Weg für Überlebende

Die Ergebnisse der Forschungen zeigen, dass es mehr denn je erforderlich ist, nicht nur die akuten medizinischen Behandlungen zu betrachten, sondern auch die langfristigen Konsequenzen einer Krebserkrankung zu berücksichtigen. Die Herausforderungen, die sich den Überlebenden stellen, sind komplex und erfordern ein umfassendes Betreuungssystem, das sich flexibel an die Bedürfnisse der Betroffenen anpasst. Expertenweisen diesen Bereich als entscheidend für die künftige Lebensqualität der Überlebenden an. Daher steht die Entwicklungsarbeit an verbesserten Leitlinien und Unterstützungsangeboten für diese vulnerablen Gruppen im Vordergrund, um ihnen ein gesundes und erfülltes Leben zu ermöglichen.

Kardiale und auditive Spätfolgen bei Überlebenden

Die gut dokumentierten kardialen und auditiven Spätfolgen bei krebserkrankten Kindern und Jugendlichen sind nicht zu unterschätzen. Eine umfassende Untersuchung der 5-Jahres-Überlebensrate zeigt, dass die Überlebensraten zwar ansteigend sind, jedoch eine erhebliche Anzahl von Überlebenden unter langfristigen gesundheitlichen Problemen leidet. Laut einer Studie, die im Journal of Clinical Oncology veröffentlicht wurde, haben über 40 Prozent der Langzeitüberlebenden von Kinderkrebs Herzprobleme, die oft asymptomatisch sein können bis sie in ein fortgeschrittenes Stadium gelangen.

Diese Spätfolgen können erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität und die körperlichen Aktivitäten der Betroffenen haben. Ein frühzeitiges Screening und regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind daher unerlässlich, um diese Risiken rechtzeitig zu identifizieren. Das bedeutet, dass Überlebende sehr gut über ihre Symptome und die Notwendigkeit regelmäßiger Kontrollen informiert werden sollten, um Herz- und Hörprobleme frühzeitig zu erkennen.

Übergang in die Erwachsenenmedizin

Ein kritischer Punkt im Lebensweg von krebserkrankten Kindern und Jugendlichen ist der Übergang von der pädiatrischen zur Erwachsenenmedizin. Viele Überlebende sind mit der Umstellung auf ein neues Gesundheitssystem konfrontiert, das weniger persönlich gestaltet ist. In den Interviews mit Betroffenen aus der Studie des Forschungsteams in Magdeburg wurde deutlich, dass eine gezielte Unterstützung während dieses Übergangs entscheidend ist. Es wurde betont, dass spezielle Programme notwendig sind, die nicht nur medizinische Aspekte berücksichtigen, sondern auch psychologische Unterstützung bieten.

Einige Gesundheitssysteme, wie das britische National Health Service (NHS), haben bereits Übergangsprogramme implementiert, die den Betroffenen helfen, sich besser an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Durch solche integrierten Ansätze könnten die Bedingungen für die Überlebenden verbessert und mögliche Versorgungslücken geschlossen werden. Die Ergebnisse der VersKiK-Studie könnten wertvolle Empfehlungen zur Implementierung solcher Programme in Deutschland liefern.

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