Mittelsachsen

Freiberg plant Notfallzentrum: Schneller Hilfe für Patienten in der Region

Die Klinik in Freiberg plant den Ausbau zu einem Integrierten Notfallzentrum, um mit einem Aufwand von sieben Millionen Euro die Notfallversorgung zu verbessern und Wartezeiten für die rund 24.500 Patienten, von denen 60 Prozent keine echten Notfälle sind, zu reduzieren.

Im Kreiskrankenhaus Freiberg stehen bald umfassende Veränderungen bevor, die darauf abzielen, die Notaufnahme effizienter zu gestalten und die Patientenströme besser zu steuern. Der Hintergrund dieser Initiative ist alarmierend: Von fast 25.000 Patienten, die im vergangenen Jahr die Notaufnahme aufsuchten, waren über 60 Prozent keine echten Notfälle. Das Krankenhaus plant nun die Umwandlung zu einem Integrierten Notfallzentrum (INZ), das künftig auch eine spezielle Notfallpraxis für Kinder enthalten soll.

Die zentrale Herausforderung, der sich die Klinik gegenübersieht, sind die festgefahrenen Strukturen des bestehenden Systems. Viele Menschen suchen die Notaufnahme auf, obwohl sie eigentlich auf die Versorgung durch einen Haus- oder Facharzt angewiesen sind. Dr. Ralf Walper, der Chefarzt der Zentralen Notaufnahme, erklärt: „Ein Notfallzentrum ist dringend notwendig, um eine effektivere Patientensteuerung zu erreichen.“ Diese Aussage wird durch die Tatsache untermauert, dass von den 24.503 Patienten, die die Notaufnahme im letzten Jahr aufsuchten, nur 40 Prozent stationär aufgenommen wurden.

Effizientere Patientenversorgung

Die Notfallversorgung soll durch eine zentrale Ersteinschätzungsstelle optimiert werden, wo Patienten, die zu Fuß zur Klinik kommen, zunächst klassifiziert werden. Mithilfe eines bundesweit einheitlichen Verfahrens wird schnell ermittelt, welche Art der Behandlung notwendig ist. „Ist die Behandlung in der Notaufnahme unverzichtbar, oder wäre die KV-Notfallpraxis die richtige Anlaufstelle?“ Diese schnelle und präzise Eingangseinstufung ist entscheidend für die künftige Effizienz des Systems.

Ein weiteres Ziel des Projekts ist es, die „starren Grenzen“ zwischen der zentralen Notaufnahme und der vertragsärztlichen Notdienstversorgung aufzulösen. Dies ist besonders wichtig, um den Bedürfnissen der Patienten besser gerecht zu werden und die direkten Kapazitäten für echte Notfälle nicht unnötig zu blockieren. So verweist Claudia Steinbach von den Vereinigten Gesundheitseinrichtungen Mittelsachsen: „Es ist also nicht der zuerst dran, der zuerst da war, manche müssen auch sechs Stunden warten.“

Finanzierung und bauliche Veränderungen

Um das Integrierte Notfallzentrum tatsächlich realisieren zu können, sind erhebliche Investitionen nötig. Die Umbaukosten werden auf etwa sieben Millionen Euro geschätzt. Der Fördermittelantrag ist bereits eingereicht, und die Klinikleiter sind zuversichtlich, dass die notwendigen Mittel bereitgestellt werden. Diese finanzielle Initiative erfolgt im Rahmen eines Modellprojekts, das in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS) umgesetzt werden soll.

Die Umwälzung bringt auch eine Verdopplung der Behandlungseinheiten in der Notaufnahme mit sich – von nun sechs auf zwölf. Matthias Stolze, Geschäftsführer der Klinik, macht deutlich: „Aufgrund des Rückgangs der Zahl an niedergelassenen Ärzten und des demografischen Wandels wird der Behandlungsbedarf in der Notaufnahme steigen.“ In diesem Kontext bietet die Klinik eine Lösung an, indem sie ihr Angebot für die Menschen in der Region erweitert.

Im deutschen Gesundheitswesen sind viele Kliniken finanziell angeschlagen, und laut Stolze befinden sich 93 Prozent der Krankenhäuser derzeit in Schwierigkeiten. Nur die verbleibenden sieben Prozent dürfen sich über eine gesunde finanzielle Bilanz freuen, wobei dies oft auf hoch spezialisierte Einrichtungen zurückzuführen ist.

Ein wichtiger Schritt für die Region

Das bevorstehende Notfallzentrum ist mehr als nur eine bauliche Maßnahme – es ist ein notwendiger Schritt, um den Herausforderungen der modernen Gesundheitsversorgung zu begegnen. Die Freiberger Klinik investiert in die Zukunft, um sicherzustellen, dass auch in Zeiten knapper Ressourcen die Patientenversorgung nachvollziehbar und wirkungsvoll bleibt. „In schwierigen Zeiten möchten wir in die Zukunft investieren,“ so Stolze. Die angestrebten Veränderungen könnten nicht nur den Patienten, sondern auch den ganzen medizinischen Sektor in der Region neu beleben.

Entwicklung des Gesundheitssystems in Deutschland

Das Gesundheitssystem in Deutschland unterliegt einem stetigen Wandel. Die Anzahl der Notaufnahmen wächst stetig, nicht nur aufgrund des demografischen Wandels, sondern auch wegen einer zunehmenden Inanspruchnahme durch Patienten, die keine echten Notfälle darstellen. Die Gründe hierfür sind vielschichtig: Einerseits gibt es einen Mangel an Allgemeinmedizinern, andererseits ist die Wartezeit auf Facharzttermine oft lang. Dies hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen die Notaufnahmen als erste Anlaufstelle wählen, obwohl sie außerhalb von akuten Notfällen keine medizinische Hilfe benötigen.

Das geplante Integrierte Notfallzentrum (INZ) in Freiberg reflektiert diesen Trend und antwortet auf die steigenden Anforderungen an die medizinische Versorgung. In vielen Bundesländern wurde bereits ähnlichen Initiativen der Vorzug gegeben, um die Belastung der Notaufnahmen zu reduzieren und eine bessere Patientenversorgung sicherzustellen. In diesem Kontext wird die enge Verzahnung von hausärztlicher und stationärer Versorgung zunehmend als notwendig erachtet, um die Effizienz des Gesundheitssystems zu steigern.

Aktuelle Statistiken zur Notfallversorgung

Laut einer Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung ergibt sich eine besorgniserregende Tendenz in der Notfallversorgungsstatistik. Über 40 Prozent der Patient:innen, die die Notaufnahmen von Krankenhäusern aufsuchen, benötigen keine stationäre Behandlung. Diese Zahl zeigt, dass präventive Maßnahmen sowie eine bessere Patientenaufklärung erforderlich sind. Der Anstieg von Patienten, die Notaufnahmen ohne medizinische Notwendigkeit aufsuchen, führt nicht nur zu längeren Wartezeiten für echte Notfälle, sondern belastet auch die Ressourcen der Krankenhäuser erheblich.

Ein Bericht des Wissenschaftlichen Instituts der AOK unterstreicht, dass in den letzten fünf Jahren die Zahl der Krankenhausaufenthalte durch vermeidbare Notfälle um 15 Prozent gestiegen ist. Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit von strukturellen Reformen, um die Notfallversorgung effektiver zu gestalten. Ein INZ, wie das in Freiberg geplante, kann hier einen wichtigen Beitrag leisten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklung eines integrierten Notfallzentrums in Freiberg einen wegweisenden Schritt in Richtung einer bedarfsgerechten und effizienteren Gesundheitsversorgung darstellt. Ein solches Projekt könnte ein Modell für andere Regionen Deutschlands sein und zur Verbesserung der Notfallversorgung erheblich beitragen.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"