In Schöneck, genauer gesagt in Oberdorfelden, nehmen die Backofenfreunde die Vorbereitungen für ein freudiges Ereignis in die Hand. Am Samstag, den 31. August, und am Sonntag, den 1. September, feiert die engagierte Gemeinschaft ihr 25-jähriges Bestehen. Diese Feierlichkeiten bieten nicht nur eine Gelegenheit, zurückzublicken, sondern auch, um viele Bürger und Freunde zu einem geselligen Treffen einzuladen.
Die Geschichte der Backofenfreunde beginnt in der Mitte der 1990er Jahre. Damals war der historische Backofen aus dem Jahr 1766, der sich neben der alten Kirche befindet, in einem kaum wiederzuerkennenden Zustand. Kurt Backes, Volker und Marie Lautenschläger führten die Initiative zur Renovierung des Backofens an, nachdem im Laufe der Jahre der Zustand des Backhauses immer weiter verfiel. Anstelle von frischgebackenem Brot war im ältesten Backofen der Region nur noch Unrat zu finden.
Eine Gemeinschaft entsteht
Bis in die späten 1950er Jahre war das Backhaus ein zentraler Ort für die Dorfbewohner sowie ein wichtiger Teil ihrer Gemeinschaft. Viele Einwohner kamen zusammen, um gemeinsam Brot zu backen, was nicht nur Kosten sparte, sondern auch Einblicke in das Leben anderer bot. Diese Tradition des gemeinsamen Backens legte den Grundstein für neue Freundschaften und eine engere Verbindung zwischen den Dorfbewohnern.
Mit viel Engagement und dem nötigen Enthusiasmus entwickelte sich die Idee, den alten Backofen zu restaurieren. Der damalige Bürgermeister Erwin Schmidt unterstützte die Bemühungen, was letztendlich zur Gründung der Interessengemeinschaft „Backofenfreunde Oberdorfelden“ im Jahr 1999 führte. Mit der Hilfe von Zimmermann Günter Meißner wurde im Oktober 2000 ein neues Fachwerkgebäude errichtet, das das restaurierte Backhaus umschließt.
„Wir sind stolz darauf, auf 25 Jahre voller Erinnerungen und Geschichten zurückblicken zu können. Dieses Jubiläum ist auch eine Möglichkeit, all den fleißigen Menschen zu danken, die am Erhalt unseres Backhauses mitgewirkt haben“, erzählt Roland Meißner, der langjährige Vorsitzende. Zu den Mitgliedern gehört auch der kleine Noel Schmidt, das jüngste Mitglied, das erst zwei Jahre alt ist.
Das Backen als Tradition
Die Backofenfreunde setzen sich aktiv dafür ein, die alte Backtradition am Leben zu erhalten. Dies geschieht durch die Organisation mehrerer Backtage im Jahr, die viel mehr als nur das Backen von Brot sind. So heizt Backofenmeister Alexander Reuchsel den historischen Ofen viermal im Jahr mit Buchenholz an und bringt ihn auf Temperaturen zwischen 280 und 300 Grad Celsius. Die Vorbereitungen umfassen zudem das Mischen des Teigs in einer historischen Teigmaschine, die man sich wie einen großen Mixer aus den 1950er Jahren vorstellen kann.
Zu den vier Backtagen gehören die Monate April/Mai, das Sommerfest, September sowie der Weihnachtsmarkt im Dezember. Jeweils 40 Brote werden pro Backgang zubereitet und im Ofen gebacken. Das besondere Roggenmischbrot wird jedes Mal mit saisonalen Zutaten verfeinert, sei es mit Schinken, Zwiebeln oder Weihnachtsgewürzen. Ein Kilogramm Brot kostet 4,50 Euro, für Besitzer eines Backofenfreunde-Brotbeutels gibt es jedoch einen Rabatt.
Die Jubiläumsfeier am 31. August startet um 17 Uhr mit einem Grillabend auf dem Kirchplatz. Am Sonntag gibt es ab 10 Uhr ein Familienfest mit einem abwechslungsreichen Programm, das von Flammkuchen bis hin zu selbst gebackenem Kuchen reicht. Kinder können sich auf eine Vielzahl von Spielstationen freuen, darunter Torwandschießen und Kinderschminken, während ein gemütliches Beisammensein und der Austausch von Erinnerungen im Vordergrund stehen.
„Wir laden alle Bürger ein, Teil dieser Feier zu werden. Jeder, der sich für die Erhaltung unserer Tradition interessiert, darf gerne teilnehmen. Bei uns gibt es keinen Mitgliedsbeitrag, es geht uns um die Freude an der Gemeinschaft“, bemerkt Lutz Zimmermann, ein aktives Mitglied der Interessengemeinschaft.
Ein Fest der Gemeinschaft und der Tradition
Das 25-jährige Jubiläum der Backofenfreunde bringt nicht nur Erinnerungen an eine lebendige Vergangenheit mit sich, sondern auch einen Ausblick auf die Zukunft. Die Mitglieder zeigen, wie wichtig es ist, kulturelle Traditionen zu bewahren und diese in einer modernen Welt lebendig zu halten. Das Engagement und die Freude an der Gemeinschaft sind der Schlüssel, um Menschen zusammenzubringen und ein lebendiges Dorfleben zu fördern.
Die Backofenfreunde Oberdorfelden haben sich nicht nur dem Erhalt eines historischen Backofens verschrieben, sondern auch der Förderung des gemeinschaftlichen Lebens in ihrem Ortsteil. Solche Initiativen sind in Deutschland nicht ungewöhnlich; zahlreiche kleine Dörfer und Stadtteile engagieren sich für den Erhalt regionaler Traditionen und die Stärkung des sozialen Miteinanders. Die Backofenfreunde sind ein Beispiel dafür, wie ehrenamtliches Engagement zur Belebung und zum Zusammenhalt in der Gemeinschaft beiträgt.
Die Tradition des gemeinschaftlichen Backens hat tiefe Wurzeln. In vielen ländlichen Regionen Deutschlands war der Dorfbäcker über Jahrzehnte hinweg oft die einzige Anlaufstelle für die Versorgung mit frischem Brot. Mit dem Rückgang der Bevölkerungszahlen in ländlichen Gebieten und dem Aufkommen industriell gebackenen Brotes sind viele dieser Traditionen verloren gegangen. Die Backofenfreunde Oberdorfelden stehen dem entgegen, indem sie sich aktiv um den Erhalt ihrer Backtradition bemühen und sie in die Gegenwart tragen.
Bedeutung der Tradition
Das Backen erhebt sich nicht nur zu einer praktischen Tätigkeit, sondern auch zu einem sozialen Ereignis, das Generationen verbindet. Während der Backtage kommen alte und junge Leute zusammen, um nicht nur Brot zu backen, sondern auch miteinander zu plaudern und Geschichten auszutauschen. Diese intergenerationellen Interaktionen stärken nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, sondern fördern auch den Wissensaustausch zwischen verschiedenen Altersgruppen.
Die Bedeutung des Backhauses geht über die kulinarische Bereicherung hinaus. Es fungiert als soziale Drehscheibe und fördert die Interaktion unter den Dorfbewohnern. Laut einer Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft erhöht die Stärkung solcher Gemeinschaftsprojekte die Lebensqualität in ländlichen Gebieten erheblich, indem sie den sozialen Zusammenhalt und das bürgerschaftliche Engagement fördert Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
Soziale Faktoren und Herausforderungen
Die Herausforderungen, die mit dem Erhalt solcher Traditionen einhergehen, sind ebenso vielfältig. Einer der größten Faktoren ist der demografische Wandel: Immer weniger junge Menschen sind in ländlichen Gebieten ansässig, und der Rückgang der Bevölkerung stellt eine Herausforderung für soziale Initiativen dar. Umso wichtiger sind die Bemühungen von Gruppen wie den Backofenfreunden, jüngere Generationen zu motivieren und zu integrieren.
Zusätzlich zu den sozialen Herausforderungen müssen solche Projekte oft auf finanzielle Mittel zurückgreifen, um die Instandhaltung von historischen Gebäuden sowie die Durchführung von Veranstaltungen zu sichern. Sponsoren und Fördermittel von lokalen Stiftungen oder der Gemeinde können dabei eine zentrale Rolle spielen. Engagierte Bürger sind häufig die treibende Kraft, um diese Herausforderungen zu meistern.
Die Geschichte und Tradition der Backofenfreunde Oberdorfelden sind Beispiele für das Potenzial, das in bürgerschaftlichem Engagement steckt. Sie zeigen, wie wichtig es ist, lokale Traditionen zu bewahren und das Gemeinschaftsleben aktiv zu gestalten. Solche Initiativen tragen nicht nur zur Kulturpflege bei, sondern stärken auch die Bindungen innerhalb der Gemeinschaft und fördern das Zugehörigkeitsgefühl unter den Einwohnern.