In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz hat sich mit dem „0-Euro-Samstag“ ein innovatives Projekt etabliert, das insbesondere für die Nutzer des ÖPNV von Bedeutung ist. Seit Juli können die Mainzer an jedem ersten Samstag im Monat ohne Fahrtkosten Busse und Straßenbahnen nutzen. Dieses Angebot, das von der Mainzer Mobilität und der Stadt Mainz initiiert wurde, zielt darauf ab, den Bürgern den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel schmackhaft zu machen und sie gleichzeitig zu ermutigen, ihre Einkäufe in der Innenstadt zu erledigen.
Das Pilotprojekt ist auf ein Jahr angelegt und sieht insgesamt zwölf Aktions-Samstage vor. Das Konzept beschränkt sich momentan jedoch auf das Stadtgebiet Mainz. In der Nachbarstadt Wiesbaden gibt es bereits Stimmen von Bürgern, die sich einen ähnlichen Service wünschen. Ein Leser der Merkurist fragt in einem Online-Kommentar: „Warum macht die ESWE nicht beim 0-Euro-Samstag mit?“
Bisherige kostenloser Fahrten in Wiesbaden
In der Vergangenheit hatte Wiesbaden bereits ähnliche Aktionen, bei denen die Bürger an bestimmten Tagen wie Adventssamstagen oder während Stadtfesten kostenlos Bus fahren konnten. Laut der ESWE Verkehrsgesellschaft gab es tatsächlich Überlegungen, das Konzept des „0-Euro-Samstags“ auch nach Wiesbaden zu bringen. „Aber letztlich hat die Stadt entschieden, davon Abstand zu nehmen,“ sagt Pressesprecher Jürgen Hüpohl. Die Entscheidung, solche Aktionen zu realisieren, obliegt jedoch in erster Linie der Stadtverwaltung oder Institutionen wie Wiesbaden Congress Marketing.
ESWE Verkehr kann aus eigenen Mitteln kein derartiges Angebot auf die Beine stellen. Die Verantwortlichen sind darauf angewiesen, dass die Stadt entsprechende Beschlüsse fasst, um solche Maßnahmen einzuführen.
Überlegungen zur Attraktivität der Busfahrten
Die Stadt Wiesbaden hat sich entschieden, zunächst zu beobachten, wie sich die Nachfrage nach dem ÖPNV entwickelt, besonders im Hinblick auf die Ticketgestaltungen. Stadtpressesprecher Ralf Munser erklärte: „Wir möchten den Nutzen von 0-Euro-Samstagen prüfen, ebenso wie die Frage, ob es eventuell interessanter wäre, an anderen Tagen kostenlose Fahrten anzubieten.“ Dabei wird besonders das Feedback der Einzelhändler in der Innenstadt berücksichtigt.
Die Rückmeldungen von Gewerbetreibenden deuten darauf hin, dass die Besucherzahlen an den Wochenenden bereits auf einem hohen Niveau sind. Munser ergänzt: „Die Geschäftsinhaber haben uns mitgeteilt, dass der Zulauf in der Innenstadt an den Wochenenden ohnehin sehr gut ist.“ Zudem genießen etwa Zeitkarten- und Jobticketbesitzer am Wochenende bereits die Möglichkeit, ihre Familie kostenlos mit in den öffentlichen Verkehr mitzunehmen.
Die Diskussion um den „0-Euro-Samstag“ wirft grundlegende Fragen zur Vermarktung und Förderung des öffentlichen Nahverkehrs auf. Der Erfolg solcher Aktionen könnte nicht nur die Fahrgastzahlen erhöhen, sondern auch zur Belebung der Innenstädte in Zeiten des Online-Handels beitragen. Damit wird deutlich, wie wichtig öffentliche Verkehrsmittel für die städtische Wirtschaft sein können.
Ein Blick in die Zukunft
Die Entwicklungen in Mainz und die Diskussionen in Wiesbaden zeigen, dass der Nahverkehr in den urbanen Räumen neu gedacht werden muss. Das Interesse an kostenlosen Fahrten könnte möglicherweise zu einem strukturellen Wandel im ÖPNV führen, wobei flexiblere Angebote und die Einbeziehung der Bürgermeinung auf die Agenda kommen müssen. Die Frage bleibt, ob es Wiesbaden gelingt, ähnliche Initiativen zu etablieren oder ob neue Ansätze entwickelt werden, die die Mobilität und das Stadtleben fördern.
Hintergrund der Aktion
Die kostenlose Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs am 0-Euro-Samstag in Mainz ist Teil einer größeren Initiative zur Förderung umweltfreundlicher Mobilität und zur Reduzierung des Individualverkehrs. Städte in Deutschland sehen sich zunehmend mit den Herausforderungen der Luftverschmutzung und des Verkehrsaufkommens konfrontiert. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, setzen viele Kommunen auf Maßnahmen, die den öffentlichen Verkehr attraktiver machen. Laut einer Studie der Deutschen Umwelthilfe erzeugt der Öffentliche Nahverkehr 30% weniger CO2-Emissionen pro Kilometer im Vergleich zu PKWs.
Ein entscheidender Aspekt dieser Initiative ist die wirtschaftliche Belebung der Stadtzentren, die stark unter der Belastung durch die Pandemie gelitten haben. In vielen Städten wird ein Rückgang der Besucherzahlen in den Innenstädten festgestellt, was negative Auswirkungen auf die Geschäftsinhaber haben könnte. Deshalb zielt die Aktion darauf ab, mehr Menschen in die Stadt zu bringen und den lokalen Einzelhandel zu unterstützen.
Vergleich mit ähnlichen Initiativen
Ähnliche Maßnahmen wurden in anderen Städten Deutschlands ergriffen, um den öffentlichen Personennahverkehr zu fördern. Ein Beispiel dafür ist der „Nationale Radverkehrsplan“, der die Förderung des Radfahrens und der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel in Städten unterstützt. In Städten wie Hamburg und Berlin gibt es bereits seit Jahren spezielle Aktionstage und vergünstigte Ticketangebote, um die Menschen zu animieren, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.
Ein bedeutsamer Unterschied zur Mainzer Initiative ist, dass einige städtische Programme nicht nur auf bestimmte Tage beschränkt sind, sondern ganzjährig gelten. In Hamburg beispielsweise gibt es eine häufigere Einführung von kostenfreien Busfahrten in bestimmten Stadtvierteln, was eine breitere Zugänglichkeit für die Bevölkerung schafft. Trotz dieser Unterschiede zeigt sich ein ähnliches Ziel: die Förderung einer nachhaltigen Mobilität.
Statistiken zur Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs
Laut Berichten des Statistischen Bundesamtes war die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs in Deutschland im Jahr 2022 um 8% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Diese Zunahme kann teilweise auf Initiativen wie die kostenlosen Busfahrten zurückgeführt werden. Zudem zeigen Umfragen, dass 57% der Befragten angeben, dass sie durch gute Migrationsangebote eher bereit wären, auf den PKW zu verzichten und stattdessen öffentlicher Verkehr nutzen. Eine Untersuchung des Verkehrsverbunds Rhein-Main hat zudem ergeben, dass Kunden, die regelmäßig den öffentlichen Nahverkehr nutzen, um 23% zu umweltfreundlicheren Mobilitätsformen tendieren.