In einer aktuellen Analyse hat die Lazard Asset Management (AM), eine Tochtergesellschaft des traditionsreichen US-Finanzunternehmens Lazard, das im Jahr 1848 gegründet wurde, vier bedeutende Megatrends identifiziert. Diese Trends werden voraussichtlich entscheidenden Einfluss auf die zukünftige Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft haben, insbesondere im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz. Die identifizierten Trends sind De-Globalisierung, De-Liberalisierung, De-Demokratisierung und De-Monetarisierung.
Die De-Globalisierung beschreibt einen Rückzug von Unternehmen und Staaten aus kostengünstigen Produktionsstandorten wie China. Lazard erklärt, dass diese Entwicklung eine „Re-Regionalisierung der Industrie“ zur Folge habe, die durch das sogenannte „Friend- und Nearshoring“ gefördert wird. Unternehmen suchen zunehmend nach Produktionsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe, um Risiken zu minimieren und die Lieferketten zu stabilisieren. In Deutschland, Großbritannien, Österreich und Schweden gibt es bereits signifikante Auswirkungen, da diese Länder stark auf billige Produktion aus China gesetzt hatten und nun mit der Notwendigkeit konfrontiert sind, neue Geschäftsmodelle und Strategien zu entwickeln.
Das Comeback des starken Staates
Ein weiterer Trend ist die De-Liberalisierung, welche durch einen steigenden Einfluss des Staates gekennzeichnet ist. Laut Lazard wird die Selbstregulierung der Märkte zunehmend in Frage gestellt, was zu Forderungen nach einem „starken Staat“ führt. Diese Rückkehr zu staatlicher Intervention ist in vielen Ländern zu beobachten, darunter auch Deutschland und Großbritannien, wo das Vertrauen in marktwirtschaftliche Ansätze schwindet, obwohl der Erfolg eines starken Staates fraglich bleibt.
Gleichzeitig beschreibt Lazard die De-Demokratisierung als ein Phänomen, das die politischen Landschaften weltweit beeinflusst. Insbesondere in Länder wie Frankreich zeigt sich ein klarer Trend zu extremen politischen Positionen sowohl links als auch rechts. Hier sind gemischte Auswirkungen zu erwarten, da die Stabilität in der Eurozone durch diese Bewegungen in Frage gestellt wird, was möglicherweise zu einer weiteren Eurokrise führen könnte.
Zentralbanken und die De-Monetarisierung
Ein bedeutender Aspekt in Lazards Analyse ist die De-Monetarisierung, die darauf hinweist, dass Zentralbanken in Zukunft weniger Geld in die Märkte pumpen werden. Die Inflation hat die Gefahren einer übermäßigen monetären Einflussnahme deutlich gemacht. Dies dürfte insbesondere die Aktienmärkte beeinflussen, die bereits mit Herausforderungen konfrontiert sind. Laut Lazard sind die Zinspolitiken und die Maßnahmen der Zentralbanken entscheidend für die Stabilität der Märkte.
Zusätzlich warnen die Analysten von Lazard davor, dass die Konzentration auf eine eng definierte Gruppe von Big-Tech-Aktien den Markt gefährdet. In der letzten Zeit haben große Technologieunternehmen wie Apple, Amazon und Microsoft das Börsengeschehen dominiert, was dazu führt, dass viele traditionelle Sektoren und Unternehmen, die ebenfalls starke Leistungen erbringen, in den Hintergrund gedrängt werden. Diese ungleiche Marktentwicklung könnte den Investoren sprichwörtlich „auf die Füße fallen.“
Zusammenfassend stellt Lazard fest, dass die derzeitigen Megatrends, die in den vergangenen Jahren ins Rollen kamen, immens wichtige Rahmenbedingungen für künftige Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft schaffen. Insbesondere die politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen dieser Trends sind entscheidend, um die zukünftige Ausgestaltung von Märkten und die damit verbundenen Herausforderungen zu verstehen. Die Analysen von Lazard bieten einen klaren Blick auf die Gegebenheiten, die die Weltwirtschaft und die Gesellschaft in den kommenden Jahren prägen könnten.
Wirtschaft im Wandel: Hinweise auf zukünftige Entwicklungen
Die von Lazard identifizierten Trends fordern Akteure in der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft heraus, sich an ein sich schnell veränderndes Umfeld anzupassen. Die Frage bleibt, wie Unternehmen und Staaten auf diese Veränderungen reagieren werden, um sowohl Risiken zu minimieren als auch Chancen zu nutzen. Es bleibt abzuwarten, wie sich insbesondere die De-Globalisierung, die Zurückdrängung der liberalen Marktwirtschaft sowie die Rückkehr stark regulierender Staaten auf die globalen Märkte und die gesellschaftlichen Strukturen auswirken werden.
Die Rolle der Finanzkrise als Katalysator
Die Finanzkrise von 2008 war ein entscheidender Faktor, der nicht nur globale wirtschaftliche Entwicklungen beeinflusste, sondern auch die politischen und sozialen Rahmenbedingungen in vielen Ländern veränderte. Die Krise führte zu einem massiven Vertrauensverlust in die Märkte und Institutionen, was in vielen Staaten das Bedürfnis nach stärkerer Regulierung und Intervention des Staates hervorrief. In der Folge forderten Bürger und Politiker mehr Kontrolle und Aufsicht, was zu dem beobachteten Trend der De-Liberalisierung führte. Die Auswirkungen der Finanzkrise sind bis heute spürbar, da viele Länder weiterhin mit steigendem Populismus und der Forderung nach stärkeren Staatsinterventionen zu kämpfen haben.
Zusätzlich hat die Krise das Vertrauen in etablierte wirtschaftliche Modelle erschüttert, was eine Neuausrichtung in der globalen Wirtschaftsordnung zur Folge hatte. Die schwindende Globalisierung wurde von verschiedenen Geopolitiken und nationalistischen Bewegungen begleitet, die sich gegen Überseeproduktion und für lokale Produktion aussprachen. Diese Umstrukturierungen zeigen sich in aktuellen Handelsbeziehungen und in den geopolitschen Spannungen zwischen Staaten.
Statistiken zur De-Globalisierung und Marktveränderungen
Aktuelle Daten belegen den Trend zur De-Globalisierung und seinen Einfluss auf die Wirtschaft. Laut einer Studie des Weltwirtschaftsforums stieg der Handel zwischen den USA und Mexiko in den letzten Jahren um über 15%, während der Handel mit China in einigen Sektoren stagnierte oder sogar rückläufig war. Diese Zahlen verdeutlichen, wie Unternehmen aktiv nach Wegen suchen, potenzielle Risiken in der globalen Lieferkette zu minimieren und stattdessen lokale Märkte zu erschließen.
Darüber hinaus zeigen Berichte von 2023, dass 66% der Unternehmen in Europa die Verlagerung von Produktionsstandorten in Betracht ziehen, ein Anstieg um 12% im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie. Diese Statistiken heben die Verschiebung hin zu Nearshoring und lokalen Produktionen hervor, was die oben genannten Trends bei der De-Globalisierung und De-Liberalisierung untermauert.
Politische Entwicklungen und deren Einfluss auf die Gesellschaft
Die politischen Rahmenbedingungen, die Lazard hervorhebt, sind nicht nur eine Reaktion auf wirtschaftliche Veränderungen, sondern auch ein Zeichen für gesellschaftliche Verschiebungen. Der Trend zu extremen politischen Positionen ist nicht nur auf die USA beschränkt, sondern zeigt sich auch in anderen Ländern wie Italien und Ungarn, wo populistische Parteien erheblichen Einfluss gewonnen haben.
Laut einer Umfrage von Pew Research aus dem Jahr 2022 identifizieren 70% der Befragten in mehreren europäischen Ländern den Anstieg nationaler Bewegungen als gefährlich für die demokratischen Werte. Diese Angst vor einer Erosion der Demokratie ist in vielen Gesellschaften weit verbreitet und könnte zu aggressiveren politischen Maßnahmen führen.
Insgesamt steht die Welt vor einer am Scheideweg, an dem wirtschaftliche, politische und soziale Trends miteinander verwoben sind, und die Entwicklungen der kommenden Jahre könnten weitreichende Folgen für die Stabilität und das Zusammenleben in vielen Gesellschaften haben.