Ab dem 2. September wird sich das Stadtbild von Speyer für die nächsten Jahre erheblich verändern: Die Sanierung der Osttürme des Speyerer Doms beginnt mit der Aufstellung von Gerüsten. Diese Maßnahme wird weitreichende Auswirkungen auf die Besucher des Doms haben, die in den kommenden Jahren mit Baustellenbildern konfrontiert sein werden. Dombaumeisterin Hedwig Drabik zeigt sich jedoch erfreut über den Start des großangelegten Projektes, das nach jahrelanger Planung endlich realisiert werden kann.
Die Osttürme gehören zu den bedeutendsten Bauelementen des Doms, der im 11. Jahrhundert unter Heinrich IV. fertiggestellt wurde. Die geplante Sanierung ist dringend notwendig, da bereits lose Stein- und Mörtelstücke aus den Türmen gefallen sind. Drabik beschreibt die Situation als „höchste Zeit“, um mit den Erhaltungsmaßnahmen zu beginnen. Nach den ersten Voruntersuchungen, die bereits 2021 eingeleitet wurden, ist die Dringlichkeit der Sanierung offensichtlich.
Schrittweise Sanierung der Türme
Der Sanierungsprozess ist für eine Dauer von sechs Jahren vorgesehen, wobei 2025 mit der Instandsetzung des oberen Bereichs des stark schadhaften Südostturms begonnen wird. Im darauf folgenden Jahr wird der untere Teil des Südostturms bearbeitet. Danach wird der Nordostturm folgen, wobei alle Maßnahmen darauf abzielen, die historische Standsicherheit und die originale Baukunst zu bewahren. Zu den Arbeiten gehören unter anderem Restaurierungs- und Klempnerarbeiten sowie Putz- und Anstricharbeiten, die darauf abzielen, die äußere Erscheinung der Türme erheblich zu verbessern.
Bevor die eigentlichen Arbeiten beginnen, werden die Gerüste aufgrund der besonderen Herausforderungen, die die Höhe und die historische Substanz der Türme mit sich bringen, aufwendig geplant. Die Konstruktion wird bis Ende des Jahres dauern, gefolgt von der Instandsetzung der oberen Turmgeschosse. Für die Anlieferung und die Baustelleneinrichtung wurden spezielle Vorkehrungen getroffen, um den Hauptzugang zur Sakristei nicht übermäßig zu beschränken.
Die Maßnahme beinhaltet auch eine strategische Planung, die es ermöglicht, während der Arbeiten am Nordostturm Synergieeffekte zu nutzen. Dies wird durch die Vorbereitung einer Brücke zwischen den beiden Osttürmen erreicht, was eine effizientere Begutachtung und Wartung der Fassadenbereiche ermöglicht.
Die Voruntersuchungen spielten eine wesentliche Rolle in der Planung des Projekts. Dazu gehörten die Vermessung der Fassadenflächen durch Ingenieure sowie Ultraschalluntersuchungen an den tragenden Säulen zur Beurteilung der statischen Stabilität. Zudem wurden Schwingungsmessungen durchgeführt, um die Belastung der Bausubstanz zu ermitteln.
Finanzierung der Sanierungsarbeiten
Ein großes Anliegen der Verantwortlichen ist die Finanzierung dieser umfassenden Sanierungsarbeiten. Diese wird durch verschiedene Quellen unterstützt, einschließlich Spendenaktionen und staatlicher Zuwendungen. Die Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer hat bereits 20.000 Euro zugesagt, während mit weiteren Spenden durch die Aktion „Die Pfalz wandert für den Dom“ zusätzliche 8.000 Euro erwirtschaftet wurden. Auch ein Fotoprojekt mit dem renommierten Fotografen Horst Hamann soll Geld für die Sanierungsarbeiten einbringen.
Das Land Rheinland-Pfalz beteiligt sich mit 40 Prozent der Kosten, trotzdem bleibt das Domkapitel auf zusätzliche Spenden angewiesen, um das Projekt erfolgreich abschließen zu können. Ziel ist es, die Sanierung bis zur 1000-Jahr-Feier der Domgründung im Jahr 2030 abzuschließen, sodass der Dom wieder in seiner vollen Pracht ohne Gerüste bewundert werden kann.
Zukunft des Speyerer Doms
Das Vorhaben zur Sanierung der Osttürme spiegelt das Bestreben wider, historische Bauwerke nicht nur zu bewahren, sondern ihnen auch die nötige Wertschätzung entgegenzubringen. Der Speyerer Dom, als eines der ältesten und beeindruckendsten Bauwerke in Deutschland, wird mit diesen Maßnahmen nicht nur einen ästhetischen Gewinn erfahren, sondern auch die strukturelle Integrität langfristig sichern. So bleibt der Dom auch in Zukunft ein Anziehungspunkt für Touristen und eine Quelle des kulturellen Erbes der Region.
Die Sanierung der beiden Osttürme des Speyerer Doms ist nicht nur ein architektonisches Vorhaben, sondern auch eine bedeutende Maßnahme in der Erhaltung des kulturellen Erbes Deutschlands. Der Dom zu Speyer ist als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt und zieht Besuchende aus aller Welt an. Denkmalschutz und Restaurierung sind daher von großer nationaler und internationaler Bedeutung. Die Herausforderungen, die mit der Sanierung verbunden sind, sind vielfältig und erfordern eine enge Zusammenarbeit von verschiedenen Fachdisziplinen, um die Integrität des Bauwerks zu gewährleisten.
Ein zentraler Aspekt der Restaurierung ist die Vorgehensweise, die auf historische genussvolle Techniken und Materialien zurückgreift. Ziel ist es, die ursprüngliche Struktur und das Erscheinungsbild des Doms zu bewahren. Dies umfasst die Verwendung von Natursteinen, die aus der gleichen Region stammen wie die ursprünglichen Materialien, um sicherzustellen, dass die neuen Teile nahtlos in das Gesamtgebilde eingepasst werden können. Dies ist besonders wichtig, um das historische und ästhetische Gesamtbild des Baus nicht zu beeinträchtigen.
Die Bedeutung der Sanierung für die Region
Die Instandhaltung des Doms hat weitreichende wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen auf die Stadt Speyer und die umliegende Region. Die Sanierungsarbeiten schaffen Arbeitsplätze und fördern die Beschäftigung in der Bau- und Restaurierungsbranche. Zudem zieht der Dom als touristische Attraktion zahlreiche Besucher an, was positive Effekte auf die lokale Wirtschaft hat, insbesondere für Gastronomie und Einzelhandel. Laut einer Studie des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz besuchten im Jahr 2022 über 100.000 Menschen den Speyerer Dom, was im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg von 15 % entspricht.
Ein weiterer Vorteil der Sanierung ist die Möglichkeit, das Bewusstsein für den kulturellen und historischen Wert des Doms zu schärfen. Das Projekt zieht nicht nur die Aufmerksamkeit der Medien auf sich, sondern trägt auch dazu bei, die Bildungsangebote in dieser Region zu erweitern. Veranstaltungen, Führungen und Workshops rund um die Restaurierung können das Interesse an der Geschichte und Architektur des Doms fördern.
Finanzierung und Unterstützung
Die Finanzierung der Sanierungsarbeiten ist eine komplexe Angelegenheit, die mehrere Geldgeber und Spendenaktionen einschließt. Neben dem Beitrag des Landes Rheinland-Pfalz werden auch Mittel von Stiftungen und privaten Unterstützern benötigt. Die Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer trägt bereits einen Teil der Kosten und hat in der Vergangenheit wichtige Einsätze für die Instandhaltung des Doms geleistet. À propos Fundraising: Die Aktion „Die Pfalz wandert für den Dom“ zeigt, wie lokale Gemeinschaften mobilisiert werden können, um nachhaltige Projekte zu unterstützen.
Die Herausforderung, ausreichende finanzielle Mittel zu sichern, ist jedoch nicht unbestritten. Die Inflation sowie steigende Kosten in der Bauwirtschaft könnten die budgetierten Ausgaben übersteigen. Dies stellt das Domkapitel vor die Aufgabe, geplante Maßnahmen eventuell anpassen zu müssen, wenn die Finanzierung nicht aufrechterhalten werden kann. Daher ist eine transparente Kommunikation und ein effektives Projektmanagement von entscheidender Bedeutung.