Die Vorfreude auf die Kiwwelbeijer Kerb in Kübelberg ist spürbar, denn in diesem Jahr wird ein ganz besonderes Jubiläum gefeiert: 300 Jahre Kerb-Tradition. Die Feierlichkeiten starten am Freitag, dem 30. August, und stehen unter dem Motto „Kerb vom Dorf fürs Dorf im Dorf“. Der Rückenwind für die Vorbereitungen kommt hauptsächlich von der Straußjugend, jedoch sind auch die Ortsgemeinde, der Sportverein SV Kübelberg und das Gasthaus Schleppi in die Organisation eingebunden. Stefan Bauer hat extra hierfür einen neuen „Sellemols“-Band erstellt, der dem Jubiläum gewidmet ist.
Philipp Meiniger, einer der Hauptverantwortlichen, gibt im Gespräch mit der RHEINPFALZ zu, dass die Vorbereitungen bereits im November des vergangenen Jahres in vollem Gange waren. Er erklärt, dass die Vielzahl an Aufgaben und Organisationen, die zusammenarbeiten, keine einfache Aufgabe sei. Von der Gastronomie bis zu den Kirchengemeinden, alle tragen ihren Teil zur Feier der traditionsreichen Veranstaltung bei.
Ein vielfältiges Programm für alle
Die Kerb wird ein Mix aus Tradition und modernem Unterhaltung bieten, um sowohl lokale als auch jüngere Gäste anzusprechen. Den Auftakt macht ein Schlachtfest am Freitagabend, das um 17:30 Uhr beginnt. Ab 18:30 Uhr sorgt die Band Bruise mit Rock- und Pop-Klängen auf dem Dorfplatz für Stimmung. Ein besonderes Highlight wird die „Generationen-Disco mit DJ V-Mo“ um 22:30 Uhr sein, bei der Hits aus verschiedenen Jahrzehnten gespielt werden, um die Tänzer aller Altersgruppen auf die Fläche zu bringen.
Am Samstag gibt es mit den Kerwespielen ein weiteres spannendes Event. Hier treten die beiden Fußballmannschaften des SV Kübelberg gegen die Auswahl aus Brücken an. Zudem wird ab 19 Uhr die Schulband Phönix auftreten und für ein unterhaltsames Ambiente sorgen. Für den Abend stehen um 21 Uhr dann die Band Paragon und die „Happy Hour“ auf dem Programm. Um Mitternacht wird das „Kerweplärre“ gestartet, bei dem die Straußjugend gegen die Nachbargemeinden im lautesten Schreien des Schlachtrufes „Wem ist die Kerb?“ antreten wird.
Ein Blick in die Geschichte
Der Sonntag verspricht der Höhepunkt der Feierlichkeiten zu werden. Beginnend mit der Eröffnung einer Ausstellung zur „300 Jahre Kiwwelbeijer Kerb“ im Kulturhaus um 10:30 Uhr, können die Besucher zahlreiche Bilder und Dokumente zur Historie und zum Brauchtum betrachten. Um 11 Uhr findet ein Kerwe-Gottesdienst im Freien statt, gefolgt von einem farbenfrohen Umzug durch das Dorf um 13:30 Uhr. Hier ziehen etwa 100 Teilnehmer, darunter auch jeweils die ältesten Mitglieder, in traditioneller Kleidung durch die Straßen Kübelbergs. Für die Unterhaltung sorgt die Pfarrkapelle Kübelberg mit dem „Tanz der drei Erschde“ und die Band Sergeant.
Der Montag beginnt traditionell mit einem Frühschoppen, und der Ortsbürgermeister wird um 11 Uhr das Fassbier anstechen. Besonderheiten sind hierbei, dass die Straußjugend am Dienstag durch das Dorf zieht, um Spenden zu sammeln und somit aktiv in die Gemeinschaft eingebunden bleibt.
Nachwuchs bei der Straußjugend
Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Nachwuchs. Meiniger betont, dass es zwar nicht mehr so viele junge Menschen wie früher gibt, aber dennoch genügend, um die Tradition der Straußjugend weiterzuführen. Aktuell zählen ca. 30 Mitglieder im Alter von 16 bis 30 Jahren zu den aktiven Straußbuwe und Straußmäd.
Abschließend wird am Dienstag ein symbolisches „Begräbnis“ der Kerb stattfinden, bevor sie im kommenden Jahr wieder „ausgegraben“ wird. Dieser Brauch hält die Verbindung zur Tradition der Kiwwelbeijer Kerb stark und sorgt für Spannung und Vorfreude auf die nächste Feier.
Die Kiwwelbeijer Kerb hat eine lange Tradition und spielt eine zentrale Rolle im sozialen Leben der Gemeinde Kübelberg. Der Ursprung von Kerben in Deutschland reicht bis ins Mittelalter zurück, als sie hauptsächlich im Rahmen agrarischer Feste gefeiert wurden. Besonders im rheinland-pfälzischen Raum sind solche Feste tief verwurzelt. Die Kerb in Kübelberg hat seit ihrem Bestehen immer wieder Generationen von Einwohnern zusammengebracht und ist ein bedeutendes Ereignis im kulturellen Kalender der Region.
Kerben sind nicht nur Feste, sie repräsentieren auch eine Art von regionalem Selbstverständnis. Die lokale Identität wird durch Tradition, Musik, Tanz und Gemeinschaft gestärkt. Bei der Kübelberger Kerb tragen vor allem die Straußjugend und die verschiedenen lokalen Vereine zur Erhaltung dieser Bräuche bei und schaffen somit einen Rahmen, der Jung und Alt zusammenführt.
Traditionen und Bräuche der Kerb
Ein zentraler Bestandteil der Kübelberger Kerb ist der Umzug mit dem Strauß, der symbolisch für Fruchtbarkeit und den Abschluss der Ernte steht. Der Strauß wird traditionell aus frischen Zweigen und Blumen gebunden und an einem hohen Pfosten aufgestellt, um die Feierlichkeiten zu markieren. Diese Tradition findet sich auch in anderen Orten, aber die spezifischen Praktiken und Feierlichkeiten variieren von Gemeinde zu Gemeinde.
Ein weiterer fester Bestandteil der Kerb ist die „Kerweredd“, die die lokalen Gegebenheiten und Persönlichkeiten humorvoll kommentiert. Die Präsentation wird oft von einem örtlichen Moderator gehalten und zieht viele Zuschauer an. Hierbei wird nicht nur die Geschichte der Kernfeierlichkeiten aufgearbeitet, sondern auch der aktuelle Zustand der Gemeinde thematisiert.
Rolle lokaler Vereine und der Gemeinschaft
Die Durchführung der Kerb in Kübelberg wäre ohne das Engagement der örtlichen Vereine und der Bevölkerung kaum möglich. Die Straußjugend spielt eine entscheidende Rolle in der Organisation und bringt neue Ideen in die Tradition ein. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gruppen, etwa dem Sportverein, der Kirchengemeinde und örtlichen Gastronomen, fördert nicht nur das Zusammengehörigkeitsgefühl, sondern sorgt auch für eine vielseitige Gestaltung des Programms.
In den letzten Jahren wurde ein zunehmender Fokus auf Nachhaltigkeit und Inklusion gelegt. Die Veranstalter bemühen sich, umweltfreundliche Praktiken zu integrieren und alle Generationen sowie Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen einzubeziehen. So gibt es mittlerweile beispielsweise spezielle Angebote für Kinder und Senioren, um die Kerb für alle zugänglich zu machen.
Statistiken zu regionalen Festen und deren Bedeutung
Laut dem Statistischen Landesamt Rheinland-Pfalz haben Veranstaltungen wie die Kerb nicht nur einen positiven Einfluss auf das Gemeinschaftsleben, sondern auch auf die lokale Wirtschaft. Feste ziehen Besucher aus der Umgebung an und fördern so den lokalen Einzelhandel und die Gastronomie. Jährlich nehmen in Rheinland-Pfalz etwa 80 % der Bevölkerung an regionalen Festivitäten teil, was die große Bedeutung solcher Ereignisse verdeutlicht.
Darüber hinaus zeigt eine Umfrage des Instituts für Demoskopie, dass 65 % der Teilnehmenden sich durch lokale Feste stärker mit ihrer Heimat verbunden fühlen. Dies spiegelt sich auch in der hohen Beteiligung an der Kerb in Kübelberg wider; zahlreiche Ehrenamtliche leisten ihren Beitrag, um diese Tradition am Leben zu erhalten.