In der Hansestadt Uelzen haben am Montagmorgen 20 Senioren aus der Residenz an der Rosenmauer erneut gegen die geplante Schließung der Postbank-Filiale und die Einstellung von Post- und DHL-Diensten protestiert. Dies ist bereits der zweite Protest binnen weniger Tage, der durch laute Slogans und Trillerpfeifen auf sich aufmerksam machte. Die betagten Damen und Herren, viele von ihnen auf Rollatoren oder in Rollstühlen angewiesen, zeigten ihren Unmut in einer Art und Weise, die sowohl passanten als auch Mitarbeiter der Bank in den Bann zog. „Lasst die Post in der Stadt“, riefen sie im Chor und versammelten sich vor dem Eingang der Filiale in der Bahnhofstraße.
Der Grund für ihren Protest ist ernst: Ab dem 3. September wird die Postbank in Uelzen keine Post- und DHL-Leistungen mehr anbieten, und eine Schließung der Filiale ist bis Ende des Jahres 2024 in Planung. Diese Entscheidung, die vom Deutsche-Bank-Konzern getroffen wurde, stößt auf großes Unverständnis bei den betroffenen Senioren. „Wir brauchen die Post doch alle“, äußerte eine der Protestierenden mit besorgtem Blick. Die geplante Schließung bedeutet für sie eine deutliche Einschränkung ihrer Möglichkeiten, wichtige Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Denn Alternative wie digitale Angebote oder Post-Agenturen in der Umgebung sind für viele nicht gleichwertig.
Der Protest in vollen Zügen
Unter der Leitung von Ergotherapeutin Anne-Kathrein Agha durchzogen die Senioren nicht nur den Außenbereich, sondern auch die Innenräume der Postbank-Filiale. Trotz der unmissverständlichen Botschaft, die sie über ihre Plakate verbreiteten, empfanden die Bankmitarbeiter Verständnis für die Anliegen der älteren Generation, die sich auf adäquate Postdienstleistungen verlassen muss. Eine Plakatbotschaft lautete eindringlich: „Ohne Post sind wir lost.“ Diese Worte spiegeln das Gefühl vieler Senioren wider, die in der heutigen schnelllebigen Zeit auf gewohnte Services nicht verzichten möchten.
Die Organisatoren des Protests hoffen, dass sich noch mehr Bürger Uelzens anschließen werden. „Es wird vielleicht nicht viel helfen, aber wir haben nichts zu verlieren, kommen wieder“, so Renate Barthel aus der Residenz. An diesem Montag hatten die Protestierenden die Stadtverwaltung über ihren Protest informiert und damit jedem rechtlichen Rahmen entsprochen. Eine weitere Demonstration ist bereits für den kommenden Montag um 10 Uhr geplant. Interesse an der Fortsetzung des Protests scheint vorhanden zu sein, insbesondere da der Unmut über die drohende Schließung weiterhin hoch ist.
Reaktionen auf die Protestaktionen
Die Reaktion der Postbank auf die besorgten Stimmen ist verständnisvoll, aber auch pragmatisch. Hartmut Schlegel, Mediensprecher der Postbank, verwies auf die Existenz einer Partnerfiliale der Deutschen Post in der Nähe, die Dienstleistungen wie gewohnt anbieten wird. Diese Filiale liegt jedoch mehr als 400 Meter von der aktuellen Postbank entfernt, was für die meisten Senioren eine erhebliche Hürde darstellt. Zudem gibt es an einer anderen Stelle in der Stadt einen Geldautomaten der Postbank bei der Commerzbank. Damit bleibt die Frage, ob diese Optionen für die betagten Kunden wirklich annehmbar sind.
Schlegel erklärte weiter, dass der Termin für die Schließung der Postbank-Filiale noch festgelegt werden muss, jedoch die Planungen bereits konkret sind. Informationen über die Schließung sollen den Kunden dann auch schriftlich zugestellt werden, sowohl in Form von Handzetteln als auch durch Plakate in der Filiale.
Die Aussagen und Bemühungen der Senioren zeigen deutlich, dass es in Uelzen eine lebendige Solidarität gibt. Die rüstigen Protestierenden sind ein Beispiel für die hartnäckige Suche nach Erhalt von Dienstleistungen, die für ihre Generation unabdingbar sind. Ihre Stimme mag klein erscheinen im großen Gefüge, doch der Wille, sich für die eigenen Bedürfnisse einzusetzen, bleibt stark und ungebrochen.
Die Fähigkeit älterer Menschen, sich Gehör zu verschaffen
Diese Proteste heben hervor, wie wichtig es für ältere Menschen ist, sich in ihrer Biografie Gehör zu verschaffen. Der Mut und die Hartnäckigkeit dieser Gruppe von Demonstranten sind ein Zeichen für das Engagement älterer Menschen, für ihre Rechte einzutreten und ein grundlegendes Bedürfnis nach jener sozialen Infrastruktur mitzuteilen, die sie im Alltag unterstützt. In einer Welt, die sich immer schneller wandelt, bleibt das Bedürfnis nach Stabilität und Vertrautheit von großer Bedeutung.
Die Situation rund um die Schließung der Postbank-Filiale in Uelzen wirft grundlegende Fragen zur Zukunft des Filialnetzes und den Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung auf. In den letzten Jahren haben viele Banken ihre Filialen geschlossen, was zunehmend zu einer Digitalisierung der Finanzdienstleistungen führte. Diese Entwicklungen bringen nicht nur Vorteile, sondern auch erhebliche Herausforderungen für ältere Menschen mit sich, die möglicherweise weniger technikaffin sind.
Die Schließung der Postbank in Uelzen ist Teil eines größeren Trends, den wir in vielen Städten Deutschlands beobachten können. Nach Angaben des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) wurden von 2015 bis 2020 rund 2500 Bankfilialen bundesweit geschlossen. Dies zeigt einen signifikanten Rückgang der physischen Anlaufstellen für Kunden, was vor allem ländliche Gegenden stark betroffen hat. Die Schließung wird häufig mit Kosteneinsparungen und dem Trend zu digitalisierten Dienstleistungen gerechtfertigt.
Herausforderungen für ältere Menschen
Die Schließung von Finanz- und Postdienstleistungsstellen hat vor allem für ältere Menschen, die auf persönliche Beratung angewiesen sind, weitreichende Konsequenzen. Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Forsa aus dem Jahr 2021 sind rund 70% der über 65-Jährigen der Meinung, dass sie zu wenig Unterstützung bei der Nutzung digitaler Angebote erhalten. Viele erfahren Schwierigkeiten beim Zugang zu Online-Banking oder digitalen Kommunikationswegen der Post.
Alternativen zur Filiale
Einige Banken und Postdienstleister versuchen, diese Lücke zu schließen, indem sie beispielsweise mobile Dienste anbieten oder Partnerfilialen in Supermärkten etablieren, wo grundlegende Dienstleistungen weiterhin bereitgestellt werden. Die Informationspolitik der Banken spielt hierbei eine entscheidende Rolle, um die Kunden schnell und umfassend über neue Angebote zu informieren.
Trotz dieser Entwicklungen ist es wichtig, dass auch ältere Menschen in den Prozess der digitalen Transformation einbezogen werden. Digitale Schulungsangebote könnten helfen, das Vertrauen in neue Technologien zu fördern und gleichzeitig die Eigenständigkeit der Senioren zu unterstützen. So könnten Workshops oder Informationsveranstaltungen in den Seniorenresidenzen oder Gemeindehäusern angeboten werden, um die Menschen auf die digitalen Angebote vorzubereiten.
Zusammenfassend ist die Schließung der Postbank-Filiale in Uelzen nicht nur ein lokales Ereignis, sondern spiegelt einen umfassenderen Wandel in der Finanz- und Postlandschaft wider, der vor allem die älteren Generationen vor neue Herausforderungen stellt. Es wird an der Zeit sein, Lösungen zu entwickeln, die nicht nur wirtschaftlich sind, sondern auch das Wohlergehen aller Bürger fördern.