Höxter

Über 100 Jahre Lebensweisheit: Martha Maria Schubert aus Bad Driburg

Bad Driburg: Martha Maria Schubert feiert ihren 101. Geburtstag und verrät, wie ihr erfülltes Leben durch Musizieren, die Hingabe zur Hilfe für andere und den Wunsch nach familiärer Harmonie und Weltfrieden geprägt ist.

Bad Driburg. Martha Maria Schubert, eine bemerkenswerte Frau, feierte vor Kurzem ihren 101. Geburtstag und blickt auf ein erfülltes Leben zurück. Lebhaft erzählt sie von ihren Erlebnissen und der Reise, die sie gemacht hat, um zu der Person zu werden, die sie heute ist. „Ich bin am 28. August geboren, am gleichen Tag wie Goethe“, merkt sie mit einem Augenzwinkern an.

Im Jahre 1923 wurde Martha in Hemer im Sauerland geboren, als das jüngste Kind einer Familie mit vier Geschwistern. Ihre Kindheit beschreibt sie als „sehr schön“, geprägt von unvergesslichen Momenten im geräumigen Garten ihrer Eltern. Das Klavierspielen, das sie seit dem neunten Lebensjahr praktiziert, wurde zu einem zeitlebens geschätzten Hobby.

Bildung und Beruf

Marthas Weg war nicht immer einfach. Nach ihrem Abitur in Iserlohn, das sie mit 17 Jahren anstrebte, folgte eine Zeit des Lernens und Wachsens. Ihr Vater ermutigte sie, Sprachen zu erlernen, was sie dazu brachte, nach Leipzig zu gehen, um am Pädagogium für Fremdsprachen zu studieren. Dort legte sie eine Dolmetscherprüfung ab. „Ich bewarb mich bei den Junkers Flugzeug- und Motorenwerken in Dessau als technische Übersetzerin“, erzählt sie. Doch die Umstände des Weltkriegs führten sie zurück nach Hemer, wo sie ein Semester Sprachen in Gießen studierte, bevor die Universitäten schlossen.

Nach dem Krieg nahm sie eine Stelle als Dolmetscherin bei der Stadtverwaltung in Iserlohn an. Der Wunsch, als Missionsärztin zu arbeiten, wuchs in ihr heran. Schließlich begann sie ein Medizinstudium in renommierten Städten wie Mainz, Innsbruck und Paris. Hier konnte sie nicht nur ihr Wissen erweitern, sondern auch die Unterstützung ihrer Familie erfahren, die ihr bei den hohen Studiengebühren zur Seite stand.

Eine Reise ins Ungewisse

Im Jahr 1960, nach der Heirat mit Wolfgang Schubert, erhielt das Paar die Gelegenheit, als Missionsärzte auf Sumatra zu arbeiten. „Wir mussten nicht überlegen, denn es war schon seit langem unser tiefster Wunsch“, erinnert sie sich. Im Juli 1962 brachen sie mit ihrem kleinen Sohn Thomas in eine unbekannte Welt auf, mit 15 Überseekisten als Gepäck.

In Indonesien angekommen, musste Martha zuerst die indonesische Sprache lernen. „Es war wichtig, sich mit den Menschen zu verständigen“, sagte sie. Dort wurde im Oktober 1962 ihr zweiter Sohn Marcus geboren. Die Familie erlebte eine aufregende und wertvolle Zeit, bis ein Bürgerkrieg im Jahr 1965 ihr Leben und das ihrer Patienten radikal veränderte. „Wir mussten fliehen und fanden unsere Rückkehr nach Deutschland unter abenteuerlichen Umständen“, erzählt sie mit einem melancholischen Unterton.

Nach der Rückkehr übernahm Wolfgang Schubert eine Oberarztstelle in Bad Driburg, wo Martha seitdem eine schöne Aussicht auf die Landschaft hat. Auch im hohen Alter bleibt Musik ein wichtiger Teil ihres Lebens; sie spielte bis zu ihrem 92. Lebensjahr Klavier mit einem Kantor und war viele Jahre in der Kantorei von Bad Driburg aktiv.

Obwohl ihre Sehkraft nun eingeschränkt ist, nutzt sie Vergrößerungsgeräte, um Bücher zu lesen und beteiligt sich an einem wöchentlichen Gedächtnistraining. Sie genießt auch die Geselligkeit im Literaturcafé, wo interessante Bücher vorgestellt werden. Hilfe von Pflegekräften der AWO sorgt dafür, dass sie in ihrem eigenen Zuhause bleiben kann, was ihr sehr am Herzen liegt.

Wünsche für die Zukunft

In Bezug auf ihren 101. Geburtstag hat sie klare Wünsche. Die Liebe zur Natur, insbesondere zu Kapellen und kleinen Kirchen, ist ungebrochen, und sie lässt sich inspirieren, wohin ihre nächste Reise gehen könnte. Ihr größter Wunsch? „Harmonie in der Familie und Frieden auf der Welt“, lässt sie uns wissen, während ihre Augen voller Hoffnung und Wärme strahlen.

Die Bedeutung von Gemeinschaft und sozialen Netzwerken

Martha Maria Schubert ist nicht nur ein Beispiel für Lebensfreude und Optimismus, sondern sie verkörpert auch die Bedeutung von Gemeinschaft und sozialen Netzwerken im Alter. In Bad Driburg hat sie enge Freundschaften und eine aktive Teilnahme an lokalen Veranstaltungen. Die regelmäßigen Besuche von Pflegekräften der AWO und das Literatencafé bieten ihr die Möglichkeit, sozialen Kontakt zu pflegen und geistig aktiv zu bleiben.

Studien zeigen, dass soziale Interaktionen für ältere Menschen von entscheidender Bedeutung sind, um Einsamkeit zu vermeiden und die Lebensqualität zu steigern. Laut einer Umfrage des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2021 fühlen sich 24% der über 65-Jährigen in Deutschland einsam. Solche Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit, dass Gemeinschaften Strukturen schaffen, die sozialen Austausch und Unterstützung fördern.

Einblicke in die medizinische Versorgung und Altenpflege

Martha Maria Schuberts Leben als ehemalige Missionsärztin und ihre Rückkehr nach Deutschland spiegeln nicht nur ihre persönliche Geschichte wider, sondern werfen auch Licht auf die Herausforderungen der medizinischen Versorgung in Krisengebieten sowie die Entwicklung der Altenpflege in Deutschland. Die Rückkehr in eine friedliche Umgebung war für sie essenziell, um ihrem Beruf als Ärztin weiterhin nachzugehen und ihre Familie zu unterstützen.

Heute sind in Deutschland rund 3,5 Millionen Menschen auf häusliche Pflege angewiesen. Statistiken zeigen, dass die Nachfrage nach Pflegekräften in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen wird, was eine Herausforderung für das bestehende Gesundheitssystem darstellt. Die Unterstützung durch Organisationen wie die AWO ist in solchen Fällen von großer Bedeutung, um älteren Menschen ein selbstständiges Leben in ihren eigenen vier Wänden zu ermöglichen.

Musikalische Einflüsse im Leben älterer Menschen

Musik spielt in Martha Maria Schuberts Leben eine zentrale Rolle, sowohl in direkter Form durch das Klavierspiel als auch durch die Gemeinschaftsaktivitäten in der Kantorei. Die therapeutischen Vorteile von Musik im Alter sind gut dokumentiert. Studien zeigen, dass Musik die Stimmung hebt, das Gedächtnis fördert und sogar positive Effekte auf die kognitive Gesundheit hat. So besagen Forschungen, dass das Musizieren das Risiko einer Demenz verringern kann, was in einer zunehmend alternden Gesellschaft besonders relevant ist.

Das aktive Engagement in der Musik fördert nicht nur die persönliche Freude, sondern auch den sozialen Kontakt. Martha’s Teilnahme am Literaturcafé und das Gedächtnistraining zeigen, wie wichtig es ist, geistig aktiv zu bleiben und soziale Bindungen zu pflegen, um ein erfülltes Leben im Alter zu führen.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"