Altstadt

Sitzbänke neu gedacht: Schaffhausens ungewöhnliches Kunstexperiment

In Schaffhausen wurde am Mittwochmorgen ein kreatives Kunstprojekt gestartet, bei dem die Riklin-Brüder halbierte Sitzbänke auf dem Walther-Bringolf-Platz platzieren, um den öffentlichen Raum zu erweitern und neue Begegnungen zwischen Stadtbewohnern zu fördern, was in der Politik für kontroverse Diskussionen sorgte.

Am Mittwochmorgen um 10 Uhr wurde der ruhige Walther-Bringolf-Platz in der Schaffhauser Altstadt zum Schauplatz einer ungewöhnlichen Aktion, als Kettensägen zu hören waren. Die Stadt Schaffhausen hat angekündigt, dass einige Sitzbänke des Platzes halbiert werden, mit dem Ziel, diese in den privaten Wohnraum von Stadtbewohnern „auszuwildern“. Dieses Konzept soll das öffentliche Leben in der Stadt neu beleben und ungewöhnliche Begegnungen zwischen den Menschen fördern.

Das „Soziale Kunstprojekt“, das von den Riklin-Brüdern initiiert wurde, ist auf eine Dauer von einem Jahr ausgelegt. Ziel ist es, den öffentlichen Raum zu erweitern und gleichzeitig die Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft zu stärken. Die Bänke werden nach der Halbierung an verschiedenen Orten in der Stadt aufgestellt, wo sie öffentlich zugänglich bleiben. So sollen die Bewohner animiert werden, einen Teil der Bank in ihre eigenen vier Wände zu holen und dort Besuchern eine Sitzgelegenheit zu bieten.

Kritik und politische Reaktionen

Die Aktion hat bereits im Vorfeld für Aufregung in der Schaffhauser Politik gesorgt. Der Finanzierungsantrag für das Kunstprojekt in Höhe von 90.000 Franken fand nur mit Mühe Zustimmung im Stadtparlament. Insbesondere unter den bürgerlichen Parteien stieß das Vorhaben auf Widerstand, da die genauen Zielsetzungen und der Nutzen des Projekts nicht klar kommuniziert wurden.

Stadträtin Christine Thommen von der SP äußerte sich in Bezug auf das Kunstprojekt positiv und erklärte, es sei eine neue Dimension der Stadtentwicklung. „Diese endete vorher bei der Grenze zum Privaten – jetzt nicht mehr“, wurde sie in einer Mitteilung zitiert. Ihre Auffassung unterstreicht den zunehmenden Trend, öffentliche und private Lebensräume zu vermischen und durch Kunst neue Interaktionen zu schaffen.

Die Riklin-Brüder, die 1973 in St. Gallen geboren wurden, sind bekannt für ihre kreativen Projekte, die oft Kunst, Gesellschaft und Wirtschaft miteinander verknüpfen. Sie gründeten 1999 das „Atelier für Sonderaufgaben“ und erhielten durch ihr Werk „Null Stern Hotel“ nationale und internationale Anerkennung. Bei ihrem aktuellen Projekt gehen sie erneut einen unkonventionellen Weg und stellen traditionelle Vorstellungen von öffentlichem Raum in Frage.

Einige der halbierten Bänke sollen auf dem Walther-Bringolf-Platz verbleiben. Dort wird es Hinweise geben, die die Schaffhauser über die neuen Standorte der anderen Bankhälften informieren. Dies ermöglicht es den Stadtbewohnern, aktiv an diesem kreativen Prozess teilzunehmen und die Verbindung zwischen öffentlichem Leben und privatem Raum zu reflektieren.

Was viele als einen Schildbürgerstreich ansehen könnten, ist für die Riklin-Brüder beabsichtigt subversiv. In ihren eigenen Worten: Sie versuchen, Stereotypen zu hinterfragen und dem Gewöhnlichen eine kreative Wende zu geben. Die Reaktionen auf dieses Projekt sowie die Art und Weise, wie es sich entwickeln wird, bleiben abzuwarten. In jedem Fall hat der Ansatz, öffentlichen Raum neu zu interpretieren, die politische Debatte in Schaffhausen aufgemischt und einige Fragen über den zukünftigen Umgang mit Kunst im urbanen Raum aufgeworfen.

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