Ein geplantes Straßenfest im Hamburger Grindelviertel, das die Vielfalt und jüdische Kultur hätte feiern sollen, wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt. Der Vorfall folgt auf einen tödlichen Anschlag während eines Stadtfestes im Solingen, bei dem drei Menschen ums Leben kamen. Der Vorsitzende des Grindel-Vereins, Jimmy Blum, erklärte, dass trotz Sicherheitsvorkehrungen und polizeilicher Unterstützung die Garantie für die Sicherheit der Festbesucher nicht gegeben werden könne. Dies geschah in einer Ära, in der solche öffentlichen Veranstaltungen zunehmend einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind.
Die ursprüngliche Planung sah vor, das „Grindelfest: Kultur. Jüdisch. Bunt“ vom 13. bis 15. September auszurichten, in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde und verschiedenen kulturellen Institutionen. Unter anderem sollten Bühnen vor den Hamburger Kammerspielen und auf dem Joseph-Carlebach-Platz aufgebaut werden. Verschiedene Kulturvereine und Organisationen wollten sich auf dem Allendeplatz präsentieren. Diese Absage ist besonders bedauerlich, da das Grindelviertel historisch das Zentrum des jüdischen Lebens in Hamburg war.
Die Hintergründe des Anschlags in Solingen
Der tragische Vorfall in Solingen, bei dem ein mutmaßlich islamistischer Täter drei Menschen mit einem Messer tötete und weitere acht verletzte, steht im Fokus der Sicherheitsbedenken. Der 26-jährige Syrer, der in Untersuchungshaft sitzt, wird von der Bundesanwaltschaft unter anderem wegen Mordes und der Zugehörigkeit zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeklagt. Die Schockwelle, die dieser Vorfall auslöste, hat viele Veranstalter in Deutschland veranlasst, Sicherheitsmaßnahmen zu überdenken oder Veranstaltungen ganz abzusagen.
Blum äußerte sich zu den emotionalen Herausforderungen, die mit der Absage verbunden sind. Er räumte ein, dass diese Entscheidung ein „falsches Zeichen“ setzen könnte, da sie in gewisser Weise das Ziel von Terroristen widerspiegelt, die versuchen, Angst in der Bevölkerung zu verbreiten.
Politische Reaktionen und Forderungen nach mehr Sicherheit
Die Absage wurde nicht nur im Rahmen des Vereins diskutiert, sondern auch auf politischer Ebene thematisiert. Anke Frieling, die stellvertretende Vorsitzende der CDU-Bürgerschaftsfraktion, kritisierte die Entscheidung als „Armutszeugnis“ für die Stadt. Sie betonte die Notwendigkeit, friedliche Feste, die Toleranz und Vielfalt fördern, sicher durchzuführen. Frieling forderte Bürgermeister Peter Tschentscher auf, im Austausch mit dem Veranstalter und anderen relevanten Gruppen Lösungen zu finden, um das Fest doch noch stattfinden zu lassen.
Sonja Jacobsen, die Landesvorsitzende der FDP, nannte die Situation alarmierend und forderte eine eingehende Überprüfung der Sicherheitsprioritäten des Senats im Kampf gegen extremistisches Gedankengut. Sie warnte, dass die Absage solcher gesellschaftlicher Ereignisse ein Zeichen für die anwachsende Bedrohung durch gewaltbereiten Islamismus darstellt.
Die Diskussion über die Sicherheit öffentlicher Veranstaltungen steht in einem breiteren Kontext, in dem die Gesellschaft gegen die Herausforderungen von Terror und Extremismus ankämpfen muss. Die wiederholte Absage solcher Feste könnte als Symptom für eine tiefere gesellschaftliche Angst interpretiert werden, die hoffentlich nicht die Freiheit der Bürger einschränken sollte.