In der malerischen Kulisse der Ruine Falkenstein in Thiergarten erhalten junge Erwachsene eine ganz besondere Vorbereitung auf ihren bevorstehenden Auslandseinsatz auf den Philippinen. Unter Anleitung von Erlebnispädagogen lernen sie, im Team Herausforderungen zu meistern. Dabei geht es nicht nur um körperliche Geschicklichkeit, sondern auch um Vertrauen und das Überwinden von persönlichen Grenzen. „Du hast das Netz mit deinem Pulli berührt. Nochmal von vorn. Aber es war schon viel besser“, motiviert einer der Betreuer die Gruppe, die bereit ist, ihre Komfortzone zu verlassen.
Die 19 Teilnehmer, die sich auf das einjährige Weltwärts-Praktikum vorbereiten, stammen aus verschiedenen Teilen Deutschlands, einschließlich Frankfurt, Norddeutschland und Bayern. Viele von ihnen haben vor kurzem ihr Abitur abgeschlossen. Sie wohnen zurzeit im Backpackers Hotel in Gutenstein, wo sie sich nicht nur gegenseitig kennenlernen, sondern auch mit der Kultur und den Besonderheiten der Philippinen vertraut gemacht werden.
Ein Praktikum ohne lokale Beteiligung
Bemerkenswert ist, dass in diesem Jahr kein Abiturient aus dem Kreis Sigmaringen an dem Programm teilnimmt. Martin Riester, der Vorsitzende des Hilfsprojekts Mariphil, äußert sich dazu skeptisch: „Eigentlich sind wir in der Region schon bekannt. Aber vielleicht zieht es die jungen Leute von hier einfach in andere Ecken der Welt.“ Ein Faktor könnte auch die Sicherheitslage in der Region rund um Panabo auf der Insel Mindanao sein, die vom Auswärtigen Amt als zu gefährlich eingestuft wird. Daher können die Praktikanten nicht im Mariphil-Kinderdorf arbeiten, was möglicherweise das Interesse potenzieller Bewerber beeinflusst hat.
Trotz dieser Situation sind die Mitwirkenden des Projekts optimistisch. Kerstin Schütte, die zusammen mit Martin Riester und Lisa Balili das Vorbereitungsseminar leitet, betont, dass die Praktikanten wichtige Unterstützer des Mariphil-Projekts bleiben, auch wenn sie nicht direkt vor Ort tätig sind. Sie bauen in ihren Heimatorten kleine Spenden-Communities auf, die langfristig helfen können. Viele engagieren sich noch Jahre nach ihrem Praktikum für Mariphil.
Vorbereitung auf kulturelle Unterschiede
Ein zentraler Bestandteil des Seminars sind Schulungen zu kulturellen Unterschieden und praktischen Aspekten des Lebens auf den Philippinen. Dazu gehören Sprachkenntnisse, Informationen über das Gesundheitssystem und die Essgewohnheiten vor Ort. Kerstin Schütte erklärt: „Wir nehmen uns auch viel Zeit, damit sich alle mit ihrer eigenen Motivation auseinandersetzen. Dabei thematisieren wir Stärken und Unsicherheiten.“
Die Teilnehmer werden ermutigt, sich gegenseitig zu unterstützen, da sie meist zu zweit in Einrichtungen wie Schulen oder Rehabilitationszentren untergebracht sind. Jeder Praktikant fungiert als Ankerpunkt für den anderen, vor allem in herausfordernden Phasen. „Das hilft, den Kulturschock abzufedern, der nach der Ankunft oft erwartet wird“, sagt Schütte. Zudem sind weitere Seminare zur Nachbearbeitung des Erlebten auf den Philippinen vorgesehen.
Ein erheblicher Teil der Kosten für diesen Einsatz, der Seminare und die Betreuung umfasst, wird durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert. Daraus ergibt sich eine wichtige Unterstützung für die Praktikanten, die oft eine große Verantwortung tragen, wenn sie für Projekte auf den Philippinen arbeiten.
Johanna, eine der engagierten Praktikantinnen, hat bereits in Deutschland eine persönliche Herausforderung gemeistert. Trotz ihrer Höhenangst wagte sie zusammen mit den anderen den Sprung in die Donau und seilte sich 30 Meter von einem steilen Felsen ab. Solche Erfahrungen stärken das Selbstvertrauen und bereiten sie auf die Abenteuer vor, die sie auf den Philippinen erwarten.
Interessierte junge Erwachsene haben nun die Möglichkeit, sich für die bis zu 20 Plätze im kommenden Jahr zu bewerben, um als Weltwärts-Praktikanten von Mariphil entsendet zu werden. Das nächste Seminar fand bereits großen Anklang und bietet die Chance, über persönliche Grenzen hinauszuwachsen und neue Perspektiven zu gewinnen.