Im Landkreis Gießen gibt es ernsthafte Bedenken hinsichtlich des geplanten Erdkabels «Rhein-Main-Link», das Windstrom aus der Nordsee nach Südhessen transportieren soll. Diese gelieferten Informationen zeigen, dass die Stadt Gießen und die umliegenden Gemeinden möglicherweise vor einem erheblichen Waldverlust stehen, der sich auf ein einzigartiges und ökologisch wertvolles Waldgebiet auswirkt.
Die Stadt Gießen wurde von den Planungen des Unternehmens Amprion betroffen, das den Ausbau des genannten Kabels vorantreibt. Diese Entwicklung könnte nicht nur die Umwelt, sondern auch das Naturerlebnis vieler Gießener, die den beliebten Fernewald besuchen, gefährden. Wenngleich die Stadt Gießen selbst nicht direkt vom Verlust des Waldes betroffen zu sein scheint, betrifft sie es dennoch mittelbar durch die Zerstörung eines Teils ihrer Natur.
Gefährdung des Fernewalds
Der Fernewald, der sich bis zur Bundesstraße 49 erstreckt, ist ein beliebtes Ausflugsziel für viele Stadtbewohner, die Wanderungen genießen. Doch unter der Oberfläche dieser idyllischen Natur gerät das eindrucksvolle Waldgebiet nun in ernsthafte Gefahr. Die geplante Trasse des Erdkabels sieht vor, dass allein 9,2 Hektar des Waldes gerodet werden müssen, um Platz für eine 100 Meter breite Schneise zu schaffen, die über eine Länge von insgesamt 920 Metern angelegt werden soll. Im weiteren Verlauf soll diese Fläche auch dauerhaft auf einer Breite von 50 Metern frei gehalten werden müssen.
Die Stadt Gießen, vertreten durch Magistratssprecherin Claudia Boje, hat bereits angekündigt, ihre Bedenken im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens zu äußern. Sie hat in der Stellungnahme die Zerstörung von alten Laubwäldern betont, die nicht nur aus ästhetischen Gründen wertvoll sind, sondern auch Lebensraum für viele bedrohte Arten bieten und zum Klimaschutz beitragen.
Besonders schmerzhaft ist, dass für die Rodungen die ältesten, ökologisch wertvollsten Bäume des Fernewalds ausgewählt wurden. Hierzu gehören Rotbuchen und Stieleichen, die bis zu 160 Jahre alt sind. Diese alten Bäume stellen nicht nur einen wichtigen Lebensraum dar, sondern ihre Rodung wird auch negative Auswirkungen auf das gesamte Waldinnere haben, einschließlich Veränderungen im Bodenwasserhaushalt und einer Erhöhung der Sonnenbrandgefahr an den ungeschützten Waldrändern.
Interkommunale Zusammenarbeit
Die Stadt Gießen zeigt Verständnis für die Besorgnis von acht angrenzenden Kommunen, die sich gegen die Pläne aussprechen und eine gemeinsame Lösung suchen wollen. Der Magistrat signalisierte, dass eine Mitarbeit in einer interkommunalen Arbeitsgruppe eine Möglichkeit wäre, um gemeinsam alternative Vorschläge zu erarbeiten. Dies könnte möglicherweise dazu beitragen, das wertvolle Waldgebiet besser zu schützen, während gleichzeitig die Notwendigkeit für modernste Infrastruktur zur Energiegewinnung anerkannt wird.
Die Stadt Gießen erkennt zwar die übergeordnete Bedeutung des Rhein-Main-Links für die Energiewende an, insbesondere mit Blick auf die Transformation der Industrie in der Region. In der Stellungnahme, die auf einer bevorstehenden Antragskonferenz in Butzbach präsentiert werden soll, wird betont, dass der Rhein-Main-Link eine zentrale Rolle für den Umstieg auf erneuerbare Energien spielt. Gießen möchte das Projekt somit grundsätzlich unterstützen, aber mit klaren Bedingungen, um den Verlust von Waldfläche zu minimieren.
Zusammengefasst bleibt abzuwarten, wie diese Situation weitergeht und welche Schritte unternommen werden, um eine Balance zwischen der notwendigen Energieinfrastruktur und dem Schutz des wertvollen Waldes zu finden. Der Fernewald, als Teil des ökologischen Erbes der Region, benötigt dringend Schutzmaßnahmen, und die Stadt Gießen ist in der Verantwortung, dafür zu kämpfen.