Der Modekonzern Esprit sieht sich mit einer erheblichen Umstrukturierung konfrontiert: Bis zum Jahresende will das Unternehmen sämtliche Filialen in Deutschland schließen. Dies betrifft etwa 1300 Mitarbeiter, die durch diese Entscheidung unmittelbar betroffen sind. Der Franchisenehmer des Neubrandenburger Marktplatz-Centers, der nicht direkt im Besitz eines Esprit-Stores ist, muss nun ebenfalls Zukunftsfragen klären. Esprit und seine Franchise-Partner arbeiten oft eng zusammen, doch die Verantwortung für das Geschäft liegt letztendlich bei den selbstständigen Händlern.
In Mecklenburg-Vorpommern existieren acht Esprit- oder Partnerfilialen, darunter auch die Neubrandenburger, die dem Greifswalder Modeunternehmen E&N angehört. Geschäftsführer Frank Embach merkte an, dass die Insolvenzzeichen bereits seit dem Frühjahr zu erkennen waren. „Im Juli haben wir die letzte Ware erhalten und somit frühzeitig reagiert“, betonte er. Diese Voraussicht war entscheidend für die weiteren Geschäftsstrategien.
Markenüberarbeitung und Neupositionierung
Die Bekanntgabe der Insolvenz kommt für viele Kunden zwar überraschend, war aber nicht völlig unvorhersehbar. In den vergangenen Monaten hatten bereits Insolvenzverfahren in Belgien und der Schweiz stattgefunden. Embach bedauert den Fall der Marke und vergleicht den früheren Bekanntheitsgrad von Esprit mit dem von Apple in der Technologiebranche. Laut seiner Einschätzung ist die Schieflage des Unternehmens das Resultat von Fehlentscheidungen auf der Führungsebene. Die zentrale Vorgabe aus Hongkong, Esprit zu einer Premiummarke wie Gucci oder Louis Vuitton zu transformieren, wird von Embach als misslungen eingestuft. Er macht deutlich, dass diese Strategie nicht mit den Marktbedürfnissen im Einklang stand.
Er wies darauf hin, dass durch diese Fokussierung teurere Materialien wie Kaschmir und Luxusparker in den Vordergrund rückten, was nicht den Erwartungen der breiteren Kundschaft entsprach. Im Zuge der Veränderungen wird die Neubrandenburger Filiale in naher Zukunft umschwenken. Während die vorhandene Esprit-Ware weiterhin verkauft wird, ist geplant, neue Kollektionen anderer Marken wie Vero Moda und Jack&Jones ins Sortiment aufzunehmen. Diese Umstellung könnte den Laden nicht nur diversifizieren, sondern auch die Kundenbindung stärken.
Embach hebt hervor, dass das Franchise-Konzept stabil sei und dass seine Wismarer Filiale erfolgreich laufe. Damit wird klar, dass die Neubrandenburger Filiale in der Lage sein könnte, sich nach diesen Umstellungen ebenfalls zu behaupten. Ein sichtbares Zeichen für den Wandel wird auch die Erneuerung der Schilder am Eingang des Geschäfts sein, da die Marke Esprit durch die neuen Markennamen ersetzt wird. Dennoch wollte der Eigentümer der Neubrandenburger Filiale auf Anfragen von Medienvertretern nicht eingehen.
Ralph Teuber, Manager des Neubrandenburger Marktplatz-Centers, drückt sein Bedauern über den Verlust der starken Marke Esprit aus, die bei den Kunden nach wie vor beliebt ist. „Es ist bedauerlich, dass so eine bekannte Marke in eine derartige Lage geraten ist“, sagte Teuber. Ob und wie Esprit dauerhaft weitergeführt wird, bleibt jedoch in der Schwebe.
Zukunft der Esprit-Marke
Trotz der angespannten Situation bleibt die Esprit-Marke weltweit aktiv und ist in rund 40 Ländern präsent. Die Insolvenz hat keine Auswirkungen auf Geschäfte außerhalb Europas, wobei Deutschland als Schlüsselmarkt für Esprit gilt. Während der britische Finanzinvestor Alteri die Markenrechte für das europäische Geschäft erworben hat, bleibt offen, in welcher Form die Marke in Zukunft in Deutschland verkauft wird. Produkte unter dem Esprit-Label sollen weiterhin produziert werden.
Die Schließung aller deutschen Filialen hat den Hintergrund, dass die operativen Geschäfte nicht von Alteri übernommen werden; dies betrifft sowohl die Geschäfte als auch die Belegschaft. Die Entscheidung fiel nach der Konsultation der Gläubigerausschüsse der sieben insolventen deutschen Gesellschaften, die sich für das Angebot des Investors aussprachen. Esprit hatte bereits 2020 ein Schutzschirmverfahren für mehrere deutsche Unternehmen beantragt und zuvor bereits mehrere Filialen geschlossen.