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Ärztemangel im Havelland: Innovative Wege zur Gewinnung neuer Hausärzte

In Brandenburg herrscht ein akuter Ärztemangel, da derzeit 300 Hausarztpraxen unbesetzt sind, was insbesondere junge und zugezogene Menschen betrifft, während der Landkreis Havelland mit Stipendien und finanziellen Anreizen versucht, neue Ärzte zu gewinnen.

In Brandenburg ist die ärztliche Versorgung in ländlichen Regionen ein drängendes Problem. Aktuellen Berichten zufolge sind 300 Hausarztpraxen im Bundesland vakant, was insbesondere junge und neu zugezogene Menschen vor Herausforderungen stellt. Die Situation ist in Rathenow besonders ausgeprägt, wo derzeit elf Hausarztpraxen, also ein Drittel aller Praxen vor Ort, nicht besetzt sind.

Francine Heimann, eine junge Lehrerin aus Rathenow, hat Glück – vor fünf Monaten fand sie eine neue Hausarztpraxis. „Ich habe wirklich alles versucht, um einen Termin zu bekommen“, erzählt sie. Der Aufwand war enorm, denn es kamen Berichte, dass einige Menschen bis zu 20 Mal anriefen, bevor sie einen Arzt erreichten. Der Druck für viele, vor allem für junge Erwachsene, steigt, da sie aufgrund des Alters ab einem gewissen Punkt nicht mehr beim Kinderarzt behandelt werden können.

Der Ärztemangel in Zahlen

Die Zahlen belegen die Herausforderung: Statistisch gesehen im Jahr 2023 kamen in Brandenburg 246 Menschen auf einen Arzt. Im Vergleich dazu ist der Arzt-Patientenschlüssel in Hamburg mit lediglich 127 Einwohnern pro Arzt deutlich günstiger. Diese Diskrepanz hat wesentliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bürger in ländlichen Gebieten.

Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVB) sieht die Situation kritisch. Sie warnte bereits davor, dass bis zu 600 Kassensitze in den nächsten Jahren altersbedingt unbesetzt bleiben könnten. Diese Perspektive bereitet vielen Sorgen, da die medizinische Grundversorgung auf dem Spiel steht.

Um dem Ärztemangel entgegenzuwirken, hat der Landkreis Havelland verschiedene Maßnahmen auf den Weg gebracht. Anne Hackmann gehört zu den wenigen neuen Hausärzten, die eine Praxis in Rathenow angenommen haben. Sie wird vom Landkreis mit einem Stipendium in Höhe von 23.000 Euro unterstützt, während sie ihre Facharztausbildung zur Allgemeinmedizinerin macht. Dies wirkt als Anreiz, um in der Region zu bleiben und eine Praxis zu führen.

Der Landkreis bietet zusätzlich bis zu 20.000 Euro an, wenn Ärzte im ländlichen Raum eine neue Praxis eröffnen. Ein weiterer Aspekt sind Stipendien zur Unterstützung von Ärzten, die sich in ländlichen Regionen niederlassen möchten. Diese finanziellen Hilfen sollen helfen, die Attraktivität der Standortwahl in diesen oft strukturschwachen Gebieten zu erhöhen.

Landrat Roger Lewandowski (CDU) betont die positiven Effekte der Initiativen. „Im letzten Jahr haben wir dadurch fünf zusätzliche Ansiedlungen in den Landkreis bekommen“, erklärt er und zeigt sich optimistisch über die zukünftige medizinische Versorgung der Region. KVB-Vorstandsmitglied Holger Rostek unterstützt ebenfalls solche Maßnahmen: „Jede Möglichkeit, Ärzte in die ländlichen Regionen zu bekommen, unterstützen wir.“ Allerdings weist er auf die weiteren Herausforderungen hin, die nicht nur finanzieller Natur sind. Die Infrastruktur ist oft unzureichend, was die Ansiedlung für Ärzte und deren Familien zusätzlich erschwert.

„Die jungen Ärzte, die sich niederlassen möchten, haben oft einen Partner, dessen Beruf ebenfalls eine Rolle spielt. Zudem sind Kitaplätze und geeignete Schulen für ihre Kinder entscheidende Faktoren“, fügt er hinzu. Es ist evident, dass die Attraktivität eines ländlichen Lebens nicht nur von finanziellen Anreizen abhängt, sondern von einem Gesamtpaket, das die Lebensqualität verbessert.

Für Anne Hackmann ist die Rückkehr nach Rathenow eine Chance. Sie hat zuvor acht Jahre in der Orthopädie und Unfallchirurgie gearbeitet und empfindet den neuen Job als weniger belastend: „24-Stunden-Dienste sind schwer mit der Familie zu vereinbaren.“ Es zeigt sich also, dass die Lösungen zur Bekämpfung des Ärztemangels in ländlichen Regionen vielseitig und langfristig strategisch angelegt werden müssen.

Diese Entwicklungen in der medizinischen Versorgung stehen im Fokus der Berichterstattung über den Zustand der Gesundheitspolitik in Deutschland, und es wird deutlich, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, um die Ursachen für den Ärztemangel nachhaltig zu bekämpfen.

Beitrag von Heike Schüler und Marie-Thérèse Harasim

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