Der September bringt eine aufregende Herausforderung für Naturliebhaber und Schmetterlingsfreunde in Bayern. Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) hat ein Mitmach-Projekt ins Leben gerufen, das sich auf eine ganz besondere Art fokussiert: das Taubenschwänzchen. Wer im Garten ein kleines, schwirrendes Wesen beim Nektartrinken beobachtet, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit diesen auffälligen Nachtfalter vor sich. Der LBV ruft alle Bürger dazu auf, ihre Sichtungen zu melden, um das Vorkommen dieser möglicherweise zunehmend in Bayern überwinternden Art genauer zu dokumentieren.
Das Taubenschwänzchen, obwohl es als Nachtfalter gilt, ist tagsüber sehr aktiv. Es ist bekannt für seine bemerkenswerte Fähigkeit, vor Blüten zu „schwirren“, ähnlich wie ein Kolibri, was zu Verwechslungen führen kann. Elisa Treffehn, die Schmetterlingsexpertin des LBV, erklärt: „Dabei wird das Tier von seiner auffälligen Haarpracht und den grauweißen Büschel am Hinterleib erkannt, die an die Schwanzfedern von Tauben erinnern und ihm seinen Namen geben.“ An den vielen bunten Blumen im Garten lässt es sich häufig beobachten, da es nicht wählerisch in seiner Nektarwahl ist.
Überwinterung und Wanderung des Taubenschwänzchens
Das Taubenschwänzchen ist als Wanderfalter bekannt und kann beeindruckende Strecken von bis zu 3.000 Kilometern zurücklegen. Jedoch zeigt sich, dass immer mehr Exemplare dazu übergehen, in Bayern zu überwintern, ein Verhalten, das durch den Klimawandel begünstigt werden könnte. Elisa Treffehn stellt fest: „Mit den milderen Wintern ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass mehr Falter erfolgreich überwintern.“ Dies ist wichtig, da es Aufschluss darüber gibt, wie sich die Veränderungen in der Umwelt auf die Tierwelt auswirken.
Für diejenigen, die aktiv werden wollen, hat Treffehn einen Vorschlag: „Die Raupen des Taubenschwänzchens legen ihre Eier bevorzugt an Labkräutern ab, wie dem Echten Labkraut. Wer solche Pflanzen im eigenen Garten hat und kombiniert mit anderen heimischen Nektarpflanzen dafür sorgt, kann die Weibchen zur Eiablage anlocken.“ So kann jeder Gartenbesitzer seinen Teil zur Erhaltung dieser faszinierenden Art beitragen.
Im Juli führte der LBV bereits ein ähnliches Projekt durch: Die Bürger wurden eingeladen, Sichtungen des Schwalbenschwanzes zu melden. Über 245 Meldungen gingen ein, insbesondere aus den Alpen und dem Alpenvorland. Diese Regionen bieten durch ihre artenreichen Wiesen optimale Lebensräume für Schmetterlinge. Eine bemerkenswerte Beobachtung war, dass eine Einzelperson am 18. Juli sage und schreibe 22 Schwalbenschwänze auf den Gipfeln eines Berges zählen konnte, was die aktive Forschung des LBV sowie das bürgerschaftliche Engagement unterstreicht. „Die Sichtung beweist, dass Schmetterlinge hier einen Lebensraum finden, der ihnen ausreichend Nahrung und Fortpflanzungsmöglichkeiten bietet“, erklärt Treffehn begeistert.
Das Projekt „Falter im Fokus“ lädt nicht nur während des speziellen Beobachtungszeitraums zur Mitarbeit ein, sondern ermutigt auch langfristig dazu, Sichtungen aller heimischen Falter zu melden. Die gesammelten Daten fließen in eine umfassende Datenbank zur Schmetterlingsforschung in Bayern ein, die von der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Entomologen e.V. geführt wird.
Für Interessierte und Teilnehmer gibt es auf der Website des LBV alle nötigen Informationen, um sich an diesem wichtigen Projekt zu beteiligen. Über die Webseite www.lbv.de/falter-im-fokus können Meldungen über Sichtungen bequem eingegeben werden. All dies trägt dazu bei, wichtige Erkenntnisse über das Vorkommen und die Verbreitung der Schmetterlinge in Bayern zu gewinnen und deren Schutz maßgeblich zu unterstützen. Das Taubenschwänzchen ist mehr als nur ein hübscher Besucher im Garten; es ist ein Indikator für Veränderungen in unserer Umwelt, und jeder kann helfen, dessen Geschichte zu erzählen.
Für weitere Informationen zu Schmetterlingen in Bayern besuchen Sie die Website unter www.schmetterlingebayern.de.