In Stockstadt am Main hat sich die Papierindustrie in den letzten Monaten stark verändert. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sollte ursprünglich diese Woche die Baustelle besuchen, an der die Progroup AG, ein Unternehmen mit Hauptsitz in Landau/Pfalz, die Überreste der ehemaligen Sappi-Papierfabrik zurückbaut. Allerdings wurde dieser Besuch seitens der Staatskanzlei auf Ende November verschoben. Dieser Schritt steht im Zusammenhang mit einem monumentalen Investitionsprojekt, das ganze 600 bis 800 Millionen Euro in die Region bringen soll.
Der Rückbau des alten Werkes, das mehrere Jahrzehnte lang für die Papierherstellung aktiv war, hat bereits begonnen. Progroup hat die Bernhard Westarp GmbH & Co. KG als Generalunternehmer für die Abrissarbeiten beauftragt, die umweltfreundlich und geräuscharm erfolgen sollen. Der Abbruch beginnt im Bereich der ehemaligen Energieversorgung und Zellstoffaufbereitung, und die Demontage der beiden Papiermaschinen, die ins Ausland verkauft wurden, soll Anfang Oktober 2024 starten. Alle Arbeiten sind so geplant, dass sie laut Progroup bis Ende 2025 dauern werden.
Abriss und Neubau in Stockstadt
Die Sappi-Papierfabrik hat eine lange Geschichte in Stockstadt, wo sie über 100 Jahre lang eine wichtige Rolle spielte. Sappi selbst beschäftigte bis zuletzt rund 500 Mitarbeiter, bevor sie ihre Türen schloss und das Gelände an Progroup verkaufte. Die Pläne für das neue Werk sehen vor, dass Progroup nach dem Abriss eine moderne Papierfabrik errichtet, die bis Ende des Jahrzehnts Wellpappenrohpapier produzieren soll.
Obwohl der Rückbau eine Übergangszeit vorsehen wird, in der einige der ehemaligen Sappi-Gebäude als Lagerflächen genutzt werden, wird der endgültige Abriss für Ende 2026 erwartet. Dieser umfassende Prozess beinhaltet nicht nur die Demontage der alten Strukturen, sondern auch den Transport der Maschinen über den Bayernhafen, um die Straßenbelastung zu minimieren.
Progroup möchte mit dieser Investition nicht nur den Standort Stockstadt beleben, sondern auch den bestehenden Wettbewerb innerhalb der Region, mit einem anderen großen Player, der Palm-Gruppe, erfahren. Palm plant am Standort Alzenau-Nord den Neubau eines Wellpappewerks, für das rund 200 Millionen Euro eingeplant sind. Dieser Aufbau wird voraussichtlich zwei Jahre in Anspruch nehmen und rund 250 Arbeitsplätze schaffen.
Branchensituation und Marktbedingungen
Die Herausforderungen, vor denen die Papierindustrie derzeit steht, sind unumstritten. So gab die Heinzel-Gruppe, die ihre Tochtergesellschaft Raubling Papier in Rosenheim betreibt, bekannt, dass sie den Standort aufgrund „anhaltend schwieriger Marktbedingungen und herausfordernder wirtschaftlicher Umstände“ schließen muss. Diese industrielle Unsicherheit verdeutlicht die wachsenden Schwierigkeiten der Branche. UPM beispielsweise hat bereits das Werk im niederbayerischen Plattling aufgegeben, welches vor der Schließung ebenfalls fast 400 Arbeitsplätze bot.
Mit den Schließungen und den neuen Investitionen in Stockstadt und Alzenau zeigt sich ein Bild des Wandels in der Papierindustrie der Region. Progroup erhofft sich, dass die neue Fabrik in Stockstadt die verlorenen Arbeitsplätze in der Region wiederherstellen kann, während die Branche gleichzeitig neue, nachhaltige Ansätze verfolgt, um den aktuellen Herausforderungen zu überwinden.
Progroup plant außerdem, sich aktiv um den lokalen Austausch mit den Gemeinden Stockstadt und Mainaschaff zu bemühen. Im Dezember 2024 sollen Vertreter des Unternehmens die Anwohner über den Fortschritt des Rückbaus informieren. Dies zeigt das Bestreben, die Bevölkerung in den Entwicklungsprozess miteinzubeziehen.