Tino Liebchen, ein etablierter Eventmanager und leidenschaftlicher DJ, hat einen bedeutenden Schritt in seiner Karriere gewagt, indem er das altehrwürdige Görlitzer Altstadt-Hotel „Goldener Engel“ übernommen hat. Vor weniger als einem Monat erfuhr er von der Verkaufsanzeige für die charmante Unterkunft in der Hugo-Keller-Straße 1, nachdem der vorherige Eigentümer verstorben war. Liebchen und seine zwei Partner, darunter auch der Werbefachmann Andreas Ch. de Morales Roque, haben die Gelegenheit ergriffen und gemeinsam das Hotel gekauft.
Der 52-jährige Liebchen hatte lange den Traum, Gastgeber zu werden. Ursprünglich plante er, ein eigenes Ferienhaus im Zittauer Gebirge zu gestalten, doch die Umstände änderten sich und ließen diesen Plan scheitern. Dennoch blieb der Wunsch, in der Hotellerie Fuß zu fassen, in seinem Hinterkopf. Die Übernahme des •Goldenen Engels• erfolgt offiziell am Freitag, und ab dem 1. September wird er die Geschicke des Hauses lenken.
Ein neues Kapitel im Leben eines Kreativen
Tino Liebchen bringt eine interessante Biografie mit. Als gelernter Anwendungsprogrammierer hat er seine Leidenschaft für das Eventmanagement entdeckt und über viele Jahre hinweg Festivals, besonders im Bereich elektronischer Musik, organisiert. An einem der bekanntesten Projekte, dem •House of Summer•, war er von der Gründung bis 2003 maßgeblich beteiligt. Danach eröffnete er eine Webagentur, die überregionale Kunden bediente, bevor er eine kurze Zeit im Kulturhistorischen Museum in Görlitz arbeitete.
Sein Wechsel in die Hotellerie ist als bewusster Schritt zu verstehen, um mehr direkte Interaktion mit Menschen zu haben, anstatt den ganzen Tag am Computer zu sitzen. In der aktuellen Konstellation wird Liebchen sowohl das Hotel leiten als auch seine Webagentur weiterführen. Um dies zu ermöglichen, zieht er nun nach Görlitz, um näher an seinem neuen Arbeitsumfeld zu sein.
Das Hotel „Goldener Engel“ besteht derzeit aus acht Zimmern, darunter sechs Doppel- und zwei Dreibettzimmer. Der neue Inhaber hat, abgesehen von den Buchungen, die bis Ende des Jahres bestehen bleiben, auch schon Pläne für Renovierungen. Die ersten Monate des kommenden Jahres, die traditionell weniger Umsatz bringen, sollen genutzt werden, um Platz für Verbesserungen zu schaffen. Strategisch könnte der Umbau auch eine Erneuerung des Einrichtungsstils nach den doch etwas veralteten 1990er-Jahren mit sich bringen.
Trotz dieser Neuerungen plant der Hotelier nicht, die Preise zu erhöhen. „Wir wollen auch weiterhin ein preiswertes Haus bleiben“, erklärt Tino Liebchen. Gleichzeitig strebt er an, dem Goldenen Engel eine individuelle Note zu verleihen, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Ein besonderes Konzept, das er ins Auge gefasst hat, könnte ein Themenhotel rund um das Filmemachen in Görlitz sein. Jedes Zimmer könnte dann einen Aspekt eines in Görlitz gedrehten Films repräsentieren. „Wir sind alle sehr filmbegeistert und wollen das Konzept weiterentwickeln“, sagt er.
Die Pläne zur Umbenennung des Hotels stehen auch zur Debatte. Liebchen überlegt, ob der neue Name „Hotel Görliwood“ heißen könnte, was eine Anspielung auf die Filmgeschichte der Region ist. Diese Frage wird noch intern geklärt, da es einerseits wichtig ist, den historischen Namen beizubehalten, während andererseits frischer Wind ins Konzept gebracht werden soll.
Die kommende Zeit wird für Tino Liebchen eine intensive Phase des Umgestaltens und der Neugestaltung des Hotels bedeuten. Mit dem Plan, zusätzlich zu den bestehenden Zimmern noch ein neues Zweibettzimmer und eine Büroeinheit zu schaffen, zeigt er sich dynamisch und anpassungsfähig. Auch die Umgestaltung des bisherigen Abstellraums in einen modernen Frühstücksraum steht auf der Agenda.
Es wird spannend zu beobachten sein, wie sich das Hotel „Goldener Engel“ unter der Führung von Tino Liebchen entwickeln wird. Sein kreatives und unternehmerisches Denken könnte nicht nur für das Hotel, sondern auch für den Standort Görlitz neue Impulse setzen.
