Im Landkreis Ebersberg bahnt sich ein besorgniserregender Kampf an. Hier verdrängen invasive Pflanzenarten, angeführt vom Indischen Springkraut, zunehmend die heimische Flora. Agrarbiologe Josef Rüegg, der sich leidenschaftlich für den Erhalt der natürlichen Lebensräume einsetzt, beschreibt die Situation als bedrückend: Trotz der Übermacht dieser Neophyten senkt er nicht den Kopf und kämpft weiter für eine grüne Zukunft.
Das Indische Springkraut, mit seinen auffälligen, pinken Blüten, erfreut zwar die Kinder, die gerne die knisternden Kapseln aufreißen, doch bei Naturfreunden sorgt der Anblick für Unbehagen. Rüegg, der als Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands fungiert, macht deutlich, dass diese Pflanzen nicht nur hübsch anzusehen sind, sondern eine ernsthafte Bedrohung für die heimischen Arten darstellen. Auch die Kanadische Goldrute ist ein ungebetener Gast, der sich mit ihrem robusten Wurzelwerk hartnäckig durchsetzt und die Vielfalt der einheimischen Flora gefährdet.
Der dringliche Kampf gegen invasive Pflanzen
In einem Biotop am Antoliniweiher beobachtet Rüegg, wie diese invasiven Arten die Überhand gewinnen. „Das ist ein Verdrängungskampf“, erklärt er. Pflanzen wie das Indische Springkraut und die Goldrute breiten sich rasant aus und nehmen den heimischen Arten den Raum zum Wachsen. Diese Situation führt zu einem grundlegenden Wandel in der Natur, denn die heimischen Pflanzen, die für zahlreiche Insekten als Nahrungsquelle dienen, verschwinden zunehmend.
Dank des Engagements von Rüegg und jungen Freiwilligen, die im Rahmen eines Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) tätig sind, wird dieser invasive Bewuchs regelmäßig behandelt. Mit viel Mühe und in Handarbeit versuchen sie, die Dominanz der Neophyten einzudämmen, auch wenn Rüegg es als „Sträflingsarbeit“ bezeichnet. Das Ziel ist es, die Artenvielfalt zu erhalten und die letzten Rückzugsorte für heimische Flora und Fauna zu bewahren.
Ein Appell an die Gemeinschaft
Josef Rüegg richtet sich auch an die Hobbygärtner im Landkreis und appelliert, ihr Schnittgut ordnungsgemäß zu entsorgen. Viele der Probleme beginnen mit gedankenlos entsorgten Pflanzen im Wald, die sich unkontrolliert ausbreiten und große Flächen in Beschlag nehmen. „Wir müssen gemeinsam handeln“, sagt er und warnt davor, dass jede noch so kleine Entscheidung zur Verschlechterung oder Verbesserung der Natur beitragen kann.
Das Einflussgebiet der Neophyten beschränkt sich jedoch nicht nur auf Pflanzen. Auch Tiere, wie der Waschbär oder die Nutria, gehören zu den Neozoen, die sich in das regionale Ökosystem drängen. Diese Arten beeinflussen das Gleichgewicht der Natur und machen es für einheimische Arten schwieriger, zu überleben. Die Herausforderungen durch den Klimawandel könnten diese Situation zusätzlich verschärfen, da mildere Winter viele nicht-eingeschleppte Arten in Ebersberg begünstigen.
Die komplexe Situation, die sich landesweit wie auch lokal zeigt, ruft nach schnellem Handeln, um zukünftige Schäden an den heimischen Ökosystemen zu verhindern. Rüegg bleibt optimistisch und kämpft dafür, dass die Natur ihren Platz zurückerobert – auch wenn der Kampf gegen die Invasoren als verloren gilt. Es ist eine Verantwortung, die er und viele andere sich selbst auferlegt haben, um die Einzigartigkeit und Schönheit ihrer Heimat zu bewahren.