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Annette Frier: Comedy-Mut im Wandel der Zeit – Ein Blick auf Witz und Verantwortung

Schauspielerin Annette Frier äußert sich in einem Interview über die veränderte Witzkultur in der Comedy und betont die Wichtigkeit, mehr auf sensible Themen zu achten, während sie gleichzeitig auf Probleme im Konsumverhalten hinweist; dies geschah in Osnabrück im Kontext der Veröffentlichung ihres neuen Films "So weit kommt's noch!" am 29. September.

Im Zeitalter der sozialen Medien und wachsenden Sensibilität für gesellschaftliche Themen ergeben sich neue Herausforderungen für Komikerinnen und Komiker. Annette Frier, die bekannte Schauspielerin und Komikerin, hat diese Entwicklungen genau im Blick. Sie äußert in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ), dass sich die Witzkultur in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich gewandelt hat.

Für Frier ist es heute entscheidend, die Verantwortung zu erkennen und zu übernehmen, die mit dem Erzeugen von Humor verbunden ist. „Heute muss man mehr aufpassen und das finde ich auch gut“, erklärt sie. Die Tradition des „Hauptsache witzig“ ist nicht mehr in. Stattdessen ist es von Bedeutung, dass Witze auch eine tiefere Botschaft vermitteln. Dies ist eine Antwort auf das sich verändernde Konsumverhalten und die gestiegenen gesellschaftlichen Erwartungen.

Veränderte Anforderungen an Komiker

Die Schauspielerin beobachtet, dass die Ansprüche an die Komik gestiegen sind. Es reicht nicht mehr aus, einfach nur zu unterhalten – es geht vielmehr darum, sozialkritisch zu agieren und sensibilisiert mit den Themen umzugehen. Frier hebt hervor, dass es heutzutage ein absolutes No-Go sei, auf Kosten von Personen zu lachen, die sich nicht wehren können. Sie verdeutlicht: „Hauptsache lustig, vollkommen egal, auf welchem Rücken wir das hier austragen, geht jedenfalls gar nicht mehr.“ Diese neue Haltung ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Respekt und Empathie in der Comedybranche.

In ihrem jüngsten Projekt, dem Film „So weit kommt’s noch!“, beleuchtet sie zusätzlich die oft intransparente Bekleidungsindustrie. Dieser Film gewährt den Zuschauern Einblicke in die Problematik der Produktionsbedingungen, die oft im Schatten der großen Modemarken stehen. Frier betont, dass es eine persönliche und kollektive Verantwortung gibt, bewusster mit solchen Themen umzugehen. 

Konsumverhalten im heutigen Kontext

Annette Frier thematisiert auch ihr eigenes Konsumverhalten und gesteht: „Trotzdem ist mir bewusst, dass ich ein fragwürdiges System unterstütze, wenn ich mir oder meiner Tochter bei großen Ketten Klamotten kaufe.“ In einer Welt, in der Informationen jederzeit und überall zugänglich sind, gibt es kaum noch Ausreden für ignorantes Handeln. Das Bewusstsein für die eigene Verantwortung wird immer größer.

Die Schauspielerin sieht ihre Aufgabe vor allem darin, die Menschen auf Missstände aufmerksam zu machen und sie zu ermutigen, Widersprüche aktiv zu hinterfragen. „Widersprüche sind die Überschrift unserer Zeit,“ so Frier. Sie lädt dazu ein, das eigene Handeln zu reflektieren und sich aktiv mit den Herausforderungen unserer Zeit auseinanderzusetzen.

In Anbetracht der sich wandelnden Witzkultur und der damit verbundenen gesellschaftlichen Entwicklungen hat Annette Frier einen wichtigen Dialog angestoßen. Die Herausforderungen, vor denen Komiker heute stehen, sind komplex, doch sie sind notwendig für eine Gesellschaft, die sich weiterentwickeln möchte. Der Humor wird dadurch nicht weniger witzig – im Gegenteil, er wird tiefgründiger und relevanter.

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