Wolfgang Schurreit, ein zentraler Akteur in der politischen Landschaft Niedersachsens, ist im Alter von 83 Jahren verstorben. Seine Vision für die Region und sein unermüdliches Engagement haben nachhaltige Spuren hinterlassen, insbesondere während der dynamischen Veränderungen nach dem Mauerfall 1989. Als erster sozialdemokratischer Landrat des Landkreises Lüneburg und langjähriger Landtagsabgeordneter war er maßgeblich für die Umgestaltung der Scharnhorst-Kaserne zur Universität verantwortlich, die der Stadt eine neue Identität geben sollte.
Seine politischen Anfänge in Lüneburg fallen in eine Zeit, in der die Sozialdemokraten einen starken Einfluss in Niedersachsen hatten. In einer Phase des Wandels, in der Gerhard Schröder als Ministerpräsident ein neues Zeitalter einläutete, wurde Schurreit 1991 zum ehrenamtlichen Landrat gewählt. Zusammen mit Ulrich Mädge, dem Ehrenbürgermeister von Lüneburg, setzte er sich aktiv dafür ein, die Stadt als Universitätsstandort zu entwickeln und die Verkehrsanbindungen zu verbessern.
Vision für die Region
Mädge erinnert sich an die Zeit, als es klar war, dass die Stadt sich verändern musste. “Wir wollten aus der Garnisonsstadt mit über 6.000 Soldaten eine lebendige Universitätsstadt formen”, erklärt er. Dies erforderte nicht nur bauliche Veränderungen, sondern auch eine Neuausrichtung in der Verkehrsplanung. Die Idee, die Innenstadt für Fußgänger zu öffnen und gleichzeitig die Anbindung an Hamburg zu verbessern, war eine der vielen Initiativen, die während Schurreits Amtszeit in Gang gesetzt wurden.
Schurreit war nicht nur ein politischer Macher, sondern auch jemand, der die Menschen um sich verwickeln konnte. Er war bekannt für seine offene Art und schuf so ein Netzwerk, das weit über die Grenzen der SPD hinausging. Mit seinen Kontakten zu wichtigen politischen Entscheidungsträgern war er in der Lage, Gelder für zahlreiche Projekte in Lüneburg zu akquirieren. Die Rückgliederung des Amts Neuhaus, die als beispielhaft für sektorübergreifende Zusammenarbeit gilt, ist ein weiteres Zeugnis seines politischen Geschicks.
Sein politisches Engagement zeigte sich auch in seinen Bemühungen für soziale Themen. Neben seiner Tätigkeit in der SPD war Schurreit aktiv im Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) tätig, wo er 26 Jahre lang als Vorsitzender fungierte. Seine Verdienste wurden 2018 mit dem Samariter Ehrenkreuz in Gold ausgezeichnet, ein Zeichen seiner langjährigen Hingabe für soziale Belange.
Die Trauer um seinen Tod ist im Landkreis spürbar. Jen Böther, der aktuelle Landrat, würdigte Schurreits unermüdlichen Einsatz in der Kommunalpolitik und hob hervor, dass sein Wirken von 1991 bis 1996 als Landrat die Politik in der Region stark geprägt hat. Von 1972 bis 2006 war er Mitglied im Kreistag und engagierte sich auch im Gemeinderat. Seine Verdienste wurden außerdem durch das Bundesverdienstkreuz gewürdigt, welches ihm 2008 verliehen wurde.
Die Co-Vorsitzenden der SPD im Landkreis, Jakob Blankenburg und Karoline Feldmann, drücken ihre Trauer aus und betonen, dass ohne Schurreits Einsatz die heutige Region nicht denkbar wäre. Er war nicht nur ein Politiker, sondern auch ein Mensch, der viel für die Gemeinschaft getan hat.
In seinen letzten Lebensjahren zog sich Schurreit nach Frankreich zurück, wo er die Zeit mit seiner Familie verbrachte. Seine Rückkehr in die alte Heimat war sporadisch, doch die Erinnerungen an seine lebhaften Diskussionen und seinen Humor bleiben bei den Menschen präsent, die ihm begegneten. Carlo Eggeling, ein ehemaliger Schüler und Weggefährte, erinnert sich an viele gemeinsame Erlebnisse und drückt sein tiefes Bedauern über den Verlust aus.