München

Vom Joppenkönig zur Stille: Das Schicksal des Modehauses Konen

Der Artikel beleuchtet die dramatische Geschichte des ehemaligen Münchner Modehauses Konen, das 2021 von Breuninger übernommen wurde und auf eine über 100-jährige Tradition zurückblickt, die geprägt war von den kulturellen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Antisemitismus, sowie der anschließenden Enteignung des jüdischen Gründers Isidor Bach während der NS-Zeit.

Die Übernahme des traditionsreichen Münchner Modehauses Konen durch die Stuttgarter Luxusmodengruppe Breuninger im Jahr 2021 kam für viele überraschend. Sie bot einen frischen Wind für das alte Familienunternehmen, das über ein Jahrhundert Geschichte auf dem Buckel hatte. Doch bereits nach nur drei Jahren zeichnet sich ein weiterer Wandel ab: Berichten zufolge plant Breuninger, sich von seinen Modehäusern und den dazugehörigen Immobilien zu trennen. Dies könnte das Ende einer Ära für das Modehaus Konen bedeuten, das seit seiner Gründung durch Isidor Bach eine bewegte Geschichte durchlebt hat.

Der Gründer, Isidor Bach, ist eine bemerkenswerte Figur in der Geschichte der Textilbranche. 1871 in Augsburg gegründet, zog sein Unternehmen 1881 nach München und entwickelte sich schnell zum erfolgreichsten Herrenbekleidungshaus in Süddeutschland. Bach gilt als einer der Erfinder der Konfektionskleidung, einer Form der Massenvorstellung von Bekleidung, die für viele Menschen zugänglich wurde. Unter seiner Führung beschäftigte das Unternehmen vor dem Ersten Weltkrieg rund 950 Mitarbeiter und erwdierte viele Jahre mit Überzeugung die Textilbranche. Eine der eindrucksvollsten Eigenschaften des Warenhauses war die 28 Meter lange Schaufensterfront.

Eine wehmütige Geschichte, geprägt von Widerständen

Doch inmitten des wirtschaftlichen Erfolgs standen dunkle Schatten. In den 1920er Jahren repräsentierte das Kaufhaus die jüdischen Wurzeln in einer Zeit, in der antisemitische Strömungen zunahmen. Am 1922 kam es zu einer antijüdischen Demonstration vor dem Kaufhaus. Diese Demonstrationen beschleunigten die Ablehnung jüdischer Geschäfte durch die Gesellschaft. Die Gräueltaten der Nationalsozialisten ab 1933 führten zu massiven Umsatzeinbrüchen, unter anderem durch Boykott-Aufrufe und Schmierereien an den Schaufenstern. Die wirtschaftlichen Verluste waren dramatisch.

Die Situation spitzte sich zu, als 1936 Isidor Bach und sein Neffe Carl gezwungen waren, ihre Anteile an das führende Personal, namentlich Johann Konen, zu übertragen. Auch wenn dieser nicht jüdischer Abstammung war, verkürzte er den Prozess für Bach, der 1939 ins Exil in die Schweiz floh. Das Eigentum an dem Warenhaus wurde schließlich konfisziert.

Transformation von Bach zu Konen und die vergessene Geschichte

Mit dem Kauf des Gebäudes durch Konen im Jahr 1939 für einen Preis, der weit unter dem tatsächlichen Wert lag, begann eine neue Ära für das Kaufhaus. Konen führte das Geschäft erfolgreich weiter, jedoch ohne die jüdische Geschichte zu ehren. Als das Unternehmen 2006 seinen 70. Geburtstag feierte, geriet die verzweifelte Ignoranz der Vergangenheit in den Fokus der Öffentlichkeit. Diese Alltagsgeschichte, vollständig von Diskriminierung und Verfolgung geprägt, steht im direkten Kontrast zur glamourösen Fassade des Kaufhauses und wirft Fragen auf, wie die Gesellschaft mit ihrem dunklen Erbe umgeht.

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