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Wedel bleibt länger am Netz: Verzögerungen beim Energiepark Hafen

Wegen Bauverzögerungen beim neuen Energiepark Hafen muss das Kohleheizkraftwerk Wedel, das Hamburg mit Fernwärme versorgt, länger in Betrieb bleiben als geplant, was die angestrebte Wärmewende bis 2030 weiter erschwert.

Hamburg steht vor einer Herausforderung in der Energiewende. Das Kohleheizkraftwerk Wedel, das die Region mit Fernwärme versorgt, muss länger als ursprünglich geplant in Betrieb bleiben. Schuld an dieser unerwarteten Situation sind Bauverzögerungen beim neuen Energiepark im Hafen, der dazu ausgelegt ist, die veraltete Anlage zu ersetzen. Der von den Hamburger Energiewerken angekündigte Zeitplan sieht eine Inbetriebnahme des Energiespeichers erst nach der Heizperiode 2025/2026 vor.

Christian Heine, Sprecher der Geschäftsführung der Hamburger Energiewerke, erklärte, dass die Bauvorhaben derzeit mit einer Verzögerung von etwa vier Monaten zu kämpfen haben. Ursprünglich war geplant, dass der Energiepark Hafen, der sich im Bereich Dradenau in Schleswig-Holstein befindet, Ende 2025 in Betrieb geht und dann das Kohleheizkraftwerk in den Reservebetrieb überführt. „Wir haben Bauverzögerungen, aber der Zeitplan zur Inbetriebnahme steht“, so Heine.

Wärmeversorgung bleibt bis 2026 gesichert

Die Umstellung auf den neuen Energiepark kann erst erfolgen, wenn dessen reibungsloser Betrieb gewährleistet ist. Heine betonte, dass die Wärmeversorgung bis nach der Heizperiode 2025/2026 durch das Kraftwerk Wedel aufrechterhalten werden muss, um die Versorgungssicherheit nicht zu gefährden. Künftige Inbetriebnahmen hängen von der stabilen Performance der neuen Anlage ab. Ein genaues Datum für die komplette Stilllegung des Kohlekraftwerks kann derzeit nicht genannt werden.

Ursprünglich hatte der Senat eine Abschaltung bis zum Frühjahr 2026 in Aussicht gestellt. Hamburg strebt an, bis 2030 aus der Kohlenutzung in der Wärmeversorgung auszusteigen. Auch das Heizkraftwerk Tiefstack im Hamburger Osten soll bis dahin abgelöst werden.

Der Energiepark Hafen gilt als zentraler Bestandteil der Hamburger Wärmewende. Er ist so konzipiert, dass er verschiedene Wärmequellen nutzt, darunter Abwärme aus Industrieanlagen, die Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm und die Abwasserverwertung des Klärwerks Dradenau. Ein innovativer 50 Meter hoher Thermotank, der heißes Wasser speichert, wird dabei eine wesentliche Rolle spielen. Diese hocheffiziente Gas- und Dampfturbinen-Anlage (GuD) soll bei Bedarf nicht nur Wärme, sondern auch Strom erzeugen.

„Das Projekt Energiepark Hafen ist extrem komplex“, sagte Heine. „Es sind viele Gewerke gleichzeitig beteiligt, und die Verzögerungen resultieren aus der Koordination dieser zahlreichen Baustellen.“ Die Arbeiten schreiten jedoch mit Hochdruck voran.

Kostensteigerungen durch Krisengegebenheiten

Die Inflation und die geopolitischen Krisen haben nicht nur Zeitverzögerungen, sondern auch Kostensteigerungen mit sich gebracht. Für die KWK-Anlage auf der Dradenau wurden ursprünglich 600 Millionen Euro eingeplant, doch diese Kosten sind aufgrund höherer Materialpreise und Personalkosten bereits stark angestiegen. Bis zum Jahr 2028 plant Hamburg, insgesamt rund 2,85 Milliarden Euro in die Wärmewende zu investieren.

Der Bau des neuen Energieparks zeigt bereits Fortschritte. Bei der Anfahrt über die Autobahn fällt der neue Wärmespeicher auf, der mittlerweile fast vollständig mit Wasser gefüllt ist. Diese Struktur wird bald isoliert und anschließend begrünt. „Der Slowenische Wärmespeicher ist das Herzstück dieser Anlage und wird bald in voller Pracht erstrahlen“, sagt der Planungsleiter Andreas Buchheim.

Neben dem Wärmespeicher entstehen auch Betriebsgebäude auf dem Gelände, das auf einem Fundament von über 1.600 langen Pfählen errichtet wird. Zudem sind bereits Fernwärmeleitungen verlegt worden. Bislang wurden rund 20.000 Kubikmeter Beton verbaut und nahezu 1.500 Tonnen Baustahl montiert.

Um die Wärme vom Energiepark ins Fernwärmenetz zu bringen, wird seit November letzten Jahres ein Tunnel mit dem Vortriebsmaschinen „Hermine“ gegraben. Diese Maschine hat bereits ein Drittel der Strecke bewältigt und nimmt mit einer Geschwindigkeit von acht bis zehn Metern pro Tag Fortschritte. Das Endziel der Bohrung ist der Hindenburgpark in Othmarschen. Nach Abschluss der Arbeiten wird der Zielschacht wiederhergestellt, sodass keine weiteren sichtbaren Spuren der Baustelle zurückbleiben.

Mit all diesen Entwicklungen geht Hamburg einen entscheidenden Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und klimaneutralen Wärmeversorgung. Die Herausforderung bleibt jedoch, die Pläne trotz der immerwährenden Unwägbarkeiten zu realisieren.

dpa

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