Die bevorstehenden Wahlen in Thüringen und Sachsen am Sonntag werfen ihre Schatten voraus, und als ob es nicht schon genug politisches Feuer gäbe, sorgt die Supermarktkette Edeka mit einer provokanten Werbekampagne für Aufregung. Edeka hat gegen die AfD, die Rechtspartei, die in den Umfragen gut abschneidet, eine Anzeige geschaltet, die direkt auf die Farbe Blau anspielt, ein Symbol, das der Partei zugeordnet wird. Dies hat nicht nur die politischen Gemüter erhitzt, sondern auch einen Filialleiter aus Halberstadt in Sachsen-Anhalt auf die Barrikaden getrieben.
Der besagte Edeka-Filialleiter hat sich mit einem klaren Statement geäußert, das in sozialen Medien große Wellen schlug. In einem öffentlichen Post ließ er durchblicken, dass er der Anti-AfD-Anzeige vehement widerspricht und diese nicht mit seiner Filiale in Verbindung bringen möchte. “Ich lehne dies ab!”, betonte er, und durchstich die Edeka-Anzeige symbolisch mit einem roten Kreuz. Er macht deutlich, dass sein Supermarkt ein Ort für alle Menschen sein sollte, unabhängig von politischen Überzeugungen.
Politische Neutralität im Einzelhandel?
„Wir beziehen zu politischen Themen keine Stellung!“, erklärte der Marktleiter, und gab seiner Fassungslosigkeit über die Entscheidung der Unternehmensführung Ausdruck. Er sah die Anzeige als ein potenzielles Ausschlussmittel für Kunden, die die AfD wählen oder in der Vergangenheit gewählt haben. In seinen Augen geht es beim Lebensmitteleinzelhandel um das Grundprinzip der Offenheit und der Neutralität. „Ich bin Lebensmitteleinzelhändler, kein Politiker!“, unterstrich er eindrucksvoll.
Edekas Anzeige ist mehr als nur ein einfacher Werbeaufruf; sie ist mit einer klaren Botschaft versehen, die besagt, dass Blau als eine Warnfarbe gilt, was sich leicht als Anspielung auf die AfD deuten lässt. Die Werbung, die in namhaften Medien wie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und „Die Zeit“ erschienen ist, verwendet eine bildliche Darstellung von buntem Obst und Gemüse und lässt die blaue Farbe bewusst weg. “Die Evolution hat uns gelehrt: Blau ist keine gute Wahl”, wird in der Anzeige postuliert. Damit wird die AfD, die in vielen Bundesländern bei Wahlen stark vertreten ist, in einem schlechten Licht dargestellt.
Edeka und die gesellschaftliche Verantwortung
Mit dieser Werbung versucht Edeka, eine klare Position zu beziehen, besonders im Hinblick auf die Rechtsextremismus-Vorwürfe, die die AfD umgeben. Bei den bevorstehenden Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen gehen die dortigen Landesverbände der AfD als gesicherte rechtsextreme Gruppierungen an den Start. Die Kette macht sich somit auch zum Anwalt einer vielfältigen Gesellschaft. „In Deutschland sind ‘die Blauen’ schon heute die größte Bedrohung einer vielfältigen Gesellschaft“, heißt es in der Annonce. Im Zusammenhang mit der anstehenden Brandenburg-Wahl wurde die AfD erneut als verfassungsrechtlicher Verdachtsfall eingestuft, was die politische Diskussion zusätzlich anheizt.
Die Reaktion des Markleiters stellt die Frage nach der angemessenen Rolle von Unternehmen in der Politik und dem gesellschaftlichen Diskurs. Hat ein Einzelhandelsunternehmen das Recht, sich politisch zu positionieren, oder schadet dies dem Geschäft? Vor dem Hintergrund von Edekas Faktoren, wie Kundenbindung und Marktanteil, könnte eine solche Entscheidung potenziell gegensätzliche Reaktionen hervorrufen – von der Zustimmung des einen Lagers bis hin zur Ablehnung durch das andere.
In einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Wirtschaft und Politik zunehmend verschwimmen, bleibt abzuwarten, wie sich andere Unternehmen positionieren werden und ob ähnliche Kontroversen im Vorfeld zukünftiger Wahlen auftreten werden. Die Edeka-Kette hat mit dieser Kampagne ein klares Zeichen gesetzt, aber was denken die Kunden wirklich darüber? Die Meinungen können hier stark variieren.