Im Volkswagen-Konzern beeindruckt das Gehalt der Top-Manager oft mit Millionenbeträgen, was umso bemerkenswerter erscheint, wenn man die damit verbundenen Anforderungen an Leistung und Loyalität betrachtet. Ein herausragendes Beispiel dafür ist Dr. Ulrich Eichhorn, ein 63-jähriger Ingenieur mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung im Top-Management von Volkswagen, der unter anderem die Entwicklung und Forschung des gesamten Konzerns leitete und als Technikvorstand von Bentley tätig war.
Doch jüngste Enthüllungen decken auf, dass der renommierte Manager auch in fragwürdige Nebengeschäfte involviert ist. Laut Recherchen von BILD steht Eichhorn in Verbindung mit der Prime Solid Holding GmbH, einem Berliner Unternehmen, das eine neuartige Feststoffbatterie für die Elektromobilität entwickelt und sich somit im direkten Wettbewerb mit Volkswagen’s Joint-Venture QuantumScape sieht.
Schattenspiele im Autobauer
Die Feststoffbatterie gilt als eine der vielversprechendsten Technologien im Bereich Elektromobilität. Eichhorn erkannte bereits 2017 das Potenzial besagter Technologie und spielte eine entscheidende Rolle im Investment von Volkswagen in QuantumScape. Dieses Unternehmen hält die Hoffnung des Autobauers auf einen technologischen Durchbruch in der Batterieforschung.
Ungeachtet dieser zentralen Rolle bei Volkswagen ist es besonders brisant, dass Eichhorn parallel in einem Unternehmen tätig ist, das in direkter Konkurrenz zu seiner eigenen Firma steht. Er soll sein Gehalt über Umwege in die Konkurrenzfirma gelenkt haben, was Fragen hinsichtlich seiner Loyalität aufwirft. Ein wichtiger Punkt hierbei ist die Beteiligung der eidgenössischen Aktiengesellschaft „Value Grid Ventures“ an Prime Solid, die Anfang 2021 zustande kam, und die unter anderem durch Eichhorns eigene „Sciurus GmbH“ vermittelt wurde.
Ermittlungen und Geheimnisse
Die Situation ist noch komplizierter geworden durch eine laufende Staatsanwaltschaftsermittlung gegen einen Ex-Mitarbeiter von Prime Solid, der wegen des Missbrauchs von Geschäftsgeheimnissen unter Verdacht steht. Laut Justizakten hatte Eichhorn offenbar enge Verbindungen zu diesem Mitarbeiter, was die Ermittler zwingt, seine Rolle und ein dubioses Treffen zwischen beiden Personen näher zu untersuchen.
Auf Anfragen von BILD reagierte Eichhorn zurückhaltend; sein Anwalt bestreitet jeglichen Vorwurf, dass Eichhorn seine Beteiligungen nicht gesetzlich dekistierte oder gegen Wettbewerbsverbote verstieß. Das VW-Management hingegen gibt sich vorsichtig, betont jedoch die laufende interne Prüfung des Sachverhalts und verweist auf Datenschutzbestimmungen sowie arbeitsrechtliche Verpflichtungen, die eine detaillierte Antwort erschweren.
Unterdessen äußert Prime Solid, dass man eine öffentliche Konfrontation oder schädliche PR gegen einen Mitgesellschafter nicht unterstützend an den Tag legen wolle und verweist auf eine bestehende Treuepflicht. Diese Entwicklung könnte weitreichende Folgen für das Vertrauen in das Top-Management bei Volkswagen haben und stellt die Integrität des Unternehmens in einem kritischen Licht dar. Die Untersuchung und der öffentliche Druck könnten den Autobauer zwingen, Transparenz zu schaffen und die Mechanismen des Managements zu hinterfragen, um derartige Verwicklungen zukünftig zu vermeiden.