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Abtreibungsgesetze in US-Bundesstaaten

"US-Präsidentschaftswahl: Abtreibungsrechte im Zentrum des Kampfes zwischen Kamala Harris und Donald Trump – entscheidet sich das Schicksal in den Bundesstaaten?"

Abtreibungsrechte stehen in den USA erneut im Mittelpunkt, da das Land sich auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen vorbereitet. Die Diskussion zwischen der demokratischen Vizepräsidentin Kamala Harris und ihrem republikanischen Herausforderer Donald Trump hat neuen Schwung erhalten. Seit dem Obersten Gerichtshof 2022 die Entscheidung Roe v. Wade aufhob, gibt es kein verfassungsmäßiges Recht auf Abtreibung mehr. Diese Entscheidung gab den einzelnen Bundesstaaten die Kontrolle über die Abtreibungsgesetze zurück.

Die derzeitige Situation ist ein Flickenteppich von Gesetzen, die je nach Bundesstaat stark variieren. Einige Staaten haben Abtreibungen vollständig verboten, während andere den Eingriff während der gesamten Schwangerschaft erlauben. Dieses rechtliche Durcheinander wird sich nach den Wahlen im November erneut ändern, je nachdem, wer gewinnt. Kamala Harris hat versprochen, die Abtreibungsrechte auf Bundesebene wiederherzustellen, während Trump das Thema weiterhin den Staaten überlassen möchte.

Die Bedeutung von Roe v. Wade

Roe v. Wade war ein wegweisendes Urteil des Obersten Gerichtshofs aus dem Jahr 1973. Es entschied, dass das Recht einer Frau auf Abtreibung bis zur sogenannten „fötalen Lebensfähigkeit“, etwa 24 Wochen nach der Empfängnis, von der US-Verfassung geschützt sei. Dieses Urteil legte einen Rahmen fest, der Abtreibungen nach einem Trimester-System regelte.

Im ersten Trimester wurde Frauen ein nahezu uneingeschränktes Recht auf Abtreibung zugesprochen. Im zweiten Trimester konnten Regelungen zum Schutz der Gesundheit der Frau erlassen werden. Im dritten Trimester durften Staaten Abtreibungen verbieten, sofern Ausnahmen für die Gesundheit und das Leben der Mutter gemacht wurden. Dieser Rahmen blieb fast 50 Jahre lang bestehen, bis das Urteil 2022 aufgehoben wurde.

Der aktuelle Status der Abtreibungsgesetze in den USA

Seit der Aufhebung von Roe v. Wade hängt der Zugang zu legalen Abtreibungen in den USA stark vom Wohnort ab. Ab August 2024 haben 17 Staaten, darunter Texas, Florida und Alabama, fast alle Abtreibungen verboten und setzen die Grenze oft bei sechs Wochen nach der Empfängnis fest. Es gibt meist nur enge Ausnahmen für Fälle von Vergewaltigung, Inzest oder zur Rettung des Lebens der Mutter.

Weitere acht Bundesstaaten erlauben eingeschränkten Zugang, indem sie die Abtreibung zwischen der 12. und 23. Woche der Schwangerschaft verbieten. Die verbleibenden 25 Staaten sowie der District of Columbia schützen das Abtreibungsrecht. Von diesen haben neun Staaten und DC keine Einschränkungen hinsichtlich der Schwangerschaftsdauer. Nur 1% aller Abtreibungen in den USA finden nach der 21. Schwangerschaftswoche statt, und diese werden meist aufgrund medizinischer Komplikationen durchgeführt.

Medikamentöse Abtreibung und deren Herausforderungen

Die medikamentöse Abtreibung ist inzwischen die gängigste Methode zur Beendigung einer Schwangerschaft in den USA. Sie basiert auf zwei Medikamenten – Mifepriston und Misoprostol -, die bis zur 10. Woche der Schwangerschaft zugelassen sind. In den Staaten, die Abtreibungen verbieten, ist auch diese Methode verboten. Einige Ärzte in abtreibungsfreundlichen Staaten verschreiben die Medikamente jedoch und senden sie per Post an Patientinnen in restriktiveren Staaten. Daraus resultieren zusätzliche gesetzliche Maßnahmen von abtreibungsfeindlichen Staaten, um den illegalen Gebrauch dieser Medikamente zu unterbinden.

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage zeigt, dass zwei Drittel der Amerikaner den legalen Zugang zu Abtreibungen unterstützen. Zudem geben 32% an, dass sie nur für einen Kandidaten stimmen würden, der ihre Meinung zu Abtreibungen teilt. Dies könnte den Demokraten, insbesondere Kamala Harris, bei den bevorstehenden Wahlen zugutekommen.

Zusätzlich zu den Wahlen sind in elf Staaten, darunter Florida, Arizona, Maryland und Nebraska, Referenden über den Zugang zu Abtreibungen für den November geplant.

Globale Perspektive zu Abtreibungsgesetzen

Verglichen mit anderen Industrienationen sind die Abtreibungsgesetze in den USA mittlerweile restriktiver. Laut dem Council of Foreign Relations erlaubt die Mehrheit der Länder Abtreibungen zumindest unter bestimmten Umständen. In den letzten 30 Jahren haben über 60 Länder ihre Abtreibungsgesetze geändert und fast alle haben den Zugang erweitert. Länder wie Irland, Frankreich und das Vereinigte Königreich haben ebenfalls vergleichsweise liberale Abtreibungsgesetze etabliert, während Kanada keine räumliche Begrenzung für Abtreibungen hat.

Die kommenden Wahlen und die verschiedenen Referenden in den Bundesstaaten könnten erneut maßgebliche Änderungen in der Landschaft der Abtreibungsrechte in den USA bewirken. Dies zeigt, wie kontrovers und dynamisch das Thema weiterhin bleibt.

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