In einer eindringlichen Ansprache hat der polnische Präsident Andrzej Duda bei einer Gedenkfeier in Wielun die dringende Forderung nach Entschädigungen von Deutschland für die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden erneut in den Vordergrund gerückt. Er betonte, dass „Vergebung und Schuldanerkenntnis eine Sache“ seien, doch die „Wiedergutmachung des Schadens“ eine ganz andere. Diese Thematik ist seit 80 Jahren nicht befriedigend gelöst, was Duda als untragbar erachtet.
Das Gedenken fand an einem historisch bedeutsamen Ort statt, wo am 1. September 1939, kurz bevor die Kämpfe auf der Westerplatte in Danzig begannen, die deutsche Luftwaffe Wielun bombardierte. Bei diesem Angriff, der den Beginn des Zweiten Weltkriegs markieren sollte, starben Schätzungen zufolge etwa 1.200 Zivilisten. Der Verlust an Menschenleben in Polen während des gesamten Krieges wird auf bis zu sechs Millionen geschätzt, einschließlich der vollständigen Zerstörung der Hauptstadt Warschau.
Forderungen der PiS und die momentane Regierung
Präsident Duda, Mitglied der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), stellte heraus, dass seine Partei einen Betrag von 1,3 Billionen Euro an Reparationen von Deutschland gefordert hat. Diese Summe ist nicht nur eine Zahl, sondern ein Ausdruck der historischen Last und des Traumas, die die polnische Gesellschaft bis heute prägen.
Im Gegensatz dazu hat die derzeitige pro-europäische Regierung unter Premierminister Donald Tusk diese Forderung nicht wesentlich aufgegriffen. Während der deutsch-polnischen Regierungskonsultationen im Juli diesen Jahres war das Thema Entschädigungen zwar vorhanden, jedoch ohne klare Zusagen oder nennenswerte Summen. Bundeskanzler Olaf Scholz signalisierte Unterstützung für die Überlebenden der deutschen Besatzung, konkretisierte aber keine Beträge.
Erinnerung an Vergangenheit und Zukunft
Am gleichen Tag führte Donald Tusk bei einer anderen Gedenkveranstaltung an der Westerplatte die Übergriffe des Deutschen Reiches an, indem er die erste militärische Attacke um 4.45 Uhr erwähnte, die den Überfall auf Polen einläutete. Seiner Meinung nach muss aus den Lehren der Geschichte eine klare Botschaft hervorgehen: „Heute müssen wir sagen: ‚Nie wieder Einsamkeit‘.“ Der Verweis auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verdeutlicht die sicherheitspolitischen Herausforderungen, die Polen und Europa gegenwärtig erleben.
Außenministerin Annalena Baerbock brachte die Notwendigkeit zum Ausdruck, dass die deutsch-polnische Freundschaft auf einem soliden Fundament aus Verantwortung und Pflicht basieren sollte, das sich aus den Herausforderungen der Vergangenheit speist. Sie betonte, dass alle Polen in der Lage sein sollten, sich gegenseitig beizustehen und die Kraft einer solidarischen Freundschaft zu bewahren.