Eine der größten Handball-Mannschaften Deutschlands steht vor einer entscheidenden Wende in ihrer Geschichte. Der THW Kiel, bekannt für seinen Rekordmeister-Status, hat in der letzten Saison die direkte Qualifikation zur Champions League verpasst. Stattdessen landete das Team auf Platz vier und musste zusehen, wie der SC Magdeburg mit einem deutlichen Vorsprung von 15 Punkten den Meistertitel nach Hause brachte. Ein Umstand, der für die Kieler, die stets den höchsten Ansprüchen gerecht werden wollen, äußerst schmerzhaft ist.
Gerade in der Champions League, dem sportlichen Schaufenster des Handballs, wollen die Kieler an die Spitze zurückkehren. Geschäftsführer Viktor Szilagyi äußert klar: „Es tut uns nicht gut, nicht Champions League zu spielen. Natürlich wollen wir da hin.“ Dieses Ziel, wieder in der Königsklasse zu spielen, fördern die Verantwortlichen mit einem ambitionierten Plan.
Der Rückkehrer: Andreas Wolff
Im Zentrum des Plans steht die Rückkehr von Nationaltorwart Andreas Wolff zum THW Kiel, der für etwa 300.000 Euro Ablöse vom polnischen Topklub Kielce verpflichtet wurde. Damit kehrt der Europameister von 2016 nach seinem Weggang im Jahr 2019 zurück. Wolff wird als entscheidende Kraft gesehen, eine Lücke zu schließen, die nach dem Abgang von Niklas Landin Jacobsen entstanden ist. Als Schwachstelle wurde diese im letzten Jahr oft bezeichnet, und nun liegt es an Wolff, die Defensive zu stabilisieren und dem Team neue Energie zu verleihen.
„Ich glaube nicht, dass eine Personalie alles ändert“, betont Wolff, bringt jedoch auch Optimismus mit: „Wenn wir es schaffen, die Leistungen in der Champions League auch in der Liga konstant zu zeigen, dann spielt der THW auf jeden Fall um die Meisterschaft mit.“ Der Druck lastet auf den Schultern des Torwarts, aber auch auf dem gesamten Team, das sich in einem Umbruch befindet.
Die Kieler haben nicht nur im Tor Veränderungen vorgenommen. Die rechte Seite des Spiels wurde nahezu komplett neu besetzt. Mit Emil Wernsdorf Madsen aus Dänemark, Lukas Zerbe von Lemgo und dem ungarischen Nationalspieler Bence Imre kommen frische Kräfte ins Team, die darauf warten, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Trainer Filip Jicha setzt große Hoffnungen in diese Neuzugänge und hofft auf mehr Stabilität in der Mannschaft.
Verletzungspech und die Hoffnung auf junge Talente
Die Situation wird allerdings durch Verletzungen kompliziert. Harald Reinkind, ein wichtiger Spieler, musste sich einer Operation an beiden Fersen unterziehen und wird erst 2025 auf das Handballfeld zurückkehren können. Auch Tomas Mrkva, ein weiterer Torwart, wurde operiert, soll jedoch in etwa einem Monat wieder einsatzbereit sein.
Angesichts dieser Herausforderungen ist es umso wichtiger, dass sich auch junge Talente wie Elias Ellefsen á Skipagøtu beweisen. Szilagyi fordert nun eine Steigerung von ihm: „Es gibt Punkte, die er lernen muss. Wir werden ihn brauchen für den Angriff auf die Spitze.“ Dies zeigt den klaren Fokus des THW Kiel, sowohl auf erfahrene Spieler als auch auf aufstrebende Talente zu setzen, um den Weg zurück an die Spitze zu finden.
Der THW Kiel hat damit nicht nur die Ambition, die Rückkehr in die Champions League zu schaffen, sondern auch eine Mannschaft aufzubauen, die langfristig in der höchsten Liga des Handballs konkurrenzfähig bleibt. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu überprüfen, ob dieser kräftige Neuanfang auch tatsächlich seine Früchte trägt.