In der Hansestadt Rostock wird aktuell ein 50-jähriger Bestattungsunternehmer namens Enrico B. wegen mehrfachen Betrugs vor Gericht gestellt. Der Mann, der in der Nachbarschaft von Bentwisch lebt, hat in einem bislang offenbar unaufhörlichen Betrugssystem das Vertrauen eines Rentnerehepaars ausgenutzt und sich somit zahlreiche finanzielle Vorteile verschafft. Diese Vorfälle sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs und zeigen ein Muster von Täuschung und finanzieller Ausbeutung auf, das ihn bereits in der Vergangenheit vor das Gericht brachte.
Am 2. September erschien Enrico B. wieder im Amtsgericht Rostock, wo er sich für neun konkrete Betrugsfälle verantworten musste. Zu den Vorwürfen gehört unter anderem die Erpressung von 4.200 Euro für einen nicht erteilten Energiepass, den das Ehepaar gutgläubig bezahlte. Die Machenschaften des Angeklagten umspannten aber nicht nur diese Forderung, sondern auch die Erhebung pretitiertierter Rechnungen für angebliche Reparaturen und Leistungen, die von ihm nie beauftragt wurden.
Unfassbare Forderungen und große Beträge
Im Verlauf seiner betrügerischen Aktivitäten brachte Enrico B. das Rentnerehepaar dazu, ihm 70.000 Euro für nicht existente Heizungsreparaturen zu überweisen. Obwohl diese Summe zwischen ihnen aufgeteilt werden sollte — 30.000 Euro für das Ehepaar und 40.000 Euro für Enrico B. — landete das Geld auf dem Konto seiner Tochter. Zudem beantragte er ein Darlehen von 40.000 Euro mit der Absicht, es innerhalb von drei Wochen zurückzuzahlen, was er jedoch nicht einhielt. Der Betrag, den er bisher zurückbezahlt hat, beläuft sich auf nur 9.600 Euro.
Zusätzlich beauftragte Enrico B. eine Dacherneuerung über 37.700 Euro, für die einer seiner Nachunternehmer eine Anzeige gegen ihn stellte, um die ausstehende Zahlung einzufordern. Solche Aktionen und Versprechungen, die er nicht einhalten wollte, brachten die Staatsanwaltschaft dazu, die Vermutung aufzustellen, dass er langfristig naive Rentner als Einnahmequelle ausnutzen wollte. Trotz zurückgezahlter Beträge lastet auf ihm noch eine Schuldenlast von 106.000 Euro.
Geständnis ohne Reue
Bei der Verlesung der Anklage erklärte der Verteidiger des Angeklagten in einem Rechtsgespräch, dass ein glaubwürdiges Geständnis möglicherweise eine Strafmaß von zwei Jahren und sieben Monaten bis drei Jahren und elf Monaten zur Folge haben könnte. Enrico B. stimmte diesem Vorschlag zu, doch während seines Geständnisses zeigte er keine Anzeichen von echter Reue. Unbeteiligt nickte er, als der Richter seine Erklärung zusammenfasste und notierte, dass er die Erklärung zu eigen mache, was die Entschlossenheit des Angeklagten unterstrich.
Es bleibt abzuwarten, wie es weitergeht, denn bereits am 20. November wird Enrico B. abermals vor Gericht erscheinen. Diesmal wird er sich für frühere Begehungen verantworten müssen, bei denen er in der Rolle als Trauerberater das Vertrauen von Frauen ausnutze und sie um insgesamt 200.000 Euro betrog. Ein weiterer Prozess ist ebenfalls in der Planung. Eine Gruppe ehemaliger Geschäftsführer eines Bestattungsunternehmens in Rostock hatte ihm all ihr Vermögen anvertraut in der Hoffnung, dass er das Unternehmen übernehmen würde. Allerdings hatte er bislang keinen Cent dafür gezahlt und steht auch in diesem Fall vor dem Gericht.