Von Lea Holland
Es ist das Jahr 2024, und das Mannheimer Capitol lädt sein Publikum zu einer besonderen Reise zurück in die turbulente Zeit der Zwanziger Jahre. Unter dem Titel „Weltuntergangsparty“ präsentiert die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, unter der Leitung des charismatischen Dirigenten Ernst Theis, eine mitreißende Show, die das rauschende Leben der Goldenen Zwanziger mit einem modernen Twist verbindet. Die Mischung aus Kästners literarischem Erbe, musikalischen Klassikern und dem Glanz vergangener Jahrzehnte lässt die Herzen der Zuschauer höherschlagen und schafft eine unvergessliche Atmosphäre.
Die Inszenierung präsentiert nicht nur die Werke des bedeutenden Autors Erich Kästner, sondern führt auch durch verschiedene Epochen der Musikgeschichte, beginnend mit den prächtigen Melodien der 1920er, gefolgt von den ikonischen Hits der 1970er und 1980er Jahre. Dies geschieht mit einer leidenschaftlichen Darbietung durch die talentierten Vokalisten Hagen und Maram Grohe.
Kulturelle Zeitreise mit Erich Kästner
Erich Kästner, eine herausragende Figur der deutschen Literatur, ließ sich in seinem satirischen Hörspiel „Leben in dieser Zeit“ von den Herausforderungen seiner Zeit inspirieren. Er reflektierte über den Alltag der Menschen, die von Routine und Sehnsucht nach Sinn geprägt waren. Kästners Werke zeigen die Verlorenheit in der Großstadt und die Hoffnung auf Veränderung, die zu einer tiefen emotionalen Resonanz bei den Zuhörern führt. Mit Zeilen, die von der Melancholie des Lebens zeugen, schafft er eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.
So wird im Schaffensprozess von Kästner deutlich, dass die Sorgen und Träume trotz des fortschreitenden Zeitgeists nicht verloren gegangen sind. Die Darbietung führt durch Kästners Gedankenwelt und lässt das Publikum innehalten und reflektieren.
Die musikalische Reise umfasst auch moderne Klassiker, die den Puls der Zeit widerspiegeln. Madonna’s „Material Girl“ lässt die Zuschauer laut mitsingen und zeigt, wie sich die Themen von Konsum und Individualismus über Jahrzehnte hinweg verlagert haben. Hier wird deutlich: Jeder ist Teil des großen Ganzen, und die Sehnsucht nach mehr ist universell.
Ein Fest der Dekadenz und des Glamours
Ein wesentlicher Bestandteil der Show ist die Hommage an das opulente Leben der Zwanziger Jahre, in der Glamour, Spaß und Dekadenz im Vordergrund stehen. Mit der Interpretation des Jazz-Hits „Puttin’ On The Ritz“ zeigt das Orchester, wie Musik eine Brücke über die Zeit bauen kann. Der Abend bleibt nicht nur bei den nostalgischen Klängen haften, sondern fächert auch fröhlich den Reichtum der Musikgeschichte auf, bis hin zu Igor Strawinsky, dessen Werke die Zuschauer in eine perfekte musikalische Symbiose entführen.
Alle Vorurteile beiseite, das Publikum wird in ein schillerndes Chaos der Klänge gezogen, das sowohl erheiternd als auch herausfordernd ist – ganz im Geiste der Zeit, in der die Grenzen zwischen Hoch- und Popkultur verschwommen waren.
Und am Ende des Abends, als die ersten Takte von Beethovens 7. Sinfonie erklingen, zündet das Orchester das Feuerwerk der Emotionen, bleibt aber dem Trend der abwechslungsreichen Darbietung treu, indem es einen Pop-Remix präsentiert. So trifft Klassik auf moderne Klänge und verzaubert damit Zuschauer aller Altersgruppen.
Insgesamt zeigt die Veranstaltung im Mannheimer Capitol eindrucksvoll, wie Musik und Literatur auch heute noch zeitlose Themen behandeln können. Sie öffnet das Herz und die Sinne der Zuschauer und entführt sie in eine Welt voller Nostalgie und Hoffnung. Die Verbindung zwischen den dekadenten Klängen der Zwanziger Jahre und der Gegenwart ist nicht nur eine künstlerische Unterbrechung, sondern ein Erlebnis, das tief im Gedächtnis bleibt. Der Abend endet mit dem kraftvollen Aufruf zurück ins Leben, und die Zuschauer gehen mit dem Gefühl, dass eine Nacht in dieser Form wiederholt werden muss.